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Handball – 3. Liga: TV Kirchzell legte alles in die Waagschale – HSG Hanau behielt die Nerven

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Am vergangenen Wochenende gab es einige knappe Ergebnisse in der dritten Handball-Liga, Staffel Süd-West. So ging es bei der HSG Hanau beim 23.22-Erfolg gegen den TV Gelnhausen hoch her. Auch die HSG Rodgau Nieder-Roden verlor knapp mit 22:24 gegen die TSG Haßloch. Beim TV Kirchzell sah es lange Zeit nicht nach so einem deutlichen 31:24-Erfolg gegen Aufsteiger Mundenheim aus.

„Hier regiert der TVK!“, hallte es nach dem hart erkämpften 31:24-Sieg gegen Aufsteiger Mundenheim durch die Miltenberger Sporthalle. Doch bis es soweit war, war es ein hartes Stück Arbeit für den TV Kirchzell. Knackpunkt war vielleicht die Rudelbildung in der 35. Minute. Ein Mundenheimer Spieler foulte Antonio Schnellbacher, der voll in die Bande knallte. Die Emotionen kochten hoch und als die Schiedsrichter dann noch Schnellbacher und dem Gegner jeweils eine Zeitstrafe verpassten, obwohl der Kirchzeller Spieler der Gefoulte war, war so richtig Stimmung in der Bude. Von diesem Zeitpunkt an standen die Zuschauer wie eine Wand hinter der Mannschaft und diese legte noch einen Tick bis zum Schluss zu.

Brian Heinrich eröffnete Torreigen

Doch der Reihe nach. Brian Heinrich eröffnete den Torreigen für die Hausherren. Die Gäste zogen nach und lagen bis zur 16. Minute jeweils mit einem Treffer vorne (7:6). In der Folge gelang Nico Polixenidis zwar das 8:7, doch schnell lagen die Hausherren wieder zurück. Diesmal sogar mit drei Treffern (10:13, 11:14). Technische Fehler und vergebene Chancen wechselten sich in dem von Anfang an hektischen und zerfahrenen Match ab. Hinzu kamen bis zur 21. Minute schon drei Strafwürfe der Kirchzeller, die jeweils an der Latte hängen blieben. In der Abwehr fehlte der eine oder andere Schritt und das Rückzugsverhalten war nicht optimal. Schon zu diesem Zeitpunkt war es immer wieder TVK-Torhüter Tobias Jörg, der mit guten Paraden und seiner ruhigen, besonnenen Art sein Team im Spiel hielt. Das war auch wichtig, denn die Gäste waren gekommen, um zu gewinnen und kämpften mit allen Mitteln. Eine Besonderheit war sicher, dass alle drei Schleidweiler-Brüder immer wieder zusammen auf dem Feld standen und den Mittelblock bildeten. Als Brian Heinrich schon in der zehnten Minute mit einer Adduktoren-Zerrung das Parkett verlassen musste und nur noch zu Strafwürfen eingesetzt werden konnte, musste die Mannschaft des Trainer-Duos Hauptmann/Kunz noch enger zusammen rücken, denn es fehlte ja schon – wie in den letzten Begegnungen –  Spielmacher Tom Spieß. Trotzdem hatten die Kirchzeller die Möglichkeit, mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen. Doch stattdessen lagen sie mit 13:15 zurück. 

