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Handball – 3. Liga: Kirchzell erwischt gebrauchten Tag – Hanau verliert hauchdünn – Gelnhausen weiter auf der Erfolgsspur

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

In der dritten Handball-Liga, Staffel Süd-West, hat der TV Kirchzell am vergangenen Wochenende bei der mHSG Friesenheim-Hochdorf II eine deutliche Niederlage kassiert. Der TV Gelnhausen gewann gegen Gummersbach II und Hanau musste sich hauchdünn in Ferndorf geschlagen geben.

 

 Das war nicht der Abend des TV Kirchzell. Mit 26:37 verloren die Odenwälder beim unmittelbaren Konkurrenten Hochdorf und diese Niederlage war verdient. Die Mannschaft fand nicht zu ihrer Normalform, technische Fehler, Ballverluste, Latten- und Pfostenschüsse reihten sich aneinander und die Abwehr war bei 37 Gegentoren alles andere als auf der Höhe. Mit einem Satz gesagt: es stimmte hinten und vorne nicht. Dabei war der Gegner, ohne dessen Leistung zu schmälern, nicht übermächtig. Aber er spielte mit mehr Leidenschaft und wollte den Sieg um jeden Preis. Das Fazit von TVK-Trainer Alex Hauptmann fiel daher auch kurz und knapp aus: „Es gibt nichts schön zu reden. Wir haben uns absolut nicht gewehrt und wir werden das Spiel im Detail aufarbeiten.“ 

Schon nach sieben Minuten stand es 5:1 für die Hausherren und die Gäste konnten kein einziges Mal die Führung übernehmen. Die Hochdorfer, die ohne Leistungsträger Marvin Gerdon antreten mussten, spielten unbekümmert drauf los, ließen sich auch nicht von sieben Zeitstrafen allein in den ersten 30 Minuten beeindrucken, sondern erzielten ihre Treffer auch in Unterzahl. Selbst beim 3:6-Spiel trafen die Gastgeber zum 9:5 und 10:5 (18.). Die Kirchzeller Trainer nahmen die Auszeit, versuchten ihr Team neu einzustellen und wechselten die Torhüter. Genutzt hat es nicht viel. Die mHSG fand immer wieder die Lücken, war erfolgreich im eins gegen eins und stockte bis zur Pause auf 18:12 auf. Zu diesem Zeitpunkt scheiterte der TVK neben vielen Freien schon zweimal im Wurf aufs leere Tore an der Latte oder am Pfosten. Hinzu kam, dass der TVK den Rückraumspieler Max Neuhaus nie in den Griff bekam. Es war zum Mäusemelken.

Nach dem Wechsel wurde es nicht besser. mHSG-Torhüter Peribonio hatte Probleme mit dem Ellbogen und machte Platz für Mika Schwenken. Dieser lief zur Hochform auf, glänzte sogar mit einer Doppelparade. Erst gegen Schnellbacher, dann parierte er den Abpraller gegen Häufglöckner Es gelang einfach alles. Auf der Gegenseite versuchte Tom Spieß, der nach seiner Verletzung und einer langen Pause diesmal wieder mit dabei war, den agilen Rückraumspieler Neuhaus kurz zu nehmen. Doch auch diese Maßnahme brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die Hausherren trafen aus allen Lagen und in der 41. Minute stand es 24:14. Auch das Glück meinte es mit den Hochdorfern gut. Fast jeder Abpraller landete in den Händen der mHSG und führte unweigerlich zu einem Tor. Am Ende eines gebrauchten Tages stand eine hohe Niederlage für die Kirchzeller. Der Gegner konnte jetzt mit dem TVK nach Punkten gleichziehen und sich sogar in der Tabelle vor die Kirchzeller schieben. Diese sind jetzt erst einmal auf Rang elf abgerutscht und haben eine große Chance vertan, sich mit einem Sieg von den hinteren Plätzen abzusetzen.

