Wie ein Isländer Weihnachten in Deutschland feiert
Sverre Jakobsson, 35-jähriger Abwehrchef beim Handball-Bundesligisten TV Großwallstadt, spielt seit vielen Jahren in der deutschen Liga. Da es der Spielplan meistens nicht anders zulässt, feiert er oft mit seiner Familie in Deutschland Weihnachten. „Wir feiern Weihnachten sehr oft in Deutschland, da wir meistens noch am zweiten Weihnachtsfeiertag ein Spiel haben. Dann verbringen wir die Feiertage mit Nachbarn oder mit anderen isländischen Spielern zusammen“, sagt der dreifache Familienvater. Einen großen Unterschied vom Wetter gibt es nicht, Unterschiede im Brauchtum schon. „Bei uns in Island kommt zwar auch am 24. Dezember das Christkind und bringt die Geschenke. Aber wir haben nicht nur einen Weihnachtsmann, der nur an einem Abend kommt, sondern gleich 13 Stück“, lacht Jakobsson. „Ab dem 12. Dezember kommt jeden Abend ein kleiner oder ein großer Weihnachtswichtel vorbei und steckt den Kindern eine kleine Überraschung in den Stiefel. Auch hier in Großwallstadt ist das so.“
Der Nationalspieler kann sich noch gut an seine Kindheit erinnern. Damals waren die Wichtel böse und verteilten anstatt Zuckerbrot die „Peitsche“. Doch im Laufe der Jahre hat sich dies geändert und die Kinder haben keine Angst mehr vor den Weihnachtsmännern.
Eine Legende erzählt, dass es früher auch eine Weihnachtskatze gab. Diese achtete genau darauf, dass jeder am Festtag ein neues Kleidungsstück trug bzw. vorweisen konnte. War dies nicht der Fall, galt man als faul und die Katze ging nicht gerade zimperlich mit den Leuten um. Und es traf nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen. „Es wurde uns Kindern immer erzählt, dass uns die Katze holen würde und wir hatten natürlich Angst“, grinst der Isländer.
„In Island feiern wir an den drei Feiertagen ein riesengroßes Fest und es gibt ganz viel zu essen. Wir essen fünfmal am Tag wie die Wahnsinnigen und du hast keine Chance, auch nur ein Gramm abzunehmen“, lacht der 1.95 Meter-Mann. Etwas bestimmtes kommt nicht auf den Tisch. Es wird – je nach Geschmack – Schweinefleisch, Pute oder Lamm serviert. Was aber auch keinen Fall fehlen darf, ist das sogenannte Laubbrot. „Das ist eine feste Tradition bei uns. Der Teig besteht aus Mehl, Salz, Backpulver, Milch. Dann stechen wir dünne Stücke in verschiedenen Mustern aus. Die werden noch verziert und im Fett gebraten und das Brot darf bei keiner Weihnachtsmahlzeit fehlen.“
Diese und einige Traditionen mehr werden in der Weihnachtszeit im Hause Jakobsson in Großwallstadt gelebt. Aber der Handballprofi hat mittlerweile nach vielen Jahren in seiner neuen Heimat auch die deutschen Gepflogenheiten liebgewonnen und vor allem die Kinder profitieren davon.
Dieses Jahr geht es für die isländische Familie am 27. Dezember für ein paar Tage Richtung Heimat und sie freuen sich schon sehr. „Dann gibt es ein großes Familientreffen und wir feiern Weihnachten nach. Das wird dann sehr lustig – vor allem für die Kinder.“
Info:
Sverre Jakobsson, geboren am 8. Februar 1977 in Reykjavik. Der 1.95 Meter-Mann ist Rechtshänder und spielt am Kreis – bevorzugt in der Abwehr. Neben seiner Leidenschaft zum Handball hat er einen Magister der internationalen Wirtschaftswissenschaften. Er ist seit Jahren einer der Leistungsträger in der isländischen Nationalmannschaft und hat mit seinem Team im Sommer 2012 an den Olympischen Spielen in London teilgenommen. Unter anderem spielte er in FRAM, Gummersbach, Kopavogur und aktuell beim TV Großwallstadt.