Emotional ging es weiter

Nach dem Wechsel ging die emotionale und umkämpfte Partie weiter und es gab auch gleich einen Aufreger. Nach einem Foul beim Stand von 17:16 am sehr stark aufspielenden Antonio Schnellbacher, der unsanft in der Bande landete, gab es eine kurze Rudelbildung, in der die Emotionen hochkochten. Als dann die Referees noch auf beiden Seiten eine Zeitstrafe verhängten, gingen die TVK-Fans an die Decke. Wie eine Wand standen sie von dem Zeitpunkt an hinter ihrer Mannschaft, die ebenfalls noch einen Zahn zulegte. Innerhalb weniger Minuten lag der TVK mit 22:18 (42.) vorne. War das schon die Vorentscheidung? Keinesfalls, denn die Gäste gaben nicht nach und waren beim 22:21 wieder dabei. In dieser Phase war die Begegnung an Hektik nicht mehr zu überbieten, ein Ausgang der Partie nicht vorherzusehen. Die Hauptmann-Crew agierte etwas offensiver, musste viel Kraft aufbieten. Aber ein tolles Anspiel von Häufglöckner an Kreisläufer David sorgte für das 23:21 und zwei tolle Treffer von Schnellbacher plus ein Kracher von Meyer-Ricks ließen das 26:22 (53.) folgen. Der VTV zog die Reißleine. Aber die Kirchzeller waren nun nicht mehr aufzuhalten, die letzten Kraftreserven holten die Spieler aus sich heraus. Torhüter Tobias Jörg hielt, was zu halten war und die bärenstarken Häufglöckner und Schnellbacher netzten mit drei Toren in Folge zum 31:23 ein. Damit war die Messe gelesen und die nächsten Punkte auf der Habenseite gelandet. Mit jetzt 6:6 Punkten rangiert der TVK auf Platz acht.

Stimmen zum Spiel:

TVK-Spieler Tim Häufglöckner: „Wir haben uns in der ersten Hälfte sehr schwer getan. Nach dem Wechsel haben wir den Ball besser laufen lassen, zeigten in der Abwehr die nötige Aggressivität. Nach dem Foul an Antonio haben die Zuschauer unglaublich hinter uns gestanden. Das hat uns nochmal einen Schub gegeben.“

Steffen Schneider, VTV-Trainer: „Glückwunsch an den TVK. Wir haben zu Beginn der zweiten Hälfte nicht das aufs Spielfeld gebracht, was wir in der ersten Hälfte gezeigt haben. Wir haben es nicht geschafft, Ruhe in unser Spiel zu bringen, waren chaotisch, planlos. Das lief in Halbzeit eins besser.“

Alex Hauptmann, TVK-Trainer: „Die erste Halbzeit war sehr zerfahren und der VTV deckte noch einen Tick offensiver als sonst. Wir hatten ein Problem mit dem Rückzugsverhalten. In Halbzeit zwei wurde das besser, vor allem der Einsatz und Kampf waren gut. Ein Kompliment an Tim Häufglöckner, Antonio Schnellbacher und Tobias Jörg, die ihre Aufgabe super gemacht haben.“

 

 

Baggerseepiraten mit enttäuschender Leistung

Aufgrund einer über weite Strecken indiskutablen Leistung mussten die Rodgauer Handballer die erste 22:24-Heimniederlage der Saison quittieren. Gegen die personell stark dezimierten Gäste aus der Pfalz ließen die Jungs von Trainer Redmann dabei vor allem die notwendige Einstellung vermissen, die sie in den vergangenen Wochen gezeigt hatten. Entsprechend enttäuscht zeigte sich Redmann im Anschluss an die Partie: „Ich bin heute so sauer wie noch nie, diese Niederlage haben wir uns zu 100 Prozent selbst zuzuschreiben, da werden in der der Trainingswoche deutliche Worte fallen“.

In der Tat fanden die Rodgauer vom Anpfiff an kaum Zugriff auf die quirligen Gäste, die Corona-bedingt auf ihre stärksten Kräfte verzichten mussten. In der Abwehr war man meistens einen Schritt zu spät, gegen die platzierten Würfe hatte auch Torhüter Marco Rhein kaum eine Gelegenheit sich auszuzeichnen. Im  Angriff lief der Ball zwar einigermaßen durch die eigenen Reihen aber schon in der ersten Hälfte wurde das große Manko deutlich sichtbar: die Chancenverwertung. Immer wieder scheiterte man am Gäste-Torhüter Marco Bitz, der die oftmals schwachen Abschlüsse reihenweise entschärfte. So liefen die Rodgauer ständig einem Rückstand hinterher. Beim 7:7 sah es nicht schlecht aus, aber eine Schwächephase wurde durch die Haßlocher mit großer Effizienz ausgenutzt. Vier Treffer in Folge gelangen den Gästen. Immerhin stand es zur Halbzeit 12:14.

Gleiches Bild in Halbzeit zwei

Den gut 300 Zuschauern bot sich aber auch zu Beginn der zweiten Halbzeit überwiegend das gleiche Bild. Das Haßlocher Duo Kern/Hannes war kaum zu stoppen, immer wieder netzten die beiden Torjäger ein, begünstigt durch viel zu passives Deckungsverhalten. Die eigene Trefferquote ließ weiterhin zu wünschen übrig, so dass die Gäste erneut auf vier Tore davonzogen. Erst jetzt ging ein kleiner Ruck durch die Mannschaft. Beim 19:19 durch den treffsicheren Benedict Gräsl war wieder alles offen, man schaffte es aber nicht, selbst in Führung zu gehen. Ob von Aussen, Kreis oder vom Punkt, reihenweise wurden beste Chancen versiebt. Die zwei verbleibenden Spielminuten waren dann symptomatisch für die komplette Partie. Haßloch erzielte das 22:23, im Gegenzug kassierten die Gäste eine Hinausstellung. Damit bot sich die große Chance, in Überzahl zumindest einen Punkt zu sichern. Doch auch diese Chance wurde nicht genutzt. 

 

 

Jan-Eric Ritter entscheidet Derby

„Ein großes Dankeschön für diese tolle Kulisse, die haben sich beide Mannschaften wirklich verdient“, sagte HSG-Trainer Hannes Geist nach dem Abpfiff. „Ich denke, beide Trainer können heute zufrieden sein, was die Mannschaften hier über 60 Minuten abgeliefert haben.“ Vor über 800 Zuschauern in der Main-Kinzig-Halle in Hanau war es zunächst die HSG, welche den Ton bestimmte und schnell durch das 3:0 von Maximilian Bergold (4. Minute) eine komfortable Führung herauswarf. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Gelnhausen biss sich in das Spiel und war beim 4:4 (12.) von Jonathan Malolepszy wieder mitten drinnen in der Partie. Obwohl die Defensive der Grimmstädter erneut zu überzeugen wusste – auch dank des starken Can Adanir im Kasten – war es vor allem der Angriff, welcher dem jungen Team Kopfzerbrechen bereitete. Ritter, Bergold & Co. unterliefen in der Vorwärtsbewegung zu viele technische Fehler und schwache Anspiele, so dass es Gelnhausen immer wieder gelang, den Anschluss zu halten. Zu allem Überfluss flog zudem mit dem Pausenpfiff Dziugas Jusys nach Zeitstrafen von der Platte (30. Minute).

Das Momentum schien nun zu Gunsten der Gäste zu kippen. Yannik Mocken per Siebenmeter (39.) und Jannik Geisler vom Kreis (41.) stellten für den TVG auf 16:13. Doch Hanau steckte nicht auf. Angetrieben von ihren zahlreichen Fans und dem Blauen Block setzte die Geist-Sieben zur Aufholjagd an. Ein Treffer aus spitzem Winkel von Dennis Gerst brachte in der 43. Minute den 15:16-Anschluss, ehe der treffsicherere Rechtsaußen nur 60 Sekunden später selbst den 16:16-Ausgleich herstellte.

Hanau hielt das Tempo nun hoch. Marc Strohl fand mit einem sicheren Pass seinen Kreisläufer David Rivic, der zum 17:16 einnetzte. Der darauffolgende erfolgreich verwertete Siebenmeter von Bergold zum 18:16 (46.) zwang TVG-Trainer Matthias Geiger zum Team-Time-Out. Zwar blieb Gelnhausen in der Folge dicht an der HSG dran, doch mehr als das 22:22 gelang den Gästen nicht mehr. Trotzdem stand die Partie kurz vor dem Ende auf Messers Schneide. Zunächst scheiterte Jannik Geisler am glänzend parierenden Adanir im HSG-Kasten. Geist nahm noch einmal die grüne Karte. In der darauffolgenden Aktion verlud Ritter auf Halblinks gleich zwei seiner Gegenspieler und brachte den Ball per Aufsetzer zur 23:22-Führung im TVG-Tor unter.

 

 

Die Bilder hat uns Nieder-Roden und Hanau zur Verfügung gestellt. Das Beitragsbild stammt von mir.