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Liebe Leserinnen, liebe Leser.
Derzeit läuft in Aschaffenburg das 36. internationale Tennisturnier um den Brass Cup beim TV Aschaffenburg. Aus dem DTB-Talentteam waren drei Nachwuchsspieler mit ihrem Trainer in Aschaffenburg und haben sich dort gut geschlagen.

Ich habe die Zeit genutzt, um mit ihrem sympathischen Tennistrainer und ehemaligen Weltklassespieler Michiel Schapers ein paar Worte zu plaudern. Den Artikel könnt Ihr auch online in meiner Heimatzeitung Main Echo lesen.

Michiel Schapers, geb. am 11. Oktober 1959 in Holland, hat erst mit elf Jahren mit Tennis angefangen. Auf der Straße, gegen Garagentore, gegen Hauswände hat er gespielt. Zuvor hat er viele Sportarten wie Judo, Basketball, Fußball oder Kricket ausprobiert. „Alles hat mir viel Spaß gemacht und Fußball habe ich sogar noch bis zum 18. Lebensjahr gespielt.“ Seine Eltern waren sportinteressiert und sie sahen, dass ihr Sohn talentiert ist. Doch sie haben keinesfalls Druck auf den Sohn ausgeübt, sondern waren völlig relaxt.

1982 begann die Profikarriere

1982 wurde der zwei-Meter-Mann Tennisprofi, schaffte es 1988 auf Platz 25 der Welt und 1991 war er auf dem 37. Platz der Welt im Doppel. Sein bestes Einzelergebnis bei einem Grand Slam-Turnier war das zweimalige Erreichen des Viertelfinales bei den Australian Open. Hier konnte er Siege über Boris Becker und Yannik Noah feiern. Die Liste seiner Erfolge ist lang und zwischen 1982 und 1990 spielte er 24 Einzel- und 12 Doppelpartien für die niederländische Davis-Cup-Mannschaft. Sein größter Erfolg mit der Mannschaft war die Teilnahme an der ersten Runde der Weltgruppe 1990 gegen Deutschland. Er verlor sein Einzel gegen Carl-Uwe Steeb und an der Seite von Tim Nijssen auch das Doppel gegen Eric Jelen und Michael Stich.

Nach dem Karriereende kam die Aufgabe als Trainer

Bereits vor dem Ende seiner Profikarriere betreute er als Trainer (1991 bis 1993) schon Spieler wie den Tschechen Daniel Vacek (1996 die Nummer 26 der Welt), ehe er ab 1994 nur noch als Coach fungierte. „Daniel war mein erster Schützling. Die Zeit damals war ganz lustig“, erinnert er sich schmunzelnd.

Im Gegensatz zu früher haben die Spieler heute viele Möglichkeiten zu trainieren, meint Schapers. „Früher und heute ist schwierig miteinander zu vergleichen. Der Spielstil hat sich verändert. Heutzutage wird viel von der Grundlinie gespielt, früher gab es mehr Netzangriffe. Federer zum Beispiel versucht immer mal wieder, die Ballwechsel kürzer zu gestalten, in dem er auch mal am Netz auftaucht“, so der Trainer. Aber solche „Netzattacken wie von Becker, Stich, Sampras oder Edberg sieht man heute weniger.” Er sieht Tennis „wie ein Schachspiel. Zug um Zug muss geschaut werden, wie du die Dame, den Turm usw. bewegst.“

Früher gab es Darm und Nylon

Auch das Material hat sich verändert. Heute gibt es zig verschiedene Arten von Saiten. Früher gab es Darm oder Nylon, erklärt Schapers. „Wir Spieler mussten früher selbst kreativ werden. Heute hast du einen ganzen Stab von Leuten um dich, die dir sagen wie du trainieren oder dich ernähren usw. sollst.“ Der Niederländer, der heute in Wien wohnt, findet, dass es Tennis gegenüber Mannschafts-Sportarten etwas schwieriger hat. „Wir müssen Tennis für die Kinder interessant und attraktiv machen. Ich denke, beim Mannschaftssport ist es etwas einfacher, Kinder zu begeistern. Auch in Holland ist die Zahl der Kids, die mit Tennis angefangen haben, weniger geworden. Es ist unsere Aufgabe und auch die Aufgabe der Vereine, die Kinder für Tennis zu begeistern.“