 

 

Hanau unterliegt im Spitzenduell dem TuS Ferndorf

 Eine biittere Niederlage gab es für die HSG Hanau und das Team von Trainer Hannes Geist kam nicht über ein 24:25 beim Spitzenreiter TuS Ferndorf hinaus. Vor großer Kulisse machten die Grimmstädter zwar gerade in den Anfangsphasen der beiden Halbzeiten ein starkes Spiel, konnten die Führung aber nicht über die Zeit bringen. „Eine überragende Kulisse, eines echten Spitzenspieles würdig. Ich denke es hat für alle Handballfans viel Spaß gemacht“, gab Geist nach dem Abpfiff vor 1020 Zuschauern zu Protokoll. Aus Hanau war ebenfalls ein lautstarkes Grüppchen mit nach Kreuztal gereist. „Ich glaube aber auch, dass heute die etwas glücklichere Mannschaft gewonnen hat. Wir haben hier 50 Minuten eine Leistung auf das Parkett gebracht, für die ich meinen Jungs Respekt zollen muss. Ich glaube ein Unentschieden wäre verdient gewesen.“

Hanau war zunächst mit 0:2 in das Hintertreffen geraten. Allerdings unterliefen der TuS-Offensive um Jörn Persson in der Folge mehrere Ballverluste, sodass Max Bergold in der 4. Minute per Siebenmeter auf 2:2 zu stellen vermochte. In der eigenen 6:0-Defensive agierte Hanau routiniert und konnte sich in der Anfangsviertelstunde einmal mehr auf Can Adanir verlassen, der einige gute Möglichkeiten der Hausherren parierte.

Nach einem weiteren Offensivfoul des TuS knallte Mittelmann Jannik Ruppert den Ball zur 4:2-Führung in die Maschen (6. Minute). Gegen die zweikampfstarke 6:0-Deckung der Gastgeber ließ der HSG-Spielmacher seine Vorderleute ein ums andere Mal auf zwei Kreisläufer auflösen und brachte das Deckungskonzept von TuS-Coach Robert Andersson so aus dem Tritt. Zunächst gelang es dem TuS Ferndorf nicht, diese gut ausgespielten Offensivbemühungen der Gäste zu unterbinden, sodass Jonas Ahrensmeier nach einer weiteren gute Sperre auf Halblinks frei durchbrach und das 9:4 (15.) erzielte. Es sollte die höchste Führung der Grimmstädter an diesem Abend bleiben.

In der Folge bäumte sich Ferndorf auf und verkürzte, mit einem Mann weniger auf der Platte, zum 7:9 (Duvancic/21.). Auf der gegenüberliegenden Seite gelang es der HSG nun kaum für Entlastung zu sorgen, auch da die letzte Konzentration im Abschluss fehlte. Stattdessen schloss Ferndorfs Julius Fanger einen Fünf-Tore-Lauf der Nordrhein-Westfalen zum 9:9-Ausgleich ab.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs wogte das Spiel hin und her, ohne dass sich eines der beiden Teams merklich abzusetzen vermochte. Geist schien seine Mannschaft nun wieder besser auf den Gegner eingestellt zu haben, denn in der Defensive ermöglichte die HSG dem TuS nur wenige Abschlüsse. Insgesamt lief der Ball nicht wirklich rund bei der Andersson-Sieben, die zwar immer wieder über Einzelaktionen gefährlich wurde, aber sich im Aufbauspiel ein ums andere Mal Ballverluste erlaubte. Dem 18:16 von Marc Strohl (40.) ließ Ferndorf das 18:18 in der 44. Minute folgen.

