Aus der Traum vom Wüstenmärchen
Das Wüstenmärchen ist ausgeträumt und unsere Handballer sind bei der WM 2015 in Katar gegen die Gastgeber ausgeschieden, spielen nur noch um die Plätze… Während Katar im Halbfinale steht, konnte unsere Mannschaft nicht an die Leistungen der vorhergehenden Spiele anknüpfen, zeigte sich anschließend auch selbstkritisch. Viele Spieler sprachen von “zu vielen Fehlern, zu vielen Freien, die liegen gelassen wurden” usw. Einige sahen auch im Schiedsrichter-Gespann den Grund der Niederlage. Trotz allem ist es ein Erfolg, denn hätte es diese ominöse Wildcard des Weltverbandes IHF nicht gegeben, wären unsere Handballer überhaupt nicht Teil dieser WM gewesen.
Starke Leistung von Carsten Lichtlein
Ein Mann hat sich bei dieser Meisterschaft mit seinen Leistungen in den Vordergrund gedrängt. Torhüter Carsten Lichtlein spielte sehr stark auf und zeigte sein Können. Jahrelang stand er geduldig im Schatten seiner Kollegen – ohne ein Wort des Klagens oder Maulens, was nicht selbstverständlich ist. In Katar hat er sich sozusagen “freigeschwommen” und das freut mich persönlich sehr. Denn ich kenne Carsten seit seiner Zeit beim derzeitigen Drittligisten TV Kirchzell. Damals kam er als Jungspund von der TG Heidingsfeld in den Odenwald und in all den Jahren, egal ob er beim TV Großwallstadt, beim TBV Lemgo oder jetzt beim VfL Gummersbach unter Vertrag stand, entwickelte sich eine Freundschaft.
Während ich, teils berufsbedingt, teils privat, die WM 2007 vom ersten Tag an begleiten durfte, sah ich diesmal nicht ein einziges Spiel. Grund: ich besitze kein Sky. Doch dank Carsten war ich immer auf dem Laufenden. Vor dem Spiel gegen Ägypten schrieb ich eine kleine Geschichte über ihn, die hier nachzulesen ist. Und ausgerechnet in dieser Begegnung wurde er als “Man of the Match” ausgezeichnet.
Sonntag, 26. Januar 2015:
Während es bei uns in Aschaffenburg ein bisschen geschneit hat, scheint in Doha am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr bereits die Sonne und es sind 20 Grad. National-Torhüter und ehemaliger TVG-Spieler, Carsten Lichtlein, gibt uns einen kleinen Rück- und Ausblick aus dem „Frankenzimmer“ im Hilton Hotel in Doha. Frankenzimmer deshalb weil er es sich mit Michael Müller, ebenfalls ein Ex-Großwallstädter, das Zimmer teilt. „Wir verstehen uns beide sehr gut und es harmoniert“, sagt Lichtlein. Der Frühaufsteher ist bereits vom Frühstück zurück, während sein Zimmerkollege noch mit den anderen Spieler einen Plausch hält oder beim Physio vorbeischaut.
„Die Abläufe sind immer gleich. An einem freien Tag stehen Pressetermine an, dann Besprechung, Mahlzeiten und Training“, erzählt uns der Keeper. Die Tour in die Wüste vor ein paar Tagen hat der Mannschaft viel Spaß gemacht und war eine schöne Abwechslung. „Aber ich glaube, unsere Fahrer haben nur 25 Prozent gegeben – aus Rücksicht auf uns und damit keinem von uns schlecht wird“, grinst er. Ansonsten war es für alle Beteiligten ein Erlebnis. „Wir haben in einem Wüstencamp Spezialitäten des Landes gegessen, haben einiges über Land und Leute erfahren. Es war einfach schön.“
Die Stimmung innerhalb des Teams könnte nicht besser sein. War dieser bisherige Erfolg zu erwarten? „Ich glaube in der Art nicht. Wir als Team wollten natürlich von Anfang an Vollgas geben. Aber ich glaube, von den Außenstehenden hat dies keiner erwartet.“ Einer der Garanten ist der gebürtige Würzburger. Er freut sich, dass er, wie bereits bei den Quali-Spielen, die Chance von Trainer Dagur Sigurdsson bekommen hat und diese letztlich auch nutzen konnte. „Bis auf das Dänemark-Spiel bin ich ganz zufrieden mit meiner Leistung“, bleibt Lichtlein gewohnt selbstkritisch. „Aber ich bin begeistert vom Team. Wir spielen unbekümmert drauf los, versuchen immer das Beste zu geben und Dagur ist der ruhende Pol. Er verbreitet keinerlei Hektik.“
Gegen Ägypten wollen die Deutschen ebenfalls erfolgreich sein. „Wir müssen uns sehr konzentrieren. Die sind stark in der Abwehr, spielen aggressiv. Da heißt es, von Anfang an hellwach sein und unsere Leistung abrufen.”
Die Logen in Katar: