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Handball – EM: Zu Besuch beim tschechischen Sympathieträger Martin Galia während der Euro 2024 in München

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

 

Die Handball Europameisterschaft 2024 in Deutschland ist noch ein paar Tage in vollem Gange und gab mir Gelegenheit, viele Spieler von anderen Nationen zu sehen oder zu sprechen, die einmal in Deutschland gespielt haben, noch spielen oder in einer Funktion für ihr Land unterwegs sind. Der Anlass war ideal, einige zu treffen, denn viele spielen in der ersten Liga oder sind Trainer, Co-Trainer, sportlicher Leiter usw – und hier sind die Berührungspunkte nach dem Abstieg des TV Großwallstadt aus Liga eins leider nicht mehr so groß. Umso mehr freute ich mich, viele wieder gesehen und gesprochen zu haben – egal, ob von den Dänen, den Griechen oder den Tschechen.

Treffen mit Martin Galia

Ganz besonders gefreut habe ich mich auf das Treffen mit Martin Galia. Der tschechische Keeper spielte von 2011 bis 2013 beim TV Großwallstadt. Vorher war er lange Zeit unter anderem in Göppingen und in Lemgo. Nach seiner Zeit beim TVG zog es Martin Galia in die Schweiz nach St. Gallen, danach nach Polen, ehe er wieder zurück zu seinem Heimatverein Banik Karvina ging.

Der sympathische “Tausendsassa” ist Torhüter-Trainer bei den tschechischen Nationalteams der Damen und Herren, ist gleichzeitig dritter Torhüter in der Nationalmannschaft. Auch in seinem Verein HCB Karvina, einem der erfolgreichsten Vereine des Landes, steht Martin Galia zwischen den Pfosten, ist dort zusätzlich Torhüter-Trainer. Er ist fast eine Torhüter Legende in seinem Land und genießt ein großes Ansehen.

Wenn man ihn sieht und erlebt, wundert man sich nicht – trotz seiner 44 Jahre -, dass er noch immer so erfolgreich als aktiver Keeper fungiert wie zu seinen Bestzeiten. Er ist total fit, hat viele Ideen, wie er der Nationalmannschaft bzw. seinem Verein helfen kann, sich weiter zu entwickeln und er hat Spaß daran, talentierte Nachwuchs-Torhüter nach vorne zu bringen.

Im Zuge der EM durfte ich ihn im Mannschaftshotel in München treffen und damals zu Beginn der EM waren die Ziele seiner Nationalmannschaft in der Gruppe F (zusammen mit Portugal, Griechenland und den Dänen): möglichst jedes  Spiel gewinnen, aber gegen Portugal und Griechenland auf jeden Fall einen Sieg landen – und dann Richtung Hamburg zur Hauptrunde zu fahren.

Nicht so geklappt wie angedacht

Das hat leider nicht so geklappt wie angedacht. Im ersten Spiel gegen Dänemark gab es eine 14:23-Niederlage. Dabei verlief die erste Hälfte gut, doch nach der Pause drehten die Dänen auf. Auch gegen Portugal setzte es eine unerwartete 27:30-Niederlage, die – aus meiner Sicht – nicht nötig gewesen wäre. Gegen Griechenland gab es den ersten Erfolg für die Tschechen (29:20). Die Mannschaft spielte sehr stark auf und hatte das Match jederzeit im Griff. Doch für Hamburg reichte es mit nur einem Sieg trotzdem nicht mehr.

Martin Galia relaxed in der Hotellobby

Die tschechische Nationalmannschaft versuchte zwar alles um weiter zu kommen, schickte sogar schon gegen Portugal den erfahrenen Martin Galia phasenweise zwischen die Pfosten. Gereicht hat es letztlich nicht. “Es macht mich traurig, dass wir in unserer Gruppe nur ein Spiel gewinnen konnten”, sagte Martin Galia anschließend. “Dafür haben wir gegen Griechenland wirklich super gespielt und ich hoffe, dass wir uns für die WM qualifizieren”, so der Keeper weiter.

