Handball – 3. Liga: Kurioses Spiel in der Miltenberger Sporthalle – Nieder-Roden mit Unentschieden
Liebe Leserinnen, liebe Leser.
In der dritten Handball-Liga, Staffel Süd-West, musste sich der TV Kirchzell nach einer überragenden ersten Hälfte doch noch geschlagen geben. Nieder-Roden muss sich mit einem Punkt zufrieden geben, wogegen Hanau deutlich gewinnt. Für Gelnhausen gibt es diesmal keine Zähler.
Was für eine bittere 18:25-Niederlage musste der TV Kirchzell am Samstag Abend gegen den TuS Dansenberg hinnehmen. Und was für ein kurioses Spiel sahen die Zuschauer in der Miltenberger Sporthalle. Nach den ersten 20 Minuten, in denen die Gäste lediglich zwei Tore zustande brachten, hätte wohl keiner einen Pfifferling auf Dansenberg gesetzt. Doch was dann in Halbzeit zwei passierte, das hätte in der Form auch keiner erwartet.
Doch der Reihe nach. Ohne den grippekranken Niklas Ihmer und den noch immer verletzten Brian Heinrich zeigten die Kirchzeller von der ersten Minute an ein ganz anderes Gesicht als noch zuletzt in Friesenheim-Hochdorf. Unglaublich aggressiv in der Abwehr, mit viel Kampfgeist ausgestattet und schnell auf den Beinen legten die Hausherren einen guten Start hin und führten nach sieben Minuten schon mit 4:1. TuS- Trainer Frank Müller nahm die erste Auszeit und versuchte, seine dezimierten Jungs wach zu rütteln. Aber der TVK verteidigte weiter sehr gut, nutzte die Fehler von Dansenberg geschickt aus und hatte auch die Dreh- und Angelpunkte des Gegners, Rückraumspieler Gunnar Dietrich und Claus Janssen sowie Sebastian Bösing am Kreis unter Kontrolle. Die Gäste versuchten es ab Mitte der ersten Hälfte immer wieder mit dem siebten Feldspieler. Doch auch das störte den TVK nicht. Nach 20 Minuten stand es 8:2 und beim 9:3 nahm Frank Müller seine zweite Auszeit. Tim Häufglöckner setzte zunächst noch einen drauf (10:3), doch in der Folge agierten die Kirchzeller nicht mehr so konsequent und Dansenberg nutzte dies, um bis zur Pause den Rückstand auf vier Treffer zu verkürzen. Nur sieben Gegentore ließ die Kunz-Crew in 30 Minuten zu. Das zeugte von einer sehr stabilen Defensive. Allerdings hätten es im Angriff zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Treffer mehr sein können.
Tim Häufglöckner stark
Sofort nach Wiederbeginn erhöhte der starke Tim Häufglöckner per Strafwurf zum 12:7. Kurz danach drehte sich das Blatt und es war unglaublich zu sehen, wie ein Spiel innerhalb weniger Minuten sich völlig veränderte. Der gut aufgelegte Tom Spieß sah in der 34. Minute nach einem Foul am ehemaligen Erstliga-Spieler Gunnar Dietrich die Rote Karte. Keine Minute später sah Marco Holstein „Rot“ nach einem Foul an Tim Häufglöckner. Und wieder Sekunden später musste Häufglöckner verletzt vom Parkett und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Ihmer krank, Heinrich verletzt, Spieß „Rot“, Häufglöckner verletzt – die Alternativen auf der TVK-Bank schmolzen und die Ausfälle der beiden Leistungsträger waren nicht zu kompensieren. So kippte innerhalb kürzester Zeit das Spiel, das der TVK bis dato sicher verwaltete und aus einem 12:7 wurde ein 12:13 (38.). Die erste Führung für Dansenberg. Zwar gelang Joshua Osifo noch das 13:13 (40.). Doch die Gäste nutzten die Gunst der Stunde, steigerten sich und mit fünf Toren in Folge zogen sie auf 18:13 (47.) davon. Jetzt lief es gerade andersrum und den Hausherren gelangen bis dahin lediglich zwei Treffer. TVK-Trainer Andi Kunz nahm die Auszeit, brachte den lange verletzten Nachwuchsspieler Louis Hauptmann auf Halbrechts, wechselte zum Ende hin den Torhüter. Aber es half alles nichts. Dansenberg stand jetzt sehr gut in der Deckung, machte dem TVK das Leben schwer und dieser rieb sich an der Abwehr auf. Kassierte Kirchzell in den ersten 30 Minuten gerade einmal sieben Tore, waren es in Halbzeit zwei 18 zum Endstand von 18:25.
