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Handball – 2. Liga: Großwallstadt liefert sich mit der HSG Nordhorn-Lingen einen wahren Krimi

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Handball Zweitligist TV Großwallstadt hat neuerlichen personellen Engpässen erfolgreich getrotzt und die Mannschaft von Trainer André Lohrbach besiegte in der Aschaffenburger Linde MH Arena die HSG Nordhorn-Lingen mit 24:23 (13:8). Damit rückte der TVG in der Tabelle der auf den neunten Platz vor. Zu verdanken hatten die Hausherren den Erfolg einer über weite Strecken funktionierenden Abwehr, vor allem aber den Torhütern Jan-Steffen Minerva und Julian Buchele, die 18 gegnerische Würfe parieren konnten. Lob für die Keeper gab es nach dem Abpfiff vom Coach, der insgesamt „Kampf und Leidenschaft“ seiner Mannschaft hervorhob und bilanzierte: „Diese zwei Punkte waren extrem wichtig!“

Ohne Horner, Gempp und Redkyn

Dabei musste der Coach erneut improvisieren. Mit Max Horner musste ausgerechnet der Linkshänder wegen einer Rippenprellung passen, der zuletzt einen Großteil der Regiearbeit im Rückraum verrichtete. Ein ebenso schweres Handicap war, dass Kapitän Patrick Gempp wegen der Nachwirkungen eines Infektes fehlte. Und auch Rechtsaußen Dmytro Redkyn hatte sich aus dem gleichen Grund abmelden müssen. Daraus ergab sich die zentrale Frage vor dem Anpfiff: wie würde der TVG das alles kompensieren können? Denn immerhin fehlten auch noch drei Langzeitverletzte.

Großwallstadt begann mit dem erst unlängst aus einer langen Verletzung zurückgekommenen Mario Stark auf der Rückraummitte. Lohrbach brachte Linksaußen Moritz Klenk, der in der Abwehr auf die Halbposition rückte und den Ex-Großwallstädter Frieder Bandlow ausbremsen sollte. Das gelang ihm unter dem Strich gut. Für Gempp besetzte Lars Röller die Kreisposition. Obwohl zuletzt selbst an einem Infekt leidend, zeigte er mit vier Toren eine starke Leistung. Im Tor begann Jan-Steffen Minerva. Eine Maßnahme Lohrbachs, die sich als Glücksgriff herausstellte. Allein in den ersten 30 Minuten gelangen dem Routinier ein Dutzend Paraden. Minerva war von Beginn an im Spiel und legte mit ersten Abwehraktionen den Grundstock für die 2:0-Führung. Nach einer weiteren Parade konnte Maxim Schalles einen 4:1-Vorsprung herauswerfen (7.). Nach dem 6:2 (13.) durch Treffer des starken Tobias Buck sowie von Röller vom Kreis leistete sich der TVG einige Ungenauigkeiten und überhastete Würfe im Angriff. Sie blieben aber oft ohne Folgen, weil Minerva die Fehler seiner Vorderleute ausbügelte.

Nach sechs Minuten ohne TVG-Treffer nahm Coach Lohrbach beim Stand von 8:6 (22.) eine Auszeit. Buck erhöhte anschließend prompt auf 9:6 und Ben Connar Battermann nutzte einen HSG-Ballverlust zum erfolgreichen Wurf vom eigenen Kreis ins leere Nordhorner Tor. Klenk traf von Linksaußen zum 11:7. Im Abwehrzentrum agierte das junge Duo Battermann/Buck konzentriert und kompensierte so das Fehlen von Patrick Gempp. Minerva glänzte mit einer weiteren Parade, so dass der TVG die Chance zur Fünf-Tore-Führung bekam und diese durch einen strammen Rückraumwurf von Stefan Salger auch nutzte. Per Stemmwurf besorgte der lange Linkshänder auch das 13:7. Der TVG durfte mit einem soliden 13:8-Vorsprung gegen den Tabellensechsten der Liga in die Kabine gehen.

Gäste wieder auf Tuchfühlung

Nach Wiederanpfiff wurden die Gäste stärker und nahmen mit dem 10:13 durch Rechtsaußen Maximilian Lux Tuchfühlung auf. TVG-Regisseur Stark baute die Führung mit einem Hüftwurf wieder etwas aus. Dann traf Battermann aus dem weiten Rückraum zum 15:11 (36.). Das Angriffsspiel der Gastgeber verlor trotzdem an Schwung. Zum Glück behielt in dieser Phase Rechtsaußen Schalles die Nerven und vollendete zweimal in Überzahl zum 16:13 und 17:14.

In der 45. Minute war es dann aber soweit. Mit dem dritten Treffer in Folge kam Nordhorn-Lingen zum Ausgleich. Die Gäste konnten in der Folge auch die Rote Karte gegen Georg Pöhle nach dessen dritter Zeitstrafe kompensieren. Spielmacher Tarek Marschall, einer der besten bei der HSG, erzielte mit dem 19:18 (48.) die erste HSG-Führung. Vor Röllers Ausgleich vom Kreis und nach 14 Paraden von Minerva schickte Lohrbach Junioren-Nationalspieler Julian Buchele in den TVG-Kasten. Und er fügte sich nahtlos ein.

Drei torlose Minuten des TVG nutzte Nordhorn dennoch zur Zwei-Tore-Führung (22:20). Beim Stand von 21:22 war die Spannung kaum mehr zu überbieten und ein Krimi bahnte sich an. Tobias Buck traf nach einem Steal per Gegenstoß zum Ausgleich und leitete mit dem 23:22 (56.) die Crunchtime ein. Als Florian Eisenträger beim Stand von 23:23 einen Strafwurf vergab, wurde es brenzlig. Doch Julian Buchele hielt einen Wurf von Linksaußen. Und Eisenträger behielt beim finalen Siebenmeter die Nerven und netzte zum 24:23 ein. Die letzten 54 Sekunden überstand die TVG-Abwehr aufopferungsvoll kämpfend.

TVG-Coach Lohrbach sagte nach dem Spiel: „Wir hatten uns vorgenommen, den personellen Ausfällen kollektiv mit Kampf und Leidenschaft entgegenzutreten. Das ist uns gelungen. Und natürlich hat uns die starke Torhüterleistung von Jan-Steffen und in der Schlussphase dann auch von Julian sehr geholfen. Wenn wir unsere acht freie Bälle in der zweiten Spielhälfte im gegnerischen Tor untergebracht hätten, dann hätten wir deutlicher gewonnen. So mussten wir bis zum Abpfiff alles reinwerfen und bis ans Limit gehen.“

 

 

Das Bild hat uns der TVG zur Verfügung gestellt.

Den Text, der vom Verein kam, hat M. Weiß, Mitarbeiter beim Main Echo, geschrieben.