Handball – 3. Liga: Bittere Niederlage für den TV Kirchzell und die HSG Hanau – TV Gelnhausen eilt von Sieg zu Sieg
Liebe Leserinnen, liebe Leser.
In der dritten Handball-Liga ging es vergangenes Wochenende in der Süd-Staffel wieder interessant her. Der TV Kirchzell musste gegen den VfL Gummersbach II eine bittere 31:32-Niederlage hinnehmen. Die HSG Hanau zog im Derby gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden mit 29:30 den Kürzeren und der TV Gelnhausen gewann in Dansenberg mit 28:24.
Auch die weiteren Ergebnisse waren teilweise kurios. Die mHSG Friesenheim-Hochdorf II verlor gegen die TSG Haßloch mit 17:24, der TuS Ferndorf handelte die DJK Waldbüttelbrunn mit 41:30 ab und Dutenhofen/Münchholzhausen und Pohlheim trennten sich mit 28:24. Bleibt noch der VTV Mundenheim. Er überraschte mit dem 28:24 gegen die HG Saarlouis.
Die Enttäuschung stand Spielern sowie Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben. Nach 60 Minuten Kampf, Leidenschaft und unglaublichem Siegeswillen stand der TV Kirchzell gegen die Gäste aus Gummersbach trotzdem mit leeren Händen da. Mit 31:32 zu verlieren, ist wirklich bitter und ein Unentschieden wäre gerechter gewesen. Doch danach wird am Ende nicht gefragt. Was zählt sind die Punkte und die hat die junge Mannschaft von Trainer Goncalo Miranda mit nach Hause genommen.
Nachdem Tom Spieß noch immer geschont wurde und Michael Meyer-Ricks kurzfristig wegen einer starken Erkältung ausfiel, fand sich ein bekannter Name auf dem Spielberichtsbogen. Maximilian Gläser, der aus beruflichen Gründen eine Handball-Pause einlegte, erklärte sich spontan bereit, seinem Verein zu helfen. Und es ging für die Kirchzeller gleich gut los. Nach dem 1:0 setzten sie sich auf 4:2 (4. Minute) ab. Doch in dem temporeichen Spiel drehte der VfL die Partie, führte mit 6:4 und in der 13. Minute sogar mit 8:4. Andi Kunz nahm die Auszeit, Leon David verkürzte, doch Geburtstagskind Moritz Köster, Bruder von Nationalspieler Julian Köster, sorgte wieder für den Vier-Tore-Vorsprung seiner Mannschaft. Die Hausherren behielten in der von Beginn an hektischen und sehr schnell geführten Partie die Übersicht, kamen sukzessive heran und führten in der 23. Minute wieder mit 13:11. Beide Teams standen gut in der Abwehr, gingen oft in die Zweikämpfe und nutzten im Angriff ihre Chancen. Der VfL war technisch sehr versiert und es war die Akademie-Handschrift zu erkennen. Das ebenfalls junge TVK-Team glänzte mit einem sehr starken Kampfgeist und mit Durchsetzungsvermögen. Dem 15:14 vor der Pause ließen Schnellbacher und ein frecher Heber von Leon David das 17:15 folgen und das war auch der Pausenstand. Zwar bekamen die Gummersbacher noch einen Freiwurf nach Ende der regulären Spielzeit zugesprochen. Dieser blieb an der TVK-Deckung hängen. Bis dato hatte sich der VfL bereits sechs Zeitstrafen von insgesamt acht eingehandelt. Hinzu kam, dass sich der 17-jährige Torhüter Oskar Knudsen beim Aufwärmen am Fuß verletzte und nicht eingesetzt werden konnte. VfL-Trainer Miranda sagte, dass dies nun bereits der fünfte Ausfall für sein Team sei.