TuS-Trainer Frank Müller freute sich für sein Team: „Wir haben vorm Spiel gesagt, dass wir heute einen Schritt nach vorne machen wollen. In Halbzeit eins war es einer nach hinten, in Halbzeit zwei gefühlt zwei nach vorne. In den ersten 30 Minuten war die Bereitschaft nicht da. Das war nach der Pause besser und da war der Schlüssel zum Erfolg die Abwehr.“ Das sah auch TuS-Spieler Jan Claussen so: „Mit der zweiten Hälfte sind wir sehr zufrieden. Da haben wir vieles richtig gemacht.“ TVK-Coach Andi Kunz gratulierte dem Gegner zum Sieg und machte aber auch seiner Mannschaft „für die Abwehrarbeit in Halbzeit eins ein Riesenkompliment. Was letzte Woche in Friesenheim so schlecht war, haben wir aufgearbeitet und heute zu Beginn gut gemacht. Auch das dominante gegnerische Kreisläuferspiel, das in Halbzeit zwei zum Tragen kam, haben wir zunächst gut unterbunden. Nach der Pause war es umgedreht. Aber durch den Ausfall von zwei Leistungsträgern kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir hoffen nur, dass Tim keine schlimme Verletzung hat.“
Rodgau stellt nach 40 Minuten Angriffsspiel ein
Die „Baggerseepiraten“ zeigten im Spiel bei der VTV Mundenheim exakt 40 Minuten eine klasse Leistung – ehe sie völlig den Faden verloren, das Angriffsspiel komplett einstellten und nur mit viel Glück in fast allerletzter Sekunde noch ein 25:25-Unentschieden retten konnten.
Entsprechend schwer tat sich Trainer Jan Redmann hinterher mit der Einordnung dieser Begegnung, die eigentlich aus zwei Partien bestand. „Wir haben in der ersten Hälfte im Angriff sehr gut agiert, eine gute Dynamik gezeigt und unsere Torchancen hochprozentig verwertet. Kurz gesagt: Wir haben das Spiel dominiert“, so der Rodgauer Coach. Was dann aber in den letzten 20 Spielminuten passierte, vermochte der erfahrene Handball-Experte nicht wirklich zu erklären: „Auf einmal leisteten sich meine Spieler viele technische Fehler, hatten überhaupt keinen Zug zum Tor mehr und vergaben zu allem Überfluss auch noch diverse freie Würfe.“
Anfangs sahen die Zuschauer in der engen „Hornissen-Arena“ ein ausgeglichenes Duell, in dem zunächst die Rodgauer und anschließend die VTV je ein Tor vorlegten, sich aber nicht absetzen konnten. Erst beim 9:11 durch Johannes von der Au in der 19. Spielminute stand eine Zwei-Tore-Führung auf der Anzeigetafel. Und diese bauten die Gäste, die abermals auf Ketil Horn und Routinier Lars Spieß verzichten mussten, bis zur Halbzeit-Sirene auf 15:19 aus.
