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Handball – 2. Liga: Großwallstadt’s Petros Boukovinas wurde als MVP der Saison 2022/23 ausgezeichnet

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Am vergangenen Sonntag wurde der griechische Nationaltorhüter des Handball-Zweitligisten TV Großwallstadt, Petros Boukovinas, vor dem ersten Spieltag der neuen Runde (Gegner war der Dessau-Rosslauer HV) von der 2. HBL als MVP der Saison 2022/23 ausgezeichnet.

Grund genug, das Interview, das ich im Juni mit Petros für die kompetente

@handballwoche_offiziell

kurz vor der Saison-Vorbereitung geführt habe und das in der Juli-Ausgabe veröffentlicht wurde, hier noch einmal zum Nachlesen zu posten.

 

Die Handball-Fans haben den griechischen Nationaltorhüter Petros Boukovinas mit 44,3 Prozent als besten Spieler der Saison 2022/23 in der zweiten Bundesliga gewählt. Darüber freute sich nicht nur der Spieler, sondern auch in seinem Verein TV Großwallstadt sind alle stolz. „Wir freuen uns sehr für Petros, denn er hat eine überragende Saison gespielt und dieses Ergebnis verdient. Das ist eine tolle Auszeichnung in seinem ersten Jahr in Deutschland“, sagt TVG-Geschäftsführer Michael Spatz. Nach der Handverletzung von Jan-Steffen Minerva musste Petros Boukovinas fast immer durchspielen, trumpfte stark auf, hatte 376 Paraden zu verzeichnen, davon 43 gehaltene Siebenmeter. Viermal netzte der Grieche selbst ein, 14 Assists standen zu Buche.

Der 29-Jährige ist in Thessaloniki geboren, hat eine griechisch-französische Schule in Kalamaria in der Nähe seines Geburtsortes besucht. Dort wurde auch Handball unterrichtet und Petros Boukovinas entdeckte seine Liebe zu diesem Sport, erlernte mit neun Jahren das Handball spielen. Von acht bis 15 Uhr war Schule, danach ging es ab ins Handballtraining. Neben seiner großen Leidenschaft Handball hat Petros Boukovinas vier Jahre lang Chemie studiert, ehe er nun seit drei Jahren an einer Uni in Zypern online Psychologie studiert – für die Zeit nach dem aktiven Sport, wie er sagt. Der Familienmensch ist ein Sprachtalent, spricht neben seiner Landessprache noch fließend französisch, englisch und sehr gut deutsch. Er hat uns vor Beginn der Saison-Vorbereitung ein paar Fragen beantwortet.

Petros, was ist das für ein Gefühl von den Fans als bester Spieler der zweiten Liga gewählt zu werden?

 „Für mich ist es eine große Ehre, diese Auszeichnung erhalten zu haben und ich bin mächtig stolz. Ich war aber auch überrascht, denn ich habe nicht damit gerechnet. Ich glaube gefühlt, hat ganz Griechenland mit mir gefeiert.“

43 Siebenmeter in einer Saison zu halten, ist jetzt auch nicht gerade alltäglich. Was ist Dein Geheimnis?

 „Ich glaube, beim Siebenmeter braucht man auch ein bisschen Glück. Es ist auch ein bisschen Psychologie dabei. Du musst den Gegner ausgucken, dich richtig gut und akribisch vorbereiten. Das mache ich.“

Aber nicht nur in der Liga hast Du eine tolle Leistung abgerufen. Du hast Dich ja auch mit Deinem Land für die EM 2024 in Deutschland qualifiziert. Das ist bisher einmalig in der Geschichte Griechenlands. Auch hier hast Du einen wichtigen Teil dazu beigetragen.

„Ja, das stimmt. Das war die beste Saison in meiner bisherigen Karriere. Ein neuer Verein, dann der beste HPI Wert, dann als MVP gewählt und mit meinem Land für die EM qualifiziert. Ich bin schon etwas stolz auf mich. Ich will ein Vorbild für junge Leute sein. Das ist wichtig, denn junge Menschen brauchen Vorbilder. Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch außerhalb. Das ist eine große Verantwortung, die man als Spieler trägt.“

Hattest Du in Deiner Jugend Vorbilder?

