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Rudern: Hannes Ocik – ein persönlicher Rückblick auf eine beeindruckende Karriere

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

 

Hannes Ocik, langjähriger Schlagmann beim Deutschland Achter, verkündete jüngst das Ende seiner sportlichen Laufbahn, in der er mit dem Deutschland-Achter viele Erfolge feierte. Hannes Ocik erzählt von seiner Zeit im Flaggschiff des deutschen Rudersports.

Hannes Ocik hat den Erfolgsweg des Deutschland-Achters viele Jahre lang geprägt. 2013 saß er zum ersten Mal im deutschen Ruder-Flaggschiff und gewann mit ihm zwei olympische Silbermedaillen (2016 und 2021), wurde dreimal Welt- und sieben Mal Europameister und stellte mit seinem Team 2017 in Posen die noch immer gültige Weltbestzeit im Achter (5:18,68 Minuten) auf. Der langjährige Schlagmann verkündete nun – nach insgesamt 20 Jahren Leistungssport – sein Karriereende mit den Worten „Ocik Out.“ Wir haben den 33-Jährigen um einen persönlichen Rückblick auf seine beeindruckende Karriere im Deutschland-Achter gebeten. Er erzählt auch, wie es für ihn weitergehen soll. Die Ocik8…

Meine wichtigsten Rennen

waren – bezogen auf den Druck, der auf den Mannschaften lastete – primär die beiden Olympia-Finals 2016 und 2021. Für mich persönlich wichtig war auch mein allererstes Rennen als Achter-Schlagmann. Das war 2015 beim Weltcup in Bled. Aber grundsätzlich waren – wie es Ralf Holtmeyer immer sagte – alle Rennen wichtig.

Meine emotionalsten Momente

hatte ich tatsächlich auf dem Rotsee in Luzern, weil es dort immer sehr knappe Rennen waren und wir in den Jahren 2013, 2015 und 2016 immer sehr knapp Zweiter geworden sind. Umso emotionaler war es, als ich persönlich 2017 das erste Mal mit dem Achter dort auf dem legendären „Göttersee“ gewinnen konnte. Das war auch wieder sehr knapp und hat mir sehr viel bedeutet.

Meine prägendsten Begegnungen

kann man gar nicht auf wenige Personen herunterbrechen. Die vielen Erfolge haben es mir ermöglicht, dass ich im deutschen Sport sehr viele Athleten aus anderen Sportarten kennenlernen durfte – etwa beim Ball des Sports, beim Sportler des Jahres, beim Sporthilfe Club der Besten oder natürlich auch bei den Olympischen Spielen. So beispielsweise Tennisprofi Jan-Lennart Struff, Uwe Gensheimer als Kapitän der Handball-Nationalmannschaft oder auch den Golfprofi Martin Kaimer. Von den Momenten mit diesen Persönlichkeiten habe ich sehr viel mitgenommen.

 Meine schönsten Medaillen

die ich mit dem Deutschland-Achter gewonnen habe: Natürlich sind alle schön, aber einen besonderen emotionalen Wert hat die, die man als Erstes gewinnt. Also für mich war der Gewinn der Silbermedaille 2013 in Chungju/Südkorea wunderschön. Ebenso die erste Goldmedaille, die ich bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte – das war 2017 in Sarasota. Was bei mir hängengeblieben ist, dass wir nach der sehr schwierigen Zeit 2020/2021 in Tokio die Silbermedaille gewinnen konnten – und die ist übrigens auch optisch sehr, sehr schön.

Meine Zeit in Dortmund

war auch sehr prägend, mitunter sogar auch sehr abenteuerlich. Ich habe viele Athleten kennenlernen dürfen, wir haben viele witzige Abende zusammen verbracht. Fußball war immer ein großes Thema. Ich als Bayern-Fan hatte es natürlich nie leicht in Dortmund, aber ich glaube, wir konnten uns immer gut und lustig arrangieren. Ich war in fünf unterschiedlichen Wohnungen in Dortmund untergebracht und habe auch hier viel erleben dürfen. Das war eine tolle Zeit und auch dafür bin ich sehr dankbar.

Meine Ruderkollegen

im Deutschland-Achter: Ich bin überzeugt, dass ich enorm davon profitiert habe, dass ich im Herbst 2012 zu einer Mannschaft gestoßen bin, die vor Selbstbewussten nur so strotzte. Das war ein funktionierendes Team mit starken Charakteren – mit Richard Schmidt, Martin Sauer, Max Reinelt. Das hat mich von Anfang an sehr geprägt, beeindruckt und animiert, jeden Tag von denen lernen zu wollen. Aber auch die Jahrgänge, die danach kamen, haben mich beeindruckt. Wir konnten viele Erfolge feiern. Das hat immer Spaß gemacht und hat mich geprägt. Aber auch so manche Konfrontation war prägend und hatte den Lerneffekt, sich mit den Menschen auseinanderzusetzen. Das ist vielleicht das größte Gut, dass das Team Deutschland-Achter hat: die Athleten mit den unterschiedlichen Charakteren. Das war alles sehr cool, das möchte ich nicht missen. Das war mega.

Mein Dank

gilt grundsätzlich allen, die mich auf diesem Weg unterstützt haben. Konkret erst einmal alle Trainer, die federführend dabei waren, aber auch das Team drumherum: Da möchte ich Markus Schmitz als Bootsmeister besonders hervorheben. Er hat den Laden immer am Laufen gehalten – genauso wie unser Geschäftsführer der Deutschland-Achter GmbH, Carsten Oberhagemann. Sie haben der Mannschaft immer den nötigen Support in ihrem jeweiligen Aufgabengebiet gegeben. Auch das gesamte medizinisch-therapeutische Team hat von Anfang an einen tollen Job gemacht. Ich hatte ja auch das ein oder andere Wehwehchen – da wurde ich immer gut aufgefangen.

 Meine Zukunft

Ich habe ja vor Kurzem geheiratet und werde jetzt erst einmal viel Zeit mit meiner Frau verbringen. Wir haben – gefühlt – einiges aufzuholen. Ich werde aber auch viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen, die ich wirklich lange nicht gesehen habe. Beruflich werde ich mich im nächsten Jahr etwas neu orientieren. Ich will mein Studium im Bereich SportManagement abschließen und dann im Bereich Management/Marketing gerne die ersten Berufserfahrungen sammeln. Ich liebäugle auch damit, mittelfristig in den Sport zurückzukehren – in welcher Funktion auch immer. Ich glaube, dass ich mit meiner Erfahrung als Leistungssportler und dem Wissen, das ich angereichert habe, dem deutschen Sport weiterhelfen kann. Das ist Zukunftsmusik, jetzt möchte ich erst einmal den Moment genießen.

 

Wir wünschen dem sympathischen Vollblut-Sportler alles Gute für seine Zukunft und sind froh, dass wir ihn so lange erleben durften!

 

Den Text hat uns Carsten Oberhagemann zukommen lassen – ebenso wie das Bild von Hannes. Vielen Dank dafür.