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Tennis: Es geht nicht mehr – Philip Florig muss seine Tenniskarriere beenden

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Seit seiner Kindheit spielt der Aschaffenburger Philip Florig Tennis und er hat sich seinen Traum, Tennisprofi zu werden, erfüllt. Doch jetzt mit gerade einmal 20 Jahren muss er aufgrund gesundheitlicher Probleme diesen Traum ad acta legen. Wie es ihm dabei geht und noch einiges mehr, erzählt er uns im nachfolgenden Interview.

 

Philip, wann und wie bist Du zum Tennis gekommen?

„Hauptsächlich über meinen älteren Bruder. Er hat auch Tennis gespielt und hat mich früher immer mit auf den Platz mitgenommen. Angefangen habe ich mit vier, fünf Jahren. Ja und so ist das zustande gekommen und hat sich weiterentwickelt.“

Wann kam denn der Traum vom Profi?

„In jungen Jahren habe ich Tennis als Hobby gesehen, hab ja auch noch parallel Fußball beim TV Aschaffenburg gespielt. Aber im Tennis war ich besser als im Fußball und es hat mir auch mehr Spaß gemacht. Ich denke, bei allen Kindern sollte das so sein. Erst einmal spielen ohne Druck – egal, in welcher Sportart. Als ich das erste Mal in der Altersklasse U 14 deutscher Meister in der Halle wurde, dann habe ich angefangen darüber nachzudenken, Tennis zu meinem Beruf zu machen. Da war ich aber schon 14, 15 Jahre alt.“

Wie ging es nach dem ersten großen Titel deutscher Meister in der U 14 weiter?

„Danach wurde ich in den DTB-Jugendkader berufen. Ich wurde auf allen Turnieren von guten Trainern begleitet und betreut. Mein Wegbegleiter – übrigens bis heute – war Gerald Marzenell. Wir waren eine Gruppe von fünf Spielern und haben damals schon ITF Turniere (International Tennis Federation World Tennis Tour Juniors, Anm. d. Red.) gespielt.“

Wer waren die fünf und spielen die heute auch noch Tennis?

„Ja klar. Die spielen alle noch erfolgreich Tennis. Es sind Max Rehberg, Maximilian Homberg, Neo Niedner, Mika Lipp und ich. Wir sind in der Zeit zusammengewachsen und sind auch heute noch gute Freunde. Wir haben uns damals in die Top 100 gespielt. Ich war zu der Zeit die Nummer 46.“

Was waren Deine schönsten Erlebnisse im Tennis?

„Wir haben Jugend-Nationalmannschaft gespielt und standen im Jahre 2021 im Halbfinale in der U 18. Das war ein tolles Erlebnis. Max Rehberg musste damals gegen Lucas van Assche, die aktuelle Nummer 103 der Welt, spielen und verlor knapp. Mein Gegner war Arthur Fils, der derzeit an Nummer 38 der Welt steht. Auch ich verlor denkbar knapp. Mit 17 habe ich dann in Wimbledon und bei den US Open gespielt. Das sind unvergessliche Momente und Erlebnisse. Du spielst dort auf den gleichen Plätzen wie die „Großen“, hast die gleiche Umkleidekabine oder bist in der gleichen Players Lounge. Das ist nicht zu toppen.“

Im Juni 2020 bist Du dann nach Oberhaching in die TennisBase, einem DTB-Stützpunkt, gegangen. Warum?

„Gerald Marzenell sagte mir, dass ich diesen Schritt gehen soll. Ich hatte hier in der Umgebung keine Trainingspartner mehr, von denen ich lernen konnte. In der TennisBase hatte ich alles – angefangen von super Trainern, tollen Trainingspartnern, Fitnessraum, Physios usw. Es war alles da.“

War das so mit Deine schönste Zeit im Tennis?

„Jede Zeit war schön. Aber die schönste Zeit würde ich in der Jugend sehen. Damals holte ich zwei Meistertitel im Einzel und im Doppel in der U 14 und U 16. Du spielst als Jugendlicher bei den größten Jugendturnieren in Deutschland in Ludwigshafen und in Essen mit. Darauf trainierst du mit allem was du hast hin und wenn du dich dann mit den Besten aus ganz Deutschland messen kannst und auch noch gewinnst – das kannst du nur erträumen.

“Toll waren auch die Bundesliga-Matches”

Toll waren auch die Bundesliga-Matches, die ich für den Tennisklub GW Mannheim ausgetragen habe. Da habe ich einmal gegen Daniel Altmaier in Gladbach und gegen Philipp Kohlschreiber in Mannheim gespielt. Auch das bleibt im Gedächtnis. Gut, Philipp Kohlschreiber kannte ich ja schon von der Base. Damals spielte er noch aktiv. Er trainiert grad aktuell mit Max Rehberg und in der damaligen Zeit hat er uns viele Tipps gegeben und uns dadurch unglaublich gut geholfen. Aber insgesamt waren das schon tolle Erlebnisse, gegen solch gute Spieler anzutreten.“

Aber es war sicher auch eine schöne Zeit, als Du öfters in Südamerika gespielt hast, oder?