Tim Häufglöckner erhöhte auf einen Drei-Tore-Vorsprung
Nach dem Wechsel erhöhte der brandgefährliche Tim Häufglöckner auf 18:15 und sorgte auch für das 20:17 (35.). Die Gäste nutzten zwei Fehler der Hausherren, verkürzten auf ein Tor, doch Heinrich und Schnellbacher stellten den alten Abstand wieder her (22:19 – 40.). Dieser hatte bis zur 43. Minute Bestand (23:20). In dieser Phase lief Torhüter Tobias Jörg zur Hochform auf. Egal, was seine Vorderleute vorne versemmelten – er bügelte es hinten mit unglaublichen Paraden wieder aus und hielt sein Team im Spiel. Es ging in die heiße Phase. Der Gegner nutzte seine Chancen gut und ab der 50. Minute stand die Begegnung Spitze auf Knopf. Der TVK legte vor, der VfL zog nach. Die Spannung war kaum zu toppen. Antonio Schnellbacher sorgte vom Punkt für die letzte Führung des TVK (31:30 – 57.). Postwendend glichen die Gäste aus, nahmen die Auszeit und legten zum 32:31 vor. Kirchzell nahm die Auszeit, der VfL verlor im Anschluss den Ball. Der letzte entscheidende Wurf der Hausherren fand zu spät den Weg ins gegnerische Tor.
TVK-Trainer Andi Kunz beglückwünschte den Gegner zu Sieg, bedankte sich für die Unterstützung von den Rängen und meinte: „Gummersbach war technisch sehr gut und wir haben in manchen Situationen die falsche Lösung gefunden. Unser Torhüter Tobias Jörg hat mit einer klasse Leistung uns im Spiel gehalten. Manches in der zweiten Halbzeit ist mir unerklärlich, denn wir sollten Dinge einfach so weiterspielen, wie wir sie vorher gut gemacht hatten. Es waren zu wenig Lichtblicke und einige technische Fehler zu viel. Aber es ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Weiter geht’s.“ Sein Gegenüber freute sich, dass „Kirchzell und wir mit unseren jungen Spielern einen so schnellen und guten Handball spielen und wir auf Augenhöhe agierten. Nach unseren ganzen Ausfällen war dies heute ein schöner Tag für mich.“
Für den TVK geht es nächste Woche bei der starken HG Saarlouis weiter.
Henning Schopper trifft mit dem Abpfiff zum 30:29 Derbysieg
Unglaubliche Szenen spielten sich nach dem Schlußpfiff in der Hanauer Main Kinzig Halle ab. Auf Rodgauer Seite gab es eine Jubeltraube so groß wie ein Mannschaftsbus, während auf Hanauer Seite absolute Fassungslosigkeit herrschte. Unterschiedlicher hätten die Gefühlslagen nicht sein können, doch als Henning Schopper in allerletzter Sekunde aus gut 15 Metern den 30. Treffer für die Baggerseepiraten erzielte, war das Südhessenderby auf dramatische Art und Weise entschieden.
Den besseren Start erwischten die Gastgeber, die schnell ein 2:0 vorlegten, aber die Rodgauer ließen sich nicht lange bitten und warfen ebenfalls die Tormaschine an. Schopper und Horn wirbelten im HSG-Rückraum, dazu kamen immer wieder schöne Anspiele an den in Bestform agierenden Florian Stenger. So entwickelte sich ein ausgeglichenes Derby mit packenden Zweikämpfen und vielen schön herausgespielten Treffern. Nach dem 11:11 des besten Hanauer Torjägers Jonas Ahrensmeier mussten die Baggerseepiraten eine schwierige Phase überstehen, denn innerhalb von einer Minute hagelte es gleich drei Hinausstellungen. Mit großer Laufbereitschaft überstand man die Unterzahlsituation relativ unbeschadet, musste aber mit dem Halbzeitpfiff noch das 16:13 quittieren.
Die Hypothek des 3-Tore Rückstandes war schnell aufgeholt und beim 19:19 durch Flo Stenger konnten die Rodgauer nach längerer Zeit die Anzeigetafel wieder auf Unentschieden stellen. Die Grimmstädter erarbeiteten sich zwar erneut einen knappen Vorsprung, doch dann folgte die beste Phase der Redmann-Jungs. An der sehr stabilen Deckung im Verbund mit dem zusehends heisser laufenden Marco Rhein -unter anderem parierte er einen Siebenmeter- bissen sich die Hanauer zusehends ihre Zähne aus. In der Offensive lief die Maschinerie dagegen wie geölt. Immer wieder fanden sich kreative Lösungen, knackte den Hanauer Abwehrverbund ein ums andere und nach einem 6:1 Lauf lag man unter dem lautstarken Jubel des gut gefüllten Gästeblocks mit 22:25 in Führung. Im Anschluss an ein Hanauer Team-Timeout ergab sich sogar die Gelegenheit, auf vier Tore wegzuziehen. Aber die Chance auf die Vorentscheidung blieb ungenutzt und Hanau kämpfte sich wieder heran.
