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Handball – 3. Liga: TV Kirchzell besiegt Nieder-Roden – Hanau geht gegen Pohlheim die Puste aus – Gelnhausen mit einem Kraftakt

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

In der dritten Handball-Liga, Staffel Süd-West, gab es am vergangenen Wochenende im Endspurt der regulären Saison ein paar interessante Ergebnisse. Der TV Kirchzell gewann gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden, Gelnhausen nahm aus Mundenheim die Punkte mit nach Hause und die HSG Hanau muss gegen Pohlheim eine Niederlage hinnehmen.

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Mehr Spannung in der Schlussphase eines Spiels geht nicht. Und was die Mannschaft des Trainer-Duos Hauptmann/Kunz am Samstagabend erneut aufs Parkett gebracht hat, ist nicht hoch genug zu bewerten.
 
Der TV Kirchzell, der mit 26:25 gegen Nieder-Roden gewann, musste auf Maximilian Gläser (berufsbedingt), Michael Meyer-Ricks (verletzt) und Moritz Klenk (keine Freigabe vom TV Großwallstadt) verzichten. Auch zum Bruder-Duell zwischen Tom und Lars Spieß kam es im Derby nicht, denn Lars war – wie einige andere Spieler im HSG-Team – nicht einsatzfähig.
 
Schon vor Beginn der Begegnung war eine tolle Stimmung in Miltenberg. Das setzte sich bis zum Schlusspfiff fort. Der TVK begann sehr gut, führte schnell mit 3:1 und 7:4 (12.). Hier zog HSG-Trainer Jan Redmann erstmals die grüne Karte. Bis dahin wechselte er doppelt in Angriff und Abwehr durch. Und bis dato hatten die Hausherren bereits einen Siebenmeter verworfen und einen Freien vergeben. Beiden Teams war anzumerken, dass sie die Punkte brauchten. Die HSG will sich für die Quali-Runde im DHB-Pokal qualifizieren, der TVK will in der Runde nicht nachsitzen, sondern sich direkt für die nächste Saison empfehlen. So schenkten sich beide in der kampfbetonten und emotionsgeladenen Begegnung von der ersten bis zur letzten Spielminute nichts. Immer wieder gab es tolle Anspiele von Kreisläufer Leon David auf Nico Polixenidis oder Antonio Schnellbachere. Und erneut war Tom Spieß der Dreh- und Angelpunkt im Spiel. Auf ihn hatte der Gegner ein besonderes Augenmerk. Doch das störte ihn nicht. Er zeigte unbeirrt seine Klasse. Auch Joshua Osifo strotzte vor Selbstvertrauen und war von der HSG nie einzufangen. Trotzdem wurde es beim 9:8 (24.) eng. Aber im Handball geht es schnell und kurz danach führten die Gastgeber wieder mit 12:9 und mit 13:10 ging es in die Pause.
 
Nieder-Roden verkürzte schnell
 
Die Mannen von Trainer Redmann verkürzten nach dem Wiederbeginn schnell auf einen Treffer (13:12). Aber mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung lag der TVK in der 40. Minute wieder mit drei vorne, baute diesen Vorsprung sogar auf 22:18 (47.) aus. Zwischenzeitlich wechselte der TVK im Tor und Joshua Löffelmann reihte sich nahtlos an die gute Leistung von Tobias Jörg ein. Immer wieder musste der TVK Zeitstrafen wegstecken. Insgesamt acht Stück, der Gegner hatte die Hälfte. Doch der TVK ignorierte dies alles, blieb seiner Linie mit Unterstützung seines tollen Publikums treu und spielte groß auf. Beim 25:20 (53.) schien eine Vorentscheidung gefallen. Dass ein Fünf-Tore-Vorsprung im Handball so gut wie nichts ist, zeigte die HSG eindrucksvoll. Sie startete die Aufholjagd und die Partie war an Spannung nicht mehr zu überbieten, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr. In der 59. Minute fiel der Ausgleich und der TVK zog die Reißleine. Es waren noch 21 Sekunden zu spielen. Die HSG konzentrierte sich auf Tom Spieß und Joshua Osifo nutzte die Lücke um Sekunden vor dem Abpfiff das Siegtor zu erzielen. Der Jubel hätte größer nicht sein können. Da allerdings die Konkurrenz ebenfalls ihre Chance nutzte, Friesenheim-Hochdorf (11.) gewann gegen Waldbüttelbrunn und Dutenhofen/Münchholzhausen (10.) gegen Dansenberg, muss der letzte reguläre Spieltag darüber entscheiden, wer in die Relegation muss. 
 
