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Dominik Plaue

Die letzten Monate seines noch so jungen Lebens waren für Dominik Plaue die Hölle. Der 17 Jahre alte Torhüter der TVG-Junioren-Bundesligamannschaft bangte um sein Augenlicht. Was war passiert? Mitte März saß Dominik mit seinen Mitschülern in der Schule eine Freistunde ab. Die Jungs ulkten  und scherzten herum und plötzlich traf den Torhüter ein kleines Kunststoffplättchen mitten ins linke Auge. „Ich merkte sofort, dass etwas Schlimmeres passiert sein muss, denn ich bekam das Auge nicht mehr auf“, so Plaue.  Vom hiesigen Augenarzt ging es für den 17-Jährigen  in die Augenklinik nach Frankfurt-Höchst. Dort wurde er sofort notoperiert. „Die erste Diagnose lautete, dass ich mein Augenlicht verlieren könnte. Das war ein Riesenschock für mich und ich dachte, dass jetzt alles vorbei ist“, schildert der gebürtige Bad Homburger seine Ängste. In Frankfurt sagten ihm die Ärzte, dass die Hornhaut gerissen ist und diese genäht werden muss. Ob das Augenlicht erhalten werden kann, werden die nächsten Tage zeigen. Fünf Tage lang verbrachte er in der Klinik. Eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. „Dieses Warten auf die nächste Diagnose war der Wahnsinn.“ Diese lautete, dass die Ärzte sein Augenlicht retten konnten, aber er vielleicht nie mehr über 40 Grad Sehstärke kommen wird. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, dachte Plaue intensiv über sein junges Leben nach. „Ich habe mir immer wieder überlegt, was ich mache, wenn ich vielleicht nie mehr Handball spielen kann oder darf. Ich war so gefrustet und am Boden zerstört“, gibt er einen kurzen Einblick in seine Gefühlswelt und der Schock ist ihm, Monate später, noch immer deutlich anzumerken. Immerhin ist sein großes Ziel, einmal bei einem Bundesligisten das Tor zu hüten.  Doch der Schüler machte das Beste aus seiner Situation. Er nahm den Kampf an, büffelte für die Schule, legte einen tollen Abschluss hin. „Alles mit der unglaublichen Unterstützung meiner Eltern, Freunde, Trainer, Mitschüler und allen, in meinem Umfeld. Ohne die hätte ich das nicht geschafft“. Seine Augen leuchten, wenn er erzählt, wie viele Anrufe, Mails oder Kurmitteilungen er bekommen hat. „Das war ein tolles Gefühl für mich. Alle haben in der schweren Zeit an mich gedacht, mich unterstützt und aufgemuntert.“

Über die Monate wurde ein Faden nach dem anderen gezogen, die Ärzte waren mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden und Plaue durfte die ersten „sportlichen Ausflüge“ auf dem Hometrainer machen. „Erst war leichtes Fahrrad fahren angesagt, danach durfte ich ganz locker eine Runde joggen und ich merkte, dass meine ganze Kondition dahin war. Ich hatte keinerlei Puste mehr“, grinst der 1.92 Meter-Hüne. Doch es wurde von Tag zu Tag besser und mit der Gewissheit, dass seine Verletzung einen guten Heilungsverlauf nahm, wuchs auch in Plaue die Zuversicht, seinen geliebten Handballsport bald wieder ausüben zu dürfen. Die Ärzte gaben jüngst das „okay“ und Ende August legte er mit Trainer Manfred Hofmann leichte „Trainings-Sonderschichten“ ein. Dann kam der Tag, an dem er das erste Mal wieder im Tor stehen durfte. Mit Schutzbrille – versteht sich. „Das Gefühl war unglaublich, wieder zwischen den Pfosten zu stehen“, schildert er die ersten Trainingseinheiten.

Im ersten Rundenspiel gegen die starken Neulinge der SG Ratingen wurde es dann ernst. Keeper Andi Wieser bekam eine Zeitstrafe und die Trainer Hofmann/Plesser schickten Plaue in den Kasten. Er hielt sofort drei Bälle in Folge. Die Freude darüber hätte nicht größer sein können und seine Mitspieler und Trainer bejubelten dies, als wenn gerade die Meisterschaft entschieden worden wäre.  „Das Gefühl war in dem Moment auch wirklich so“, erzählt Christian Plesser. „Wir alle haben uns unglaublich gefreut, dass Domi diese schwere Zeit so toll überstanden hat. Er hat einen unglaublichen Willen und einen sehr guten Charakter und ich bin sicher, dass er es noch weit bringen wird.“

Gefragt, ob er nach diesem Unfall nun Angst im Tor empfindet, sagt Plaue: „Nein, Angst nicht. Das darf ich auch nicht haben. Aber ich habe Respekt.“  Der sonst so fröhliche und stets gut gelaunte junge Mann, der gerade ein Praktikum im Trainingszentrum in Großwallstadt absolviert, wird ganz ernst, wenn er ergänzt: „ Ich habe schon immer mal wieder Phasen, wo ich ins Grübeln komme,  drüber nachdenke, was wäre wenn. Danach bin ich umso glücklicher, dass alles so gut ausgegangen ist.“

An seinen Zielen, in vier Jahren Bundesliga zu spielen, hat sich nichts geändert. Er trainiert schon beim „großen“ TVG mit, hat bereits als B-Jugendlicher in der A-Jugend das Tor gehütet, weiß aber auch, dass er noch viel lernen muss. Und er hat nach seinen Erfahrungen der letzten Monate Prioritäten gesetzt: „Schule und Ausbildung gehen vor. Mit dem Profisport kann es so schnell vorbei sein. “

Am Sonntag wird er gegen die Mannschaft aus Rhein-Nahe Bingen das Tor hüten und hoffen, dass es besser läuft, als zuletzt in Gummersbach. „Wir waren geknickt nach der Niederlage letzter Woche. Doch gegen Bingen wollen wir unbedingt gewinnen. Schließlich wollen wir unter die ersten fünf kommen und deshalb müssen solche Spiele gewonnen werden.“

Info:

Dominik Plaue ist am 14. Juli 1995 in Bad Homburg geboren. Über den HSV Nidderau und die SG Bruchköbel kam er mit 14 Jahren zur JSG Wallstadt. Vorausgegangen war ein Torhüter-Camp in Bruchköbel, bei dem Christian Plesser der Jugendliche aufgefallen war und er ihn an den Untermain holte. Nach einer Saison C-Jugend wechselte Plaue zu den TVG-Junioren und zog ins Internat ein. Bereits als B-Jugendlicher spielte er einen Jahrgang höher und gehört seitdem zu den Leistungsträgern der A-Jugend-Bundesliga. Zurzeit absolviert der 17-Jährige ein Praktikum im Medizinischen Trainingszentrum in Großwallstadt und geht fleißig zur Fahrschule.