„Natürlich, hatte ich als Jugendlicher Vorbilder wie zum Beispiel Georgios Chalkidis, Savas Karipidis oder Alexandros Vasilakis, die alle in der starken deutschen Liga gespielt haben. Schon damals als Jugendlicher hatte ich den Traum, Handball-Profi zu werden und in Deutschland spielen zu dürfen. Ich liebe Handball und habe viel für meinen Traum gemacht. Jetzt bin ich da.“

Du hast zunächst in Griechenland in Thessaloniki, Veria und Athen gespielt, dann in Luxemburg beim HB Esch und nun beim TVG. Wie groß sind die Unterschiede in den einzelnen Ligen?

„Die Unterschiede sind sehr groß. Das Niveau in Deutschland ist höher als in Griechenland und Luxemburg. Vor allem auch die Intensität beim Training ist in Deutschland wesentlich höher. Du gibst hier beim Training schon 100 Prozent und wächst im Spiel noch einmal über dich hinaus. Deutschland ist eine bärenstarke Liga. In Griechenland sind nicht alle Spieler in den Ligen Profis, müssen nebenbei arbeiten gehen.“

Du machst gerade Urlaub in Deinem Land. Wenn Du nicht gerade im Handballtor stehst – was hast Du noch für Hobbys?

„Ich verbringe viel Zeit mit meinen Eltern und meiner Verwandtschaft, gehe gern Essen, verbringe Zeit am Strand. Da spiel ich auch schon mal Volleyball. Ich mache nichts gefährliches, will mich nicht verletzen, gehe kein Risiko ein. Meistens trainiere ich, wenn ich im Urlaub zuhause bin, mit meinen früheren Trainern, schaue bei meinem Ex-Verein vorbei und gucke der Jugend zu.“

Also so richtig abschalten gibt es gar nicht?

 „Für mich ist das Abschalten (lacht). Ich habe mir meinen Traum verwirklicht und dafür arbeite ich sehr viel, gebe alles. Ich hasse es zu verlieren. Daher trainiere ich auch in meiner Freizeit sehr viel. Selbst beim Kartenspielen mit meiner Freundin kann ich nicht verlieren. Da bin ich traurig und etwas sauer… 😉”

Kommen wir kurz zurück zum TVG. Die neue Saison steht schon fast wieder vor der Tür und die Vorbereitung beginnt in ein paar Tagen. Was erwartest Du von der neuen Runde?

„Also erst einmal freue ich mich, wenn es endlich wieder los geht. Wir hatten in der letzten Saison schon ein gutes Team mit vielen jungen Talenten. Ich denke, dass wir im zweiten Jahr noch enger zusammen wachsen werden, was ein Vorteil für uns ist. Ich freue mich auf den neuen Trainer und dass mein Kollege im Tor, Jan-Steffen Minerva, wieder zurück kommt nach seiner langen Verletzung. Das ist ganz wichtig für uns. Wir haben bis zu seiner Verletzung gut zusammen trainiert, uns gut ergänzt und die Chemie zwischen uns stimmt. Ich denke, dass wir in der neuen Runde eine bessere Platzierung erreichen werden, denn ich denke, dass Platz 14 nicht so ganz unser Niveau war.“

Zum Schluss noch eine Frage. Du sprichst hervorragend deutsch. Wie kommt’s?

„Wir haben beim HB Ebsch in Luxemburg deutsch gesprochen, da unser damaliger Trainer deutsch gesprochen hat. Da habe ich schon viel gelernt. Und als ich dann beim TVG meinen Vertrag unterschrieben habe, habe ich Monate vorher bei einer Lehrerin in Griechenland einen Deutschkurs besucht. Die deutsche Sprache ist nicht so einfach und ich mache noch viele Fehler. Aber ich habe meinen Mannschaftskollegen gesagt, dass sie mich immer verbessern sollen. Weißt du, griechisch sprechen auf der Welt wenige. Also brauchst du eine Sprache, in der du dich gut unterhalten kannst.“

 

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und herzlichen Dank für das Interview!