Der Vollblutsportler erzählt, dass sie im Team erfahrene, aber auch sehr junge Spieler haben. “Aber das ist die Mischung, die wir wollen. Wir wollen die Jungen heranführen und weiter entwickeln und sie sollen von den Erfahrenen lernen. Dafür arbeiten wir hart und jeder ist für den anderen da.” Schon im April 2023 gab er sein Karriere-Ende in der Nationalmannschaft bekannt, stand allerdings immer als standby zur Verfügung. Bei der jetzigen EM wurde er sehr gebraucht und stand erneut im Tor. Doch Martin Galia sagt, dass dies jetzt wirklich seine letzten Spiele im Nationalmannschaftstrikot als aktiver Spieler waren: “Irgendwann ist auch einmal Schluss.”

Gutes Abwehr-System

“Wir haben ein gutes Abwehr-System. Auch der Angriff ist nicht schlecht. Aber wir können die Qualität oder die Konstanz noch nicht über das ganze Spiel halten. Da müssen wir dazu lernen”, sagt der erfahrene Torhüter-Trainer. München sah er für die Vorrunde der EM einen “guten Ort für uns. Das war fast wie ein Heimspiel in München, denn es kamen viele unserer Fans von Tschechien rübergefahren und haben uns unterstützt. Die Entfernung ist nicht so weit und viele haben es als Wochenend-Trip gesehen mit sightseeing usw. Schade, dass es nicht gereicht hat”, sagt der zweifache Familienvater. Generell sieht er die EM in Deutschland sehr positiv. “Es ist alles super organisiert. Deutschland macht alles möglich, um die EM richtig gut werden zu lassen. Das war bei der WM 2007 auch schon so.” Seine Favoriten auf den Titel sind Dänemark und Frankreich. “Aber auch Deutschland sehe ich vorne. Nicht nur wegen der guten Mannschaft, sondern auch wegen dem Heimvorteil. Die Zuschauer geben dem Team eine große Energie mit, stehen wie eine Wand hinter ihrem Team. Das ist toll und wichtig.”

Sprachtalent

Gefragt, warum er – obwohl er schon so lange aus Deutschland weg ist – so gut deutsch spricht, lacht Martin Galia und sagt. “Naja, ich hab ja immer wieder Kontakt mit deutschen Spielern – oder mit Dir 🙂 Daher ist mein deutsch einfach noch immer gut.” Interessanterweise unterhält er sich mit seinem Nationalmannschafts-Coach oft auf polnisch. “Wir kennen uns aus Polen und in meiner Zeit in Górnik Zabrze hab ich polnisch gelernt. Da unser spanischer Coach Xavi Sabate – wie ich auch – in Polen gearbeitet hat, bietet es sich direkt an, in polnisch zu kommunizieren”, grinst Martin Galia.

Weiter geht es in Karvina

Martin Galia in Aktion!

Nach dem Nachhausekommen hatten Spieler und Verantwortliche ein paar Tage frei, ehe es für Martin Galia in seinem Heimatverein Banik Karvina weiter ging. Karvina ist ein sehr erfolgreicher Proficlub “und wir stehen jedes Jahr im Finale um die Meisterschaft”, sagt er nicht ohne Stolz. Die Ziele sind a) in der Extraliga Meister zu werden und b) demnächst in der Europa League zu spielen. Martin Galia traut das seiner Mannschaft zu, denn in Karvina passt einfach alles zusammen. Und es ist ein Proficlub – einer von wenigen in Tschechien. “Nur zwei Clubs in unserer Liga sind Proficlubs. Einer davon sind wir. In den anderen Vereinen spielen viele Studenten oder Spieler, die nebenbei arbeiten und daher nur Halbprofis sind. Das ist ein Vorteil für uns. Bei uns können sich alle nur auf Handball konzentrieren. Wir werden richtig Gas geben, damit wir am Ende der Saison Meister sind! Das ist unser Ziel.”

 

 

Wir drücken dem sympathischen Sportler und seinem Verein die Daumen,  dass es klappt!

Meine Leserinnen und Leser können sich schon jetzt freuen, denn demnächst gibt es mit Martin einen Podcast. Freut Euch drauf!