Rudern: Die ersten Tage bei den Olympischen Spielen
Liebe Leserinnen, liebe Leser.
Der Deutschland Achter und der Zweier ohne Steuermann fühlen sich bei den Olympischen Spielen sehr wohl.
Carsten Oberhagemann hat die ersten Tage zusammengefasst:
Die ersten 24 Olympia-Stunden
Die Sportler und Trainer vom Deutschland-Achter und Zweier ohne Steuermann nutzten den ersten Tag im Olympischen Dorf in Paris und an der olympischen Regattastrecke in Vaires-sur-Marne
Angekommen in Paris. Die erste Nacht im Olympischen Dorf verbracht. Und den ersten Trainingstag bei Wind und leichtem Sprühregen auf der Regattabahn in Vaires-sur-Marne intensiv genutzt. Für den Deutschland-Achter, den Zweier ohne Steuermann und Ersatzmann Jasper Angl waren es eindrucksvolle und emotionsreiche erste 24 olympische Stunden. „Alle sind angespannt. Alle wollen, dass es endlich losgeht. Von unserer Seite kann die olympische Regatta beginnen“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge.
Nach der Ankunft am gestrigen Spätabend im Olympischen Dorf durften die Sportler zunächst ausschlafen. Um 9 Uhr ging es los mit den Shuttle-Bussen vom Olympischen Dorf im Pariser Stadtteil Saint Denis zur Regattastrecke in Vaires-sur-Marne. Vom Pariser Norden in den östlich der französischen Hauptstadt gelegenen Vorort, in dem die Mannschaft bereits vor knapp einem Jahr ein Kurz-Trainingslager absolviert hatte. „Der eine Shuttle hat 45 Minuten gebraucht, der andere etwas mehr als eine Stunde“, bemerkte Tschäge.
Deutlicher Schiebewind mit fairen Bedingungen
Die Wege sind weit – auch für den Aufbau der Boote mussten die Sportler zunächst längere Strecken zwischen Bootsanhänger und Sattelplatz hinter sich bringen, ehe sie dann das Wasser auf der Olympiastrecke testen konnten. Tschäge: „Wir hatten vom Start aus betrachtet deutlichen Schiebewind. Der kam gerade rein in die Strecke, daher faire Bedingungen.“ Leichter Sprühregen kam dazu. Die Temperaturen sollen in den nächsten Tagen Richtung 30 Grad ansteigen.
Um die Wegstrecke zwischen Olympischem Dorf und dem Stade nautique Olympique nur einmal am Tag fahren zu müssen, ist die Mannschaft über Mittag an der Strecke geblieben. Sie konnten sich dort mit einem Mittagessen stärken und in einem Ruheraum entspannen und sich auf die zweite Trainingseinheit vorbereiten. „Andere Nationen wie die Briten und die Holländer sind in einem Hotel in der Nähe der Strecke untergebracht. Das Flair im Olympischen Dorf zu wohnen, hat aber auch was für sich“, sagte Tschäge. Und so ging es am späten Nachmittag zurück nach Saint Denis ins Olympische Dorf, wo es am Abend für die zwölf Sportler und zwei Trainer ausgiebig Gelegenheit gab, auf Erkundungstour zu gehen.
Eine wirklich coole Atmosphäre hier
Benedict Eggeling, Bugmann im Deutschland-Achter, erlebt seine Olympia-Premiere in Paris und berichtet im Drei-Fragen-Interview vom Leben im Olympischen Dorf und an der Regattastrecke
Wie hast Du Dich eingelebt?
Benedict Eggeling: “Es hat ein, zwei Tage gedauert, um die viele Eindrücke zu verarbeiten und um sich an die Umgebung zu gewöhnen. Wir waren bislang ja nur im Olympischen Dorf und an der Ruderstrecke. Aber überall sieht man immer wieder sehr viel Neues. Die Strecke kennen wir von unserem letztjährigen Trainingslager ja schon – und das Wasser und die Bedingungen ja auch. Heute war es nicht so windig wie gestern. Wir waren wieder zweimal rudern – und sind gut zurechtgekommen. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist positiv.”
Und wie wohnt es sich im Olympischen Dorf?
Benedict Eggeling: “Wir acht Ruderer aus dem Deutschland-Achter sind zusammen in einem Appartement im fünften Stock des deutschen Hauses untergebracht; Jonas ist mit anderen zusammen. Insgesamt ist es eine wirklich coole Atmosphäre hier. Das Essen ist überraschend gut. Wir haben eine große Auswahl, das meiste ist gesund, auf Sport ausgerichtet. Die Betten sind so, wie man es vorher immer gehört hat. Ein paar Kartons übereinandergestapelt, die Matratze ist so wie Gartenmöbelauflagen. Spartanisch und gewöhnungsbedürftig, aber man kann drauf schlafen. Sie erfüllen das Klischee von „Olympia-Pappbetten“.