HSG zunächst tonangebend
Auch nach dem Seitenwechsel blieben die „Redmänner“ zunächst tonangebend und hatten in der 39. Spielminute einen vermeintlich komfortablen Fünf-Tore-Vorsprung (18:23) zu Buche stehen. Doch danach ging nichts mehr. Die Munnremer Hornissen brannten zwar auch kein Offensiv-Feuerwerk ab – zwischen dem 20:23 und dem 21:23 fiel sechs Minuten lang gar kein Treffer –, doch schoben sie sich immer näheran die Jungs um HSG-Kapitän Marco Rhein heran. Und weil den Südhessen das seltene Kunststück gelang, in den letzten 21 Minuten der Partie ganze 2 (in Worten: zwei!) Tore zu erzielen (darunter nur eins aus dem Feld), hatte die Heimmannschaft in der 56. Spielminute beim 24:23 erstmals nach über 40 Minuten wieder die Nase vorn.
Das war auch zwei Sekunden vor Spielende noch der Fall (25:24), doch dann kam der große Moment des Niklas Roth. Der 21-jährige Rückraumkanonier, der vor der Saison von der HSG Kleenheim-Langgöns zu den „Baggerseepiraten“ gewechselt war, wurde von Trainer Redmann für den allerletzten Freiwurf eingewechselt. Der lange Schlaks bekam den Ball, stieg hoch und donnerte die Harzpille mit Wucht in die Maschen des Mundenheimer Gehäuses.
Hanau feiert überzeugenden 38:24-Auswärtssieg
Die HSG Hanau triumphierte bei der TSG Haßloch mit 38:24 und hält damit den Anschluss an den Spitzenreiter TuS Ferndorf. HSG-Trainer Hannes Geist konnte hochzufrieden mit seiner Mannschaft sein. So behauptete das junge Team über weitere Strecken der Partie eine deutliche Führung und siegte am Ende auch in der Höhe völlig verdient. Zudem trug sich die Mehrheit der HSG-Akteure in die Torschützenliste ein.
„Wir haben heute bockstark gespielt und das in einer sehr schweren Auswärtspartie. Verdientermaßen haben wir so zwei Punkte eingefahren“, lobte Geist. „Meine Jungs haben sehr gut verteidigt und über das Konterspiel viele einfach Tore gemacht.“ Vor Anpfiff im TSG Sportzentrum in Haßloch war Geist zunächst von einem engen Spiel ausgegangen, denn die TSG hatte zuletzt mit einer starken Leistung gegen Ferndorf überzeugen können. Ein enges Match blieb diesmal allerdings aus, denn bereits zur Pause führte die HSG Hanau deutlich.
In den Anfangsminuten waren es aber die Gastgeber die besser in das Spiel fanden. Zwar erzielte Jonas Ahrensmeier den ersten Treffer für die Grimmstädter zum 1:0, doch schon weniger später stellte Haßloch durch Jan Triebskorn (2:1/4. Minute) und den Siebenmeter von Denni Djozic auf 3:2 (5.) – es sollte die letzte Führung der Rheinland-Pfälzer bleiben.
Beide Mannschaften hatte eine zweikampfstarke 6:0-Deckung auf das Feld geführt. Hanau verstand es aber, das Offensivspiel der Hausherren in seiner Defensive besser einzubremsen und war meist einen Schritt schneller. Gestützt auf einige gute Paraden von Can Adanir übernahm die HSG so beim 4:3 (7.) von Luca Braun wieder die Führung und behaupte diese auch trotz einer Zeitstrafe gegen Dennis Gerst (9.).
Schon früh die Partie im Griff
Als Ahrensmeier in Überzahl und mit viel Zug zum Tor, über den Innenblock hinweg das 8:4 erzielte und gleichzeitig für eine weitere Zeitstrafe beim Gegner sorgte, schien das Spiel erstmals in eine Richtung zu kippen. TSG-Coach Andreas Reckenthäler nahm die Auszeit und stellte sein Team neu ein. In der direkten Folge schien es besser zu laufen: Kevin Seelos brachte die TSG beim 6:8 (16.) wieder heran, aber Hanau hielt auch hier der kurzen Sturm und Drangphase der Hausherren erfolgreich stand. Der erfolgreich verwandelte Siebenmeter von Max Bergold zum 13:9 (24.) stellte die alten Verhältnisse wieder her.