Die kleinen Erfolge machen Spaß

Gefragt nach seinem schönsten oder bedeutendsten Erfolg sagt der sympathische Tenniscoach: „Ach, oft sind es die kleinen Erfolge, die viel Spaß gemacht haben. So habe ich zum Beispiel immer sehr gerne auf Sand gegen Spanier gespielt. Und wenn ich dann einen Spanier auf Sand geschlagen habe, war das für mich schön“, grinst er. „Ich war viel in der Welt unterwegs, habe viel gesehen, viel erlebt, viel gelernt. Diese Erlebnisse sind sehr wertvoll für mich.“

Schapers war nicht nur Teamchef der niederländischen Davis-Cup-Mannschaft. Er war auch Trainer beim Österreichischen Tennisverband. Und er hatte in Amsterdam zehn Jahre lang eine Tennisschule. Als er zum ÖTV ging, hat er am 1. April 2014 seine Schule dort aufgegeben.

Anfrage vom DTB

Im letzten Jahr kam die Anfrage vom Deutschen Tennisbund. Sportdirektor Klaus Eberhard fragte an, „ob ich als Honorartrainer in der Tennisbase in Oberhaching anfangen wollte.“ Seit dem 1. Januar 2019 arbeitet er in Oberhaching, eng zusammen mit Michael Kohlmann, Leiter des DTB-Stützpunktes. Unter anderem hat er schon Marvin Möller, ein Youngster auf Zverevs Spuren, betreut.

Drei Topspieler aus dem Talentteam

Jüngst war er mit drei Topspielern aus dem DTB-Talentteam beim Brass-Cup in Aschaffenburg. Insgesamt 25 Wochen ist er mit den Jungs zusammen, kombiniert Training und Turniere. Osman Torski, die Nummer eins in Deutschland im Jahrgang 2001, Max Wiskandt, die Nummer eins in Deutschland im Jahrgang 2002 und Bastien Presuhn, Deutschlands Nummer vier im Jahrgang 2000 betreut Schapers. Er versucht ihnen zu helfen, dass sie in ihrem Sport weiter kommen, besser werden. „Ich möchte, dass sie jeden Tag besser werden. So muss auch die Einstellung der Jungs sein. Jeden Tag, wenn sie auf dem Platz stehen, sollen sie ein Stück besser werden. Sie müssen lernen, mit Enttäuschungen, aber auch mit Erfolgen umzugehen. Ich als Coach darf ja bei den Jungs nicht mit auf die Bank und von draußen ist es schwer, Einfluss zu nehmen. Also müssen sie lernen, mit gewissen Situationen umzugehen. Das will ich ihnen vermitteln, denn ich habe genug Erfahrungen gesammelt.“ Und weiter sagt der Coach: „Die Belastung körperlich, aber auch geistig ist sehr hoch. Aber wichtig ist, dass der Spaß nicht verloren geht.“

Auch die Schule darf nicht zu kurz kommen, denn ein Schulabschluss ist wichtig. „Man weiß ja im Voraus nie, was im Leben alles passiert und relativ wenige Tennisspieler können von ihrem Sport leben.“ Mit den drei Jungs reist er die kommenden Wochen zu einigen Turnieren, ist nächste Woche erst einmal bei den BMW Open in München zum Lehrgang, gepaart mit viel Training. „Anfang der 80er habe ich ein Deutschland auch viele von den Preisgeld-Turnieren gespielt“, erinnert er sich an seine Anfänge. Wer weiß, vielleicht schaffen seine Schützlinge irgendwann auch den großen Sprung. Doch bis es soweit ist, lag erst einmal sein Augenmerk darauf, wie sich die Drei beim Brass Cup geschlagen haben. Er ist sicher zufrieden heute aus Aschaffenburg abgereist.

Das Bild hat uns freundlicherweise Christian Dietershagen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank, lieber Christian.