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In der dritten Handball Liga, Staffel Süd-West, musste der TV Gelnhausen beim Longericher SC Köln eine knappe Niederlage hinnehmen und die HSG Hanau unterlag in Krefeld.
TV Gelnhausen-Fans feiern trotz Niederlage in Köln
Am Ende stand zwar eine ärgerliche 31:32 (13:15)-Niederlage zu Buche, doch einmal mehr durfte sich der Handball in Gelnhausen als Gewinner fühlen. Rund 100 Fans begleiteten die Mannschaft des TV Gelnhausen zum Spitzenspiel nach Köln und sorgten in der mit 400 Zuschauern ausverkauften Sporthalle beim Tabellendritten Longericher SC für pure Heimspiel-Atmosphäre. Zwar mussten die Barbarossastädter gegen die Kölner erneut eine Niederlage hinnehmen, dennoch konnte sich die junge Gelnhäuser Mannschaft in einem hochklassigen Spiel von der bitteren Heimniederlage in der Hinrunde (25:40) rehabilitieren.
Damit ist der Longericher SC die einzige Mannschaft, die den TVG in dieser Saison zwei Mal bezwingen konnte. Mit 44:6 Punkten bleibt der TVG aber souverän auf dem zweiten Tabellenplatz und hat weiterhin einen deutlichen Vorsprung vor dem Dritten aus Longerich (38:12). Für Köln war der Sieg im Kampf um den Platz im DHB-Pokal wichtig, da sie angeblich aber nicht zur Aufstiegsrunde gemeldet haben, kann der TVG für die Playoffs planen.
Umso mehr kann man vor dem Auftritt der Gelnhäuser nur den Hut ziehen, die ersatzgeschwächt ihrem Albtraum-Gegner 60 Minuten lang einen riesigen Fight lieferten. Während Longerich auf eine volle Kapelle setzen konnte, fehlten beim TVG die Langzeitverletzten Lasse Georgi (Schulterverletzung), Leon David (Bänderriss) und Max Bechert (Meniskusverletzung). Zudem musste Torhüter Alexander Bechert mit muskulären Problemen passen. Daniel Drozdz kehrte nach seinem U21-Nationalmannschaftslehrgang zurück und bildete mit Juniorentorhüter Noah Pilgrim das Torhüter-Gespann.
Trotz der Niederlage zeigte sich Cheftrainer Matthias Geiger zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Natürlich wollten wir das Spiel heute unbedingt gewinnen, aber die Jungs haben alles gegeben. Für mich war wichtig, dass wir eine klare Leistungssteigerung zur Vorwoche hatten. Die Jungs wollten die Dinge, die wir im Training erarbeitet haben, mit aller Gewalt umsetzen.“
Nach Abpfiff feierten die mitgereisten Fans ihr Team minutenlang und zollten der starken Leistung großen Respekt – eine Szene, die an das Hinspiel erinnerte, als die TVG-Anhänger die Mannschaft trotz der damaligen deutlichen Heimniederlage mit Standing Ovations verabschiedeten. „Was unsere Anhänger heute abgeliefert haben, war überragend. Sie haben ein Drittel der Halle gefüllt und von der ersten bis zur letzten Minute eine unglaubliche Stimmung gemacht. Es hat sich angefühlt wie ein Heimspiel. Diese Unterstützung war in so einem schweren Spiel enorm wichtig“, sagte Geiger.
Und so muss dem TVG mit Blick auf die Aufstiegsrunde nicht bange sein. Wer auswärts bei einem enorm starken Gegner eine solche Leistung abliefert, darf sich auf die kommenden Herausforderungen freuen. Zumal die Unterstützung der Fans von Mal zu Mal größer wird und auch eine Auswärtsniederlage zum gefühlten Triumphzug wird.
Zuächst gab es leichte Vorteile für den TV Gelnhausen. Jonas Dambach, mit sieben Treffern bester Werfer der Barbarossastädter, zeigte sich von Beginn an in Torlaune. Der TVG legte in der Anfangsphase stets vor, doch Longerich fand mit seinen Topscorern Jonas Kämper (8 Tore) und Lukas Martin Schulz (7 Tore) immer wieder Antworten, so dass sich Gelnhausen nicht entscheidend absetzen konnte.
Nach 15 Minuten kippte die Partie und der Longericher SC konnte seinerseits in Führung gehen. In der 21. Minute verhinderte Torhüter Daniel Drozdz mit zwei herausragenden Paraden in Folge nach Ballverlusten seines Teams beim Stand von 8:10 einen Drei-Tore-Rückstand und hielt sein Team in Schlagdistanz. Mit einem knappen 13:15-Rückstand ging es in die Halbzeitpause.
LSC baute Führung aus
Direkt nach Wiederanpfiff baute der Longericher SC seine Führung erstmals auf drei Tore aus (16:13). Doch der TVG zeigte große Moral und kämpfte sich Stück für Stück zurück. In der 43. Minute erzielte Felix Reinhardt den Ausgleich zum 21:21. Zwei Minuten später bot sich dem TVG die große Chance, das Spiel in eine entscheidende Richtung zu lenken: Nach zwei Zeitstrafen gegen Longerich spielte die Geiger-Sieben in doppelter Überzahl. Jonathan Malolepszy verwandelte den fälligen Siebenmeter zur 22:21-Führung, doch während der restlichen Überzahlphase unterliefen dem TVG zu viele Fehler und Longerich glich nach eigener Unterzahl wieder aus. Bis zur 55. Minute blieb die Partie völlig offen (27:27). Dann folgte eine kritische Phase. Während Longerich eiskalt abschloss, scheiterte der TVG am gegnerischen Keeper Roman Babic oder warf den Ball über das Tor. So setzten sich die Hausherren zwei Minuten vor Schluss auf 30:27 ab.