„Ja natürlich. Die Zeit zwischen 16 und 18 Jahren war auch eine ganz tolle. Wir fünf Freunde, Max Rehberg, Maximilian Homberg, Neo Niedner, Mika Lipp und ich sind zu vielen Turnieren geflogen, waren viel unterwegs. Immer dabei unsere Trainer Gerald Marzenell und Benjamin Benedikter. Wir waren in Südamerika oder in den USA. Die Stimmung war immer gut und die Turniere dort sehr gut organisiert. Allerdings spiele ich am liebsten in Deutschland und Österreich. Da ist alles perfekt durchgetaktet und du bist nicht so weit von der Heimat weg.“

Wann hast Du gemerkt, dass etwas in Deinem Körper nicht rund läuft bzw. wann fing die Verletzung an?

„Das war im August letzten Jahres beim Turnier in Augsburg. Zuerst habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. Ich hab gedacht, dass ich mir am Rücken etwas gezerrt habe. Und normalerweise geht eine Verletzung ja auch schnell wieder weg. Doch diesmal war es anders. Es ging nicht wieder weg, denn es stellte sich heraus, dass es eine Entzündung im Körper, ein Knochenmarködem war, das einfach nicht ausheilen wollte.“

Was hast Du daraufhin alles unternommen?

„Ich war bei unzähligen Ärzten – in München, Heidelberg, Freiburg, Aschaffenburg, beim Physiotherapeuten Krass in der Sportreha in Heigenbrücken. Ich habe wirklich alles probiert – von Eigenblut-Therapie über Cortison-Spritzen-Therapie. Ich habe es mit Kälte-, mit Wärme-Therapie probiert. Aber es hat langfristig nichts gegriffen. Bei einem Bruch oder bei einer Zerrung weißt du, das ist in ein paar Wochen vorbei. Als ich im Januar den Bänderriss hatte, wusste ich, dass er in ein paar Wochen ausheilen würde. Doch bei meiner Entzündung im Körper wurde es richtig kritisch und ich konnte die letzten Monate bei keinem Turnier melden.“

Und wie schaut es jetzt für die Zukunft aus?  

„Ich kann derzeit keine Turniere spielen. Das konnte ja so nicht weitergehen und ich musste zu einer Entscheidung kommen. Deshalb habe ich mir die letzten Wochen ganz viele Gedanken um meine Zukunft gemacht. Ich habe neben meiner Mama, ohne deren tolle Unterstützung ich die letzten Jahre gar nicht hätte durchziehen können und meiner Freundin mit vielen mir wichtigen Menschen gesprochen und mir viele Meinungen eingeholt. Vor ein paar Tagen ist dann meine Entscheidung gefallen.“

Das heißt?

„Das heißt, dass ich meine noch junge Profikarriere beenden werde. Die Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen und hat mich viele schlaflose Nächte gekostet. Aber es bringt nichts. Ich kann kein Turnier schmerzfrei durchspielen, habe auch die Medenspiele bei GW Mannheim für heuer abgesagt, denn ich kann, zumindest im Moment, auch kein Einzel und im Anschluss Doppel spielen.“

Wie geht es jetzt weiter?

„Ich habe ein sehr gutes Abitur in der Tasche und könnte jederzeit mit einem Studium anfangen. Doch ich möchte erst einmal beim Tennis bleiben. Ich habe mit der Vorstandschaft vom TV Aschaffenburg gesprochen und ich möchte mir hier ein neues Standbein aufbauen. Ich will den Nachwuchsspielern durch Sparrings Stunden helfen, sich weiter zu entwickeln. Ich habe damals beim TVA meine ersten Schritte als Spieler gemacht. Jetzt mache ich sie als Trainer. Was aber nicht heißt, dass ich nur beim TVA trainieren werde. Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall meine C- und B-Trainingsscheine machen und dann werde ich weitersehen. “

Du bist im Januar von Oberhaching zum Hessischen Tennisverband gewechselt. Wirst Du dort weiterhin bleiben?  

„Nein, denn ich trainiere ja für mich selbst nicht mehr. Wie gesagt, ich habe Spaß, den Spielern Sparrings Stunden zu geben und meine Erfahrung weiter zu geben. Ich habe damit selbst gute Erfahrungen als Spieler gemacht. Ich denke, da profitieren alle davon. Die Jungen können von mir lernen und ich kann mich fit halten. Dann wird man sehen, was kommt.“

 

 

Die Bilder hat uns Philip zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür.

 

Den Artikel habe ich auch für meine Heimatzeitung Main Echo geschrieben. Er wurde in etwas abgeänderter Form dort abgedruckt.