HSG-Trainer Jan Redmann sagte: „Glückwunsch an den TVK. Sie haben nicht zu unrecht das ganze Spiel über geführt. Wir haben heute nicht ansatzweise unsere Leistung gebracht. Wir haben uns in der tollen Atmosphäre zum Schluss gut reingekämpft. Daher ist es traurig, dass wir nichts Zählbares mit heimnehmen.“
 
TVK-Trainer Alex Hauptmann meinte nach der Partie: „Ich muss meiner Mannschaft erneut ein Riesenkompliment machen. Wir haben nun das vierte Spiel in Folge gewonnen und bei dieser Riesenstimmung war es einfach toll zu spielen. Wir waren fünf Tore vorne, machen drei, vier dumme Fehler. Doch dann macht Joshi Osifo Sekunden vor dem Abpfiff das alles entscheidende Tor. Es ist einfach nur Wahnsinn. Nächste Woche müssen wir in Gelnhausen erneut so kämpfen, denn es müssen nochmal zwei Punkte her.“
 
 
TV Gelnhausen löst Pokalrunden-Ticket

Der TV Gelnhausen gewinnt nach einer unglaublichen Energieleistung dank eines Treffers von Jonathan Malolepszy sechs Sekunden vor Schluss bei der VTV Mundenheim mit 27:26 und macht den größten Erfolg in der jüngeren Vereinsgeschichte perfekt. Angetreten mit dem Ziel Klassenerhalt haben sich die Barbarossastädter mit diesem Auswärtserfolg bereits einen Spieltag vor Schluss sensationell den dritten Platz in der Staffel Süd-West gesichert und damit gleichzeitig die Teilnahme an der Pokalrunde.

„Die Jungs sind auf der letzten Rille gelaufen und haben noch einmal alles herausgekratzt. Riesen Kompliment an diese Mannschaft. Wir haben bis zur letzten Sekunde alles dagegen geworfen und sind in der entscheidenden Phase kühl geblieben. Das war heute eine Mammutleistung“, war Cheftrainer Matthias Geiger nach dem Spiel mächtig stolz auf sein Team.

Schließlich waren die Voraussetzungen alles andere als gut. Mit Philipp Schenk, Michael Hemmer, Henrik Müller, Silas Altwein, Jannik Geisler und Lasse Georgi fehlten erneut verletzungsbedingt sechs Stammkräfte. Immerhin konnte wenigstens Benjamin Wörner nach seiner Kopfverletzung gegen Gummersbach wieder mitmachen.

Das Spiel verlief vor 250 Zuschauern im Schulzentrum Mundenheim zunächst ganz nach dem Geschmack der Gelnhäuser, die von einigen mitgereisten Fans lautstark unterstützt wurden. Nach 14 Minuten traf Malolepszy zur 8:4-Führung und es sah einiges danach aus, als ob der Drittletzte, der nur noch eine Minichance auf einen Nichtabstiegsplatz hatte, sich seinem Schicksal fügen würde. Julian Lahme zog mit Glanzparaden jeweils zum richtigen Zeitpunkt dem Gegner zusätzlich den Zahn. Und so konnte der TVG seinen Vorsprung behaupten und ging mit einem 14:11-Vorsprung in die Pause.

Als nach Wiederanpfiff Yannik Mocken mit zwei Treffern in Folge eine 16:11-Führung herauswarf, deutete nichts mehr darauf hin, dass es noch zu einem dramatischen Herzschlagfinale kommen sollte. Doch als Max Bechert, der bis dato eine bärenstarke Partie insbesondere im Innenblock neben Nils Bergau ablieferte, in der 34. Minute nach einem Foulspiel die Rote Karte sah, veränderte sich die Statik im Spiel schlagartig. Dem Gastgeber gelang plötzlich alles und in der 43. Minute stand es 19:18.

Und es sollte noch schlimmer kommen. Zwar stand es nach 50 Minuten immerhin noch 22:22 doch dann zogen die Mundenheimer noch einmal an und führten in der 56. Minute plötzlich mit 26:23. Der TVG fing sich schnell wieder, agierte eiskalt vor dem Tor und es lief wieder. Gelnhausen hatte beim Stande von 26:26 den Ball, leistete sich aber einen technischen Fehler. Im Gegenzug verwarf Mundenheim. Geiger nahm eine Auszeit und seinem Team blieben noch 20 Sekunden für einen letzten Angriff. Der Ball landete nach mehreren Stationen bei Malolepszy, der sechs Sekunden vor Schluss zum 27:26 einnetzte. Der Jubel danach kannte keine Grenzen.