Haßloch versuchte in der Folge viel, doch nur selten fand die TSG einen Weg durch die Abwehr der Hanauer. Zunehmend stellte sich Ratlosigkeit bei den Hausherren ein. Der Innenblock um Ahrensmeier und Jusys hatte den TSG-Rückraum, bestehend aus Seelos und Dennis Götz, über weitere Strecken der Partie gut im Griff. Hanaus David Rivic zeigte sich noch vor dem Seitenwechsel am Kreis gedankenschneller als seine Gegenspieler und verwandelte den Abpraller von Jan-Eric Ritter zur 17:12-Pausenführung.
Abstand im zweiten Durchgang weiter ausgebaut
Gerade in der ersten und zweiten Welle präsentierte sich die HSG Hanau auch im weiteren Verlauf der Partie brandgefährlich. Haßloch hingegen zeigte Nerven und fand gegen das Tempospiel der Gäste kein Mittel. Mit einem Sahnepass bediente Ahrensmeier seinen Linksaußen Julian Fulda, der zum 23:14 (37.) erfolgreich war. Die erste 10-Tore-Führung ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Bis zum Schluss drückte Hanau aufs Gaspedal und kam zu einem tollen Erfolg.
Gelnhausens zweifache Aufholjagd wird nicht belohnt
Die junge Mannschaft des TV Gelnhausen zeigt jede Menge Moral, doch am Ende wird die tolle Aufholjagd nicht belohnt. Die Barbarossastädter verloren bei der HG Saarlouis mit 27:32. Eine frühe Rote Karte gegen Abwehrchef Nils Bergau brachte das Team von Trainer Matthias Geiger zwischenzeitlich aus dem Tritt. Sein Team kam gut in die Partie und ging durch Benjamin Wörner in Führung. Auch in der Folgezeit blieben die TVG-Youngster dran. Jannik Geisler erzielte in der 13. Minute das 7:7. Doch dann folgten vier bittere Minuten. Zunächst kassierten Yannik Mocken und Silas Altwein in der 14. Minute jeweils eine Zweiminutenstrafe innerhalb von achtzehn Sekunden. Kurz darauf sah Nils Bergau nach einem unglücklichen Zweikampf die Rote Karte. „Das hat uns aus dem Rhythmus gebracht“, sagte Geiger.
Gelnhausen fand in der Defensive keinen richtigen Zugriff mehr und geriet Tor um Tor ins Hintertreffen. Einfache Tore waren Mangelware und aus dem gebundenen Spiel heraus tat man sich gegen einen körperlich überlegenen und extrem robusten sowie routinierten Gegner schwer. So ging der TV Gelnhausen folgerichtig mit einem 12:18-Rückstand in die Pause. In der Kabine fand Geiger allerdings die richtigen Worte und erinnerte an die unter der Woche erarbeiteten Abläufe. Wie verwandelt kamen seine Spieler aus der Kabine. Durch einem 4:0-Lauf innerhalb von vier Minuten lang der TVG nach 34 Minuten beim Stande von 16:18 plötzlich nur noch mit zwei Toren im Hintertreffen. Nach 45 Minuten stand es wieder 26:20 für die Hausherren.
Doch einmal mehr zeigte diese junge Gelnhäuser Mannschaft, was in ihr steckt und das Aufgeben für sie niemals eine Option ist. Die Gäste kämpften um jeden Millimeter und kamen beim Stande von 25:28 (54.) noch einmal auf drei Tore heran. Aber letztlich war an diesem Abend gegen eine abgezockte Mannschaft der HG Saarlouis um Spielertrainer Branimir Koloper nicht mehr drin. Am Ende zog der TV Gelnhausen mit 27:32 den Kürzeren.
Den Artikel über Kirchzell könnt Ihr auch in meiner Heimatzeitung Main Echo lesen.