Nachdem Malolepszy per Siebenmeter auf 28:30 verkürzte, stellte das Gelnhäuser Team für die restliche Zeit auf offensive Manndeckung um, womit sie die Longericher vor eine Herausforderung stellten. Die Barbarossastädter konnten weiter aufholen und Silas Altwein brachte den TVG 37 Sekunden vor Schluss auf 30:31 heran. Doch Longerich fand erneut eine Lücke und traf durch Lennart Niehaus zum entscheidenden 32:30. Den Schlusspunkt setzte Malolepszy mit einem weiteren Siebenmeter zum 31:32-Endstand nach Ablauf der Spielzeit.
Zwar haderte Cheftrainer Geiger nach dem Spiel mit der ein oder anderen Aktion, dennoch war der Coach zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Wichtig sei nun, aus den gemachten Fehlern zu lernen: „In solchen Topspielen kann jeder Fehler teuer werden. Aber die Mannschaft hat direkt nach dem Spiel erkannt, woran wir arbeiten müssen und das ist ein gutes Zeichen.“
Hanau unterliegt in Krefeld
Etwas aus Krefeld mitzunehmen, das ist in dieser Saison 2024/25 noch keiner Mannschaft gelungen. Auch die HSG Hanau scheiterte am Samstagabend an dieser Aufgabe und ging mit 27:38 (12:20) gegen die spielstarken „Eagles“ der HSG Krefeld Niederrhein leer aus. Schämen mussten sich die Grimmstädter aber keineswegs, denn Bergold, Ritter & Co. hielten vor großartiger Kulisse phasenweise gut mit und machten mit hohem kämpferischem Einsatz viel Werbung in eigener Sache für den anstehenden Saisonendspurt.
„Glückwunsch an Krefeld zum verdienten Sieg und für diese tolle Kulisse. Ein besonderes Dankeschön geht natürlich auch an unseren Blauen Block, der extra für dieses Spiel eine Fanfahrt organisiert hat“, sagte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach dem Ende der Partie. Das 50-köpfige Hanauer Fanlager war in der mit über 1000 Zuschauern besetzten Krefelder Glockenspitzhalle lautstark zu hören und unterstützte das junge HSG-Team 60 Minuten lang mit viel Engagement.
Während Krefeld mit den beiden Punkten die sichere Qualifikation für die Aufstiegsrunde eintütete, belegt Hanau mit 26:24 Zählern weiterhin den achten Rang. Dabei war die HSG nach zuletzt drei Siegen in Serie und der Rückkehr von zahlreichen Leistungsträgern, durchaus mit Ambitionen in das Spiel gegen den weiterhin ungeschlagenen Spitzenreiter gegangen. Zwar musste Geist wieder auf Julian Fulda auf Linksaußen verzichten, dafür kehrte aber Rückraumspieler Cedric Schiefer nach einwöchiger Pause zurück auf die Platte.
Die erste Viertelstunde machten die Hessen in Krefeld auch ein richtig gutes Spiel und gingen sogar durch Treffer von David Rivic und Jan-Eric Ritter mit 2:1 (4. Minute) in Führung. Durch konsequentes Abwehrspiel provozierte Hanau einige Fehler der Gastgeber und im Angriff verwandelte HSG-Kapitän Max Bergold seinen Siebenmeter gegen Sven Bartmann sicher zum 3:1 (6.). „Wir wollten natürlich Krefeld gerne ein Bein stellen“, meinte Geist, dessen Team bis zum 7:9 von Luca Braun (16.) an seinem Gegner dran war. „Da sind einige Sachen gut bei uns aufgegangen, aber der Lauf von Krefeld – vom 9:7 bis zum 20:12 zur Halbzeit – war dann für uns dann der Genickbruch.“ Von der Seitenlinie musste der Hanauer Chefcoach mit ansehen, wie die „Eagles“ mit schnellem Umschaltspiel zunächst auf 13:8 (16.) enteilten und Hanau in der Folge den Zugriff auf das Spiel verlor.
Hanau gab alles
Nach dem Seitenwechsel stemmte sich Hanau weiter gegen seinen übermächtigen Gegner, hatte nun aber mit seiner offensiven 6:0-Deckung einige Möglichkeiten für die schnelle zweite Welle. Schiefer, Rivic und Bergold warfen alles nach vorne und spielten ihre Angriffe auf den Punkt. Ein Abpraller landete bei Paul Hüttmann, der von Rechtsaußen das 19:25 (38.) einwarf, ehe Schiefer am Neunmeter hochstieg und den Ball links oben in den Winkel nagelte – 20:25 (39.). Nils Schröder und erneut Schiefer brachten die Grimmstädter beim 24:27 (42.) wieder auf drei Tore heran. „Ich muss meine Mannschaft wirklich loben“, bemerkte Geist später. „Es spricht für sich, dass sie es geschafft hat, von diesem hohen Halbzeitrückstand wieder auf 24:27 heranzukommen. Damit haben wir Krefeld noch einmal kurz zum Nachdenken gebracht.“
Der Spitzenreiter schüttelte sich kurz, ließ dann aber noch einmal sein Spielvermögen aufblitzen und kam beim 32:25 (52.) zum vorentscheidenden Treffer. „Natürlich hat Krefeld das mit seiner ganzen Klasse hinten raus besser gemacht als wir“, so Geist. „Uns haben dann etwas die Körner und auch die Kraft gefehlt. Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu hoch ausgefallen, aber die Qualität von Krefeld sucht in der Staffel eben ihresgleichen.“