Was hast Du in der kurzen Zeit, die Ihr bislang dort seid, erlebt?
Benedict Eggeling: “Eine Panne mit dem Shuttlebus auf der Autobahn. Dem war einfach mal der Treibstoff ausgegangen… Und es hat dann eine Stunde gedauert, bis ein Ersatzbus kam. Der Transfer nervt schon, das Leben im Dorf ist auf der anderen Seite aber auch sehr beeindruckend. Da gibt es eine Beachbar und Lounge an der Seine, eine Dachterrasse auf unserem Hochhaus, von dem man einen guten Überblick über die Stadt hat. Sogar den Eiffelturm soll man sehen können. Bislang hat es für mich aber erst zu einem Spaziergang zu den Olympischen Ringen, dem Fotospot hier im Olympischen Dorf, gereicht. Insgesamt aber kann ich sagen, dass ich mich gut eingelebt und nach zwei Tagen schon eine gewisse Routine entwickelt habe.”
Vorlauf-Auslosung verspricht spannenden Olympia-Auftakt
Der Deutschland-Achter trifft am Montag auf die Niederlande, Rumänien und die USA. Der Zweier Kruse/Christ bekommt es am Sonntag mit Australien, Großbritannien und Südafrika zu tun.
Die Auslosung für die Vorläufe ist da – und sie verspricht spannende Rennen: Bei der Olympischen Ruderregatta in Vaires-sur-Marne bekommt es der Deutschland-Achter zum Auftakt am Montag um 11.40 Uhr mit den Großbooten aus den Niederlanden, Rumänien und den USA zu tun. Der Vorlaufsieger zieht direkt ins Finale am 3. August ein, die anderen Boote müssen über den Hoffnungslauf gehen. „Die Auslosung ist in Ordnung. Das sind alles gute Gegner, mit denen wir uns messen können“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge und ergänzte: „Alle kommen aus einer langen Wettkampfpause. Wir werden versuchen, unser Rennen zu fahren, und wollen uns so gut möglich positionieren.“ Favorisiert sind in diesem Rennen der WM-Zweite aus den Niederlanden und der Zweite vom Weltcup in Luzern, die USA.
Bei Olympischen Spielen gibt es keine leichten Vorläufe – das zeigt auch die Auslosung für den Zweier ohne Steuermann. Sönke Kruse und Julius Christ treffen im Vorlauf am Sonntag (11.20 Uhr) auf Australien, Großbritannien und Südafrika. Hier kommen die ersten Drei direkt ins Halbfinale, Platz vier muss im Hoffnungslauf ums Weiterkommen kämpfen. Die Briten, WM-Zweite in Belgrad und Luzern-Sieger, bilden hier das favorisierte Boot. Einen starken Eindruck hinterließen in Luzern auch die Südafrikaner als Weltcup-Vierter. „Hier sind alle Boot auf absolutem Topniveau. Es ist ein super starker Vorlauf. Aber wir wollen ein Boot schlagen, das ist unser Ziel“, sagte Zweier-Trainer Alex Weihe.
Deutsch-Amerikanisches Duo im Ersatz-Zweier
Die Rennen der Ersatzleute finden bereits am morgigen Freitag statt. Jasper Angl, der Ersatzmann für den Riemenbereich, trainiert und startet im Zweier ohne Steuermann mit dem US-Amerikaner Guz Rodriguez. „Ich könnte mir keine bessere Art vorstellen, den olympischen Geist auszuleben“, sagte Jasper Angl, der durch sein Studium in den USA eine zusätzliche Verbindung zu dem Land hat. Es werden zwei Rennen gefahren: zunächst um 11.45 Uhr ein Zeitfahren, anschließend um 12.50 Uhr das eigentliche Spare Race. Gegner sind die Zweier aus Großbritannien, den Niederlanden, Italien und eine weitere Kombi aus einem Australier und einem Neuseeländer.
An der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am morgigen Abend wird das Team Deutschland-Achter nicht teilnehmen. „Wir haben uns alle dagegen ausgesprochen. Wir wollen vermeiden, uns auf den letzten Drücker noch mit irgendetwas, Grippe oder Corona, anzustecken“, meinte Tschäge. Stattdessen wird wohl ein Publicviewing vor einem TV-Gerät im Olympischen Dorf geben.
Das Bild hat uns Carsten Oberhagemann zur Verfügung gestellt. Danke dafür