Handball – 3. Liga: Gelnhausens Abwehrchef Nils Bergau beendet seine Karriere mit 22 Jahren
Liebe Leserinnen, liebe Leser.
Eine ganz bittere Nachricht gab es für den Handball-Drittligisten TV Gelnhausen. Abwehrchef Nils Bergau wird in der kommenden Saison nicht mehr das Trikot des TV Gelnhausen tragen, sondern beendet mit gerade einmal 22 Jahren seine Handball-Karriere auf semiprofessionellem Niveau und will sich zukünftig ganz auf sein Studium konzentrieren. „Ich hätte Studium und Handball beim TV Gelnhausen gerne noch weiter miteinander kombiniert, doch der zeitliche Aufwand ist einfach zu groß, so dass ich in der nächsten Saison nicht 100 Prozent für den TVG hätte da sein können. Ich hätte immer ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Mannschaftskollegen gehabt“, begründete Nils Bergau seine Entscheidung.
Aktuell schließt der sympathische Modellathlet in der Uni Frankfurt seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften ab. Anschließend wird er auf die Frankfurt School wechseln und dort den Abschluss „Master of finance“ anstreben. Die Frankfurt School ist eine der führenden europäischen Business-Schulen. Nils Bergau bestand die aufwendige Bewerbungsphase mit Bravour und möchte sich die einmalige Chance nicht entgehen lassen, hier eine außergewöhnliche Ausbildung genießen zu dürfen. „Das Auswahlverfahren ist stringent und ich habe lange darauf hingearbeitet. Jetzt möchte ich die Chance natürlich nutzen“, sagt der junge Mann.
Sein Trainer, Matthias Geiger, sagte: „Sportlich wie menschlich ist es ein herber Verlust für uns. Nils hat sich hier in Gelnhausen wunderbar eingelebt. Er ist unser Abwehrchef und hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir aktuell so gut dastehen in der Tabelle. Es ist extrem schade, aber es ist natürlich verständlich, dass er in seiner beruflichen Karriere weiterkommen möchte. Dafür wünschen wir ihm nur das Allerbeste.”
Zunächst Hoffnung, alles unter einen Hut zu bringen
Zunächst hatte Nils Bergau noch die Hoffnung, Studium und Handball unter einen Hut zu bekommen. Schnell stellte sich heraus, dass beides nicht miteinander vereinbar sein würde. „Ich habe zusätzlich auch samstags Kurse und kann zusätzlich unter der Woche neben dem Studium noch jede Menge Praxis in einem Unternehmen sammeln. Das alles mit dem Handball im semiprofessionellen Bereich zu kombinieren, wird einfach nicht funktionieren. Ich werde letztlich gar keinem gerecht“, sagt der Rechtshänder und zieht somit schweren Herzens einen Schlussstrich – und das mit 22 Jahren.
„Der TV Gelnhausen ist längst eine Familie für mich und ein Teil meines Herzens geworden. Ich habe mich vom ersten Moment an hier richtig wohl gefühlt. Wie mich die Jungs hier aufgenommen haben, das habe ich so noch nirgends erlebt. Das ist eine richtig coole Zeit mit den Jungs, Trainer Matthias Geiger und dem gesamten Betreuerteam, die ich nie vergessen werde“, sagt er. Er weiß auch zu schätzen, dass der Verein auch außerhalb des Handballs in Sachen Persönlichkeitsentwicklung viel in seine Spieler investiert. „Ohne meine Zeit beim TVG und den Erfahrungen, die hier machen durfte, wäre ich nicht der, der ich jetzt bin.“
„Nils hat hier eine erstaunliche Entwicklung genommen und ist unter Matthias Geiger zum Abwehrchef gereift. Gerne hätten wir ihn noch viele Jahre im Handball und insbesondere natürlich beim TVG gesehen. Die Gespräche zur Zukunft von Nils waren vorbildlich offen und klar und sowohl Nils als auch seine Familie haben wir sehr gerne in der TVG-Familie und werden sie hoffentlich auch nach Nils aktiver Karriere oft in der Hölle Süd begrüßen dürfen“, betont TVG-Manager Philip Deinet.
In der Jugend in Steinheim
Nils Bergau wurde in der Jugend der TS Steinheim und der HSG Hanau groß. Dort spielte der gelernte Rückraumlinke in der A-Jugend-Bundesliga und schaffte den Sprung in die Jugend-Nationalmannschaft. Handballerisch geprägt wurde er insbesondere vom viel zu früh verstorbenen Dr. Frantisek „Ferry“ Fabian. Im Seniorenbereich wechselte er zum TV Großwallstadt, wo er auch Zweitligaluft schnuppern durfte. Von dort ging es nach dem ersten Corona-Jahr zum TV Gelnhausen, für den er dann insgesamt drei Spielzeiten auf dem Feld stand. Der Spieler sagt: „Ich durfte ein paar Vereine kennenlernen und habe in unterschiedlichen Mannschaften gespielt. Ich kann nur sagen, die Atmosphäre beim TVG ist einzigartig.“
Noch ist allerdings nicht Schluss. Für den Rest der Saison hat sich der Rückraumspieler mit seinen Teamkollegen noch viel vorgenommen. „Wir wollen jetzt den dritten Tabellenplatz verteidigen und in die Pokalrunde einziehen. Und dort möchte ich gerne noch ein paar Gänsehaut-Momente in der Hölle Süd mit den tollen Fans erleben. Dafür spiele ich Handball.“