Da die HSG Rodgau-Nieder-Roden gleichzeitig beim TV Kirchzell verlor, ist der TV Gelnhausen nicht mehr von Platz drei zu verdrängen. Wenn in sämtlichen dritten Ligen alle Spiele absolviert sind, wird der DHB bekanntgeben, wie die Pokalrunde ausgespielt wird. Auf jeden Fall dürfen sich die Fans nun noch ein paar Spiele freuen.

 

Siegesserie von Hanau gerissen

Es war nicht der Abend der Grimmstädter. Am Samstag musste sich das junge Drittligateam der HSG Hanau im Heimspiel gegen die HSG Pohlheim denkbar knapp mit 29:30 (15:15) geschlagen geben. Zuvor hatten die Bergold, Ritter & Co. dem Spiel nur phasenweise ihren Stempel aufgedrückt. Der Tabellenvorletzte HSG Pohlheim hielt mutig dagegen und gestaltete die Partie weitestgehend offen. In buchstäblicher letzter Sekunde rutschte Can Adanir ein Distanzwurf von Pohlheims Nick Weinandt durch die Finger, der späte Siegtreffer für die Gäste aus Mittelhessen.

„Dankeschön für diese tolle Kulisse. Auch wenn wir es nicht zu dem Handballfest gemacht haben, was wir alle wollten“, richtete Geist nach der knappen Niederlage gegen die bereits sicher abgestiegenen Gäste das Wort an die eigenen Fans. Schon beim Hinspiel in der Fremde hatte Hanau mit der HSG seine Probleme. „Ich finde es dennoch beeindruckend, wie unsere Mannschaft bisher gearbeitet hat und wir können auch Stolz auf das sein, was wir bisher geleistet haben“, so Geist.

580 Zuschauern in der Main-Kinzig-Halle wurde danach aber in den ersten 30 Minuten bereits klar, dass es für den frischgebackenen Meister kein Spaziergang werden würde. Zwar brachte Hanaus Toptorschütze Max Bergold seine Mannschaft schnell mit 2:0 per Siebenmeter in Front (4. Minute), doch danach vergab der sonst so sichere Strafwurfschütze gleich zwei Mal gegen Pohlheims Jan Wüst im Tor, der ein gutes Spiel machte. Ein schneller Konter über den ehemaligen Bundesliga-Akteur Moritz Lambrecht brachte den Gästen in der 8. Minute den 3:3-Ausgleich ein.

In der Folge gelang es Hanau erneut zwei Treffer vorzulegen. Doch es blieb für die Grimmstädter ein gebrauchter Abend. Die sonst so sichere Defensive der HSG Hanau wurde von den Mittelhessen ein ums andere Mal erfolgreich überwunden, während vorne gerade in der ersten Hälfte einige gute Möglichkeiten ausgelassen wurden und zu viele technische Fehler unterliefen. So war es dann folgerichtig, dass Pohlheim aus den Defiziten Kapital schlug.

Direkt nach dem Seitenwechsel erwischte Hanau dann seine stärkste Phase im Spiel und machte merklich mehr Druck und beim 20:16 schien etwas Ruhe in das Spiel zu kommen, doch die endgütige Entscheidung blieb aus. Stattdessen schmolz der Vorsprung der Grimmstädter immer weiter dahin. Pohlheims 25:25 in der 52. Minute bereitete den Nährboden für eine umkämpfte Schlussphase, in welcher der Gast beim 29:28 und 28:27 zwei Mal vorlegte. Als Fulda einen erneuten Siebenmeter erkämpfte, den Bergold sicher verwandelte, schien beim 29:29 (60. Minute) zumindest ein gerechtes Unentschieden in Reichweite. Allerdings machte Pohlheim dann mit seinem späten Torerfolg diese Hoffnung zunichte.

 

Die HSG Hanau hat uns ein Bild zur Verfügung gestellt. Dankeschön hierfür.

Das Beitragsbild ist von mir und zeigt die Kirchzeller Leon David und Tom Spieß mit Flo Stenger (Nieder-Roden).

Den Kirchzell Artikel habe ich auch für meine Heimatzeitung Main Echo geschrieben.