Marius und sein Bart
Es läuft derzeit alles andere als rund beim Handball-Bundesligisten TV Großwallstadt. Die Mannschaft setzte sich nach dem 16. Spieltag mit mageren 5:27-Punkten tief im Tabellenkeller fest. Die Nerven liegen blank – bei Spieler und Trainer gleichermaßen und auch das Umfeld wird langsam unruhig.
Für die beiden Langzeitverletzten Runar Karason und Marius Liebald ist diese Situation um so schlimmer, müssen sie doch von außen tatenlos zuschauen, wie ihr Team Woche für Woche verliert. Für einen der beiden dürfte allerdings die Warterei bald ein Ende haben und er fiebert nach über sechs Monaten seinem ersten Einsatz entgegen.
Am 18. Mai 2012 beim Heimspiel gegen Hildesheim klagte Marius Liebald über einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter. Vorausgegangen waren mehrere Wochen, in denen der 22-Jährige mit Schulterproblemen zu kämpfen hatte. Nach einer MRT-Untersuchung stellte sich heraus, dass ein medizinischer Eingriff nicht mehr zu umgehen ist. Ein paar Tage später wurde der Rückraumspieler operiert. Sein Trainer Peter David hoffte, dass er zur Vorbereitung im Juli wieder fit sein würde. Doch es dauerte weit über den Juli hinaus, ehe der Student wieder so weit war, dass er ohne Schmerzen aufs Tor werfen konnte. Harte Monate für den ehrgeizigen jungen Mann mit dem dichten Bartwuchs im Gesicht. Warum der Bart so groß wurde und wie er seinem ersten Einsatz nach so langer Zeit entgegenfiebert, erzählt er uns hier.
Marius, mir guckt ein ganz neues Gesicht entgegen.
Der Bart, der Dich über Monate begleitete, ist ab. Was hatte es mit dem Bart auf sich und warum und seit wann ist er ab?
Ich habe mich am Dienstag rasiert. Die Idee, mir den Bart so lange nicht mehr zu rasieren, bis ich wieder spielen kann, kam mir direkt nach der OP. Ich habe einen Kumpel, der sagt immer: wer rasiert, der verliert. Ja, und da ich nicht verlieren wollte und will, blieb der Bart eben stehen. Außerdem hatte die Aktion noch einen positiven Nebeneffekt.
Der da wäre?
Der Vollbart in meinem Gesicht sah schon komisch aus und immer wenn ich mich anschaute, war dies ein Motivationsschub, noch mehr fürs Comeback zu ackern, noch eine Einheit mehr zu machen, damit ich schnell wieder fit werde.
Bist Du denn mittlerweile so weit, wieder ins Geschehen eingreifen zu können?
Ich von mir aus, denke schon. Aber das entscheidet letztlich der Trainer. Und ich bin auch Realist. Ich habe monatelang nicht gespielt und habe natürlich einen Rückstand, bin nicht eingespielt. Aber ich sag mal so: wenn der Trainer mich braucht, bin ich da.
Dein Verein steckt mitten im Abstiegskampf. Für Dich ist es das erste Mal, dass Du in so einer Situation steckst. Wie ist das Gefühl, wie nervös bist Du?
Ich denke, es ist für uns alle nicht leicht im Moment. Für mich ist es die ganze Zeit noch schlimmer gewesen, weil ich von außen halt gar nicht helfen konnte. Aber ich denke, man muss versuchen, die Nervosität abzuschalten und immer wieder von Neuem alles geben. Letztes Jahr hatten wir ja kurz so eine ähnliche Situation, als wir in Wetzlar antreten mussten. Damals ging es gut für uns aus und der knappe Sieg läutete die Wende für uns ein.
Wann wird der Knoten platzen?
Wir haben letzte Woche unglücklich gegen Göppingen verloren und jedes jetzt folgende Spiel ist für uns ein Vier-Punkte-Spiel. Wir müssen jetzt mit dem Punktesammeln anfangen, können das nicht immer wieder verschieben. Wenn wir alle an uns glauben, wird auch der Knoten platzen.
Wie ist die Stimmung derzeit in Deinem persönlichen Umfeld? Aufmunternd oder sind die Leute eher kritisch?
Sowohl als auch. Es gibt kritische Stimmen, aber es gibt viele aufmunternde. Viele Leute unterstützen uns, glauben an uns und das ist wichtig. Gerade zu Hause. Wir brauchen unser Publikum. Das hat man ja die letzten Spiele gesehen. Die Unterstützung ist super, das gibt jedem von uns noch einmal einen extra Push.
Wie ist die Stimmung derzeit in Deinem persönlichen Umfeld?
Aufmunternd oder sind die Leute eher kritisch?
Sowohl als auch. Es gibt kritische Stimmen, aber es gibt viele aufmunternde. Viele Leute unterstützen uns, glauben an uns und das ist wichtig. Gerade zu Hause. Wir brauchen unser Publikum. Das hat man ja die letzten Spiele gesehen. Die Unterstützung ist super, das gibt jedem von uns noch einmal einen extra Push.
Fotos: Klaus Roos