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Handball – 3. Liga: HSG Hanau lässt nichts anbrennen – Baggerseepiraten mit gutem Auftritt

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

In der dritten Handball-Liga, Staffel Süd-West, gab es am Wochenende eine Überraschung. Der TV Kirchzell verlor beim bereits feststehenden Absteiger DJK Waldbüttelbrunn. Die HSG Rodgau Nieder-Roden macht mit Gummersbach kurzen Prozess und die HSG Hanau gewinnt in Dutenhofen/Münchholzhausen. Auch Gelnhausen lässt gegen Pohlheim nichts anbrennen.

 

 

Fassungslosigkeit auf der einen, unbändige Freude auf der anderen Seite. Während der schon feststehende Absteiger DJK Waldbüttelbrunn durch die Halle tanzte, als hätte er gerade die Meisterschaft geholt, gingen die Köpfe auf der Bank der Kirchzeller ganz weit nach unten und die Spieler konnten es nicht fassen. Mit 31:33 verlor die Mannschaft des Trainer-Duos Hauptmann/Kunz und bescherte der DJK damit nach 22 Spielen den zweiten Sieg. 

Dabei wären diese zwei Punkte für den TVK überlebensnotwendig gewesen und jedem Spieler war vor der Partie klar, wie immens wichtig ein Sieg bei der DJK ist. Mit 31 erzielten Treffern kann ein Spiel gewonnen werden. Wenn man aber 33 kassiert, dann reicht es halt nicht. Der TVK schaffte es nicht, sich etwas Luft im Kampf um den Klassenerhalt zu erarbeiten und es wird eng und enger. „Wir haben vorne 45 Minuten unser Spiel gemacht, haben aber zu viele Freie liegen gelassen“, sagte Alex Hauptmann. Und weiter: „In der Abwehr waren wir über 55 Minuten nicht bereit, den Schritt mehr, den wir die letzten Wochen gegangen sind, zu gehen und damit Tore zu verhindern.“

Doch der Reihe nach. Die Kirchzeller begannen gut, führten schnell mit 3:0 und 10:7 (13.). Die Hausherren, die keinesfalls wie ein Absteiger auftraten, nahmen die Auszeit, doch der TVK war gut auf den Beinen, stellte ein gutes Rückzugsverhalten und führte in der 25. Minute noch immer mit drei Toren (15:12.). Mit drei Treffern in Folge glich die DJK aus. Ihr war anzumerken, dass sie ohne jeden Druck locker aufspielte und dadurch gelang auch einiges. Die Gäste zogen den grünen Karton und Joshua Osifo gelang anschließend die knappe 17:16-Pausenführung.

Nach dem Wechsel glichen die Hausherren sofort aus. Der TVK ließ Chancen liegen – zehn Freie insgesamt –  und so gelang der DJK die erste Führung (18:17). Alex Hauptmann wechselte seine Torhüter, schickte Löffelmann zwischen die Pfosten und die Partie wogte hin und her, wobei der Vorteil mehr und mehr bei Waldbüttelbrunn lag. Das 21:