Beim 28:28 und 29:29 war der Ausgang der Begegnung völlig offen und wenn der Verlauf der letzten Minuten schon bis zu diesem Zeitpunkt nichts für schwache Nerven war, wurde das in den verbleibenden 60 Sekunden noch einmal getoppt. Hanau hatte die letzte Auszeit genommen, Kapitän Yannick Ruppert übernahm die Verantwortung und setzte fünf Sekunden vor dem Abpfiff einen verdeckten Wurf an, der von Marco Rhein glänzend pariert wurde. Den Abpraller sicherte sich Erhard Wunderlich, der gedankenschnell auf den los spurtenden Henning Schopper passte. Aus fast aussichtsloser Position, knapp hinter der Mittellinie feuerte der Linkshänder in Richtung Hanauer Tor, wo dem bis dahin exzellent parierenden Fabian Tomm die Harzkugel durch die Hände rutschte.
TV Gelnhausen landet Sensationssieg in Dansenberg
Der TV Gelnhausen ist die Mannschaft der Stunde in der Süd-West-Staffel. Das junge Team von Trainer Matthias Geiger kann auch nach dem vierten Saisonspiel eine makellose Bilanz vorweisen. Die Barbarossastädter gewannen bei der hochgehandelten TuS 04 Dansenberg sensationell mit 28:24 (13:9) und rangieren überraschend mit 8:0 Punkten hinter Zweitliga-Absteiger TuS Ferndorf und der TSG Haßloch auf dem dritten Tabellenplatz.
Trainer Geiger war nach der Partie mächtig stolz auf seine Mannschaft: „Die TuS Dansenberg hat wahnsinnig starke Spieler in ihren Reihen. Aber wir haben viel gearbeitet unter der Woche und die Jungs haben das sehr gut umgesetzt. Sie waren heiß und haben phasenweise begeisternden Handball gespielt. Kompliment an die Mannschaft.“
Als Dansenbergs Jan Claussen in der fünften Minute das 2:1 erzielte, sollte das die letzte Führung für die Gastgeber sein, die sich zu Rundenstart unter anderem mit Gunnar Dietrich verstärkt hatten, der auf über ein Jahrzehnt Erst- und Zweitligaerfahrung zurückblicken kann. Im Stil einer Spitzenmannschaft trumpften anschließend die Gelnhäuser Himmelsstürmer mächtig auf. Mit einem 7:1-Lauf setzte sich Gelnhausen nach 17 Minuten auf 8:3 ab. Zwar kam Dansenberg noch einmal auf 8:8 heran, doch wie groß mittlerweile das Selbstvertrauen der Gelnhäuser ist, zeigte die Tatsache, dass sie schnell wieder in die Erfolgspur zurückfanden und mit einer 13:9-Führung in die Pause gingen.
Dansenberg kam noch einmal heran
Nach dem Wechsel konnte Dansenberg erneut noch einmal auf 14:14 herankommen (37.), hatten dann aber ihr Pulver verschossen. Anschließend legten die Geiger-Jungs einmal mehr eine bemerkenswerte Coolness an den Tag und zogen das Pendel von Minute zu Minute auf ihre Seite. „Wir haben eine sehr bewegliche Abwehr gespielt und es Dansenberg richtig schwer gemacht“ sah Geiger in der ebenso kraftraubenden wie aufopferungsvollen Defensivarbeit den Schlüssel zum Erfolg. Als Jonathan Malolepszy in der 50. Minute mit seinem Treffer zum 23:20 erstmals wieder einen Drei-Tore-Vorsprung herausschoss, war eine Vorentscheidung gefallen. Gestützt auf zwei starke Keeper, Alexander Bechert zog vor allem in der ersten Hälfte mit tollen Paraden den Gastgebern den Zahn ebenso wie Julian Lahme in der Schlussphase, brachte der TVG den vierten Erfolg in Serie unter Dach und Fach.
Die Bilder von Gelnhausen und Nieder-Roden hat uns der Verein dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.
Das Beitragsbild mit Tim Häufglöckner stammt von mir.
Den Artikel über Kirchzell könnt Ihr auch in meiner Heimatzeitung Main Echo lesen.