Nervenzerreißende Schlussphase

Nachdem Bergold die HSG mit 23:20 per Tempogegenstoß in Führung geworfen hatte (51.), schienen die Grimmstädter eigentlich bereits auf dem richtigen Weg. „Wir können das Match zu diesem Zeitpunkt finishen, doch dann lassen wir einen Tempogegenstoß weg und treffen einmal das freie Tor nicht. Das ist natürlich ärgerlich“, konstatierte Geist. Es kam wie es kommen musste: In der Crunchtime zeigte das junge HSG-Team Nerven, während Ferndorf, gestützt auf Lucas Puhl im Tor und Fabian Hecker im Rückraum, noch einmal alles nach vorne warf. Mit ihren nun lautstarken 1000 Fans im Rücken, erzielte die TuS-Sieben durch Valentino Duvancic den 23:23-Ausgleich, ehe Hecker zum 24:23 und 25:24 für den TuS einwarf. Mit nur noch 30 Sekunden auf der Uhr und einem Tor im Rückstand bekam Hanau noch einen letzten Angriff. Geist nahm die Auszeit und ließ sein Team danach einen Kempa-Trick ausspielen. Den Abschluss von Luca Braun – nach Sahnepass von Dennis Gerst – entschärfte allerdings Puhl mit einer weiteren Glanztat und der von Ahrensmeier direkt ausgeführte Freiwurf, nach Ablauf der Spielzeit, landete über dem Kasten.

 

Gelnhausen feiert seine Himmelstürmer 

Es waren noch einige Minuten zu spielen, doch die Fans des TV Gelnhausen hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Mit Standing Ovations begleiteten sie ihre Mannschaft bis zum Schlusspfiff. Am Ende siegten die Barbarossastädter vor rund 520 begeisterten Zuschauern gegen den VfL Gummersbach II mit 28:21.

„Hinter uns liegt eine anstrengende Woche mit drei Spielen. Das war körperlich und mental nicht einfach für meine Spieler. So lassen sich auch die technischen Fehler gegen Gummersbach erklären. Aber wir haben diese anstrengende Phase besser weggesteckt als der Gegner und letztlich verdient gewonnen. Ein riesen Kompliment an die Jungs und ein großes Dankeschön an die Fans, die uns unglaublich unterstützt haben“, sagte Geiger nach der Partie.

Dabei ging die Anfangsphase klar an die Gummersbacher, die nach neun Minuten mit 5:2 in Führung lagen. Der Rückstand hätte noch höher ausfallen können, wäre nicht Keeper Julian Lahme von Beginn an auf Betriebstemperatur gewesen. Der Oldie hielt mit Glanzparaden in Serie sein Team nicht nur im Spiel, sondern führte seine jungen Vorderleute zurück in die Erfolgspur.

Als Nils Bergau nach 18 Minuten zur 7:6-Führung traf, hatte sich das veränderte Kräfteverhältnis auch in Zahlen ausgedrückt. Die TVG, der sich anfangs noch schwertat, Chancen herauszuspielen, zeigte sich in Eins-zu-Eins-Situationen immer besser und auch die Abwehr fand zur gewohnten Kompaktheit zurück. Paul Hüttmann sorgte mit seinem Treffer zum 14:10 für den Pausenstand.

Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nichts. Der TV Gelnhausen fuhr Angriff auf Angriff auf das gegnerische Tor und führte nach dem Treffer von Tim Altscher mit 20:11. Doch mit einem 4:0-Lauf meldete sich Gummersbach plötzlich noch einmal zurück. Geiger nahm einer Auszeit und seine Mannschaft besann sich anschließend wieder auf ihre Stärken. Und so steuerte man einem letztlich ungefährdeten 28:21-Erfolg entgegen. Gummersbach, dass nur auf acht Feldspieler zurückgreifen konnte, fehlte am Ende auch die Kraft noch einmal dagegenzuhalten.

„Wir sind auch nach Schwächephasen immer wieder zurückgekommen. Nur 21 Tore gegen einen so starken Gegner wie Gummersbach zu kassieren, dass kann sich sehen lassen. Unsere beiden Torhüter haben im Verbund mit der Abwehr viele Bälle wegverteidigt“, lobte Geiger die Defensivleistung seiner Mannschaft. In der Schlussviertelstunde ersetzte Alexander Bechert seinen Teamkollegen Lahme zwischen den Pfosten und knüpfte nahtlos an die Leistung seines Vorgängers an.

 

 

 HSG Rodgau Nieder-Roden wieder auf Erfolgskurs

Nachdem die Baggerseepiraten zuletzt zweimal hintereinander in fremden Gewässern Schiffbruch erlitten hatten, konnten sie am Samstag endlich wieder auf Erfolgskurs segeln: Dank einer über weite Strecken richtig guten Leistung besiegte das Team von Trainer Jan Redmann die HG Saarlouis verdient mit 30:26.

Die Partie zwischen den zuletzt an einer miserablen Chancenverwertung laborierenden HSG Rodgau Nieder-Roden und den ambitionierten Gästen, die jahrelang fester Bestandteil der zweiten Bundesliga waren und dorthin auch nur zu gerne wieder zurückkehren würden, begann mit einem echten Knaller. Und zwar einem für Johannes von der Au äußerst schmerzhaften: Als sich der HSG-Crack durch die Abwehr des Gegners durchtanken wollte, traf ihn Branko Koloper mit voller Wucht, aber mutmaßlich unabsichtlich, im Gesicht, weshalb Saarlouis‘ Spielertrainer und Abwehr-Chef von den Schiedsrichtern nach nicht einmal zwei Spielminuten mit der Roten Karte disqualifiziert wurde. Diesen Schock mussten die Gäste erst einmal verdauen, und so setzten sich die Rodgauer zunächst auf 5:2 ab. Doch durch einige technische Fehler und Fehlwürfe brachten die „Redmänner“ die Saarländer danach wieder ins Spiel, und es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie auf Augenhöhe, in der die Gastgeber zwar immer einen Treffer vorlegten, sich aber bis zum 9:9 (19.) nicht absetzen konnten. Erst als der an diesem Abend mal wieder bärenstarke Torhüter Marco Rhein, der trotz dreier (unbeabsichtigter) Kopftreffer 15 Paraden (darunter zwei gehaltene Siebenmeter) verbuchen konnte, seinen Kasten in Kooperation mit dem extrem engagierten Mittelblock der HSG gut fünf Minuten komplett vernagelte, setzte sich sein Team auf 12:9 ab. Und diese Drei-Tore-Führung verteidigten die Rodgauer bis zum 15:12-Halbzeitstand.

Nach dem Seitenwechsel bekamen die Redmann-Schützlinge den im ersten Durchgang überragenden HG-Rechtshalben Marcel Becker besser in den Griff, zeigten auch im Angriff mitunter prima Spielzüge und bauten dadurch den Vorsprung auf sechs Treffer (23:17/47.) aus. Damit schien der Drops gelutscht zu sein – doch Pustekuchen. „Danach hat bei meinen Spielern der Kopf angefangen zu arbeiten“, analysierte Jan Redmann nach der Partie die Phase bis zur 51. Spielminute, in der sich Saarlouis – vor allem dank einiger durch HSG-Akteure vergebener Torchancen – bis auf 24:22 herankämpfen konnte. Am Ende siegte die HSG verdient. „Meine Jungs haben das heute die meiste Zeit richtig gut gemacht, mit hoher Intensität gespielt, die Zweikämpfe gesucht und dadurch auch das Publikum auf ihre Seite gezogen“, zeigte sich der Rodgauer Coach nach den 60 umkämpften Minuten sehr zufrieden mit den Darbietungen seiner Schützlinge. 

 

Die Bilder hat uns der TVG und Nieder-Roden zur Verfügung gestellt. Danke hierfür.

Den Artikel über Kirchzell könnt Ihr auch in meiner Heimatzeitung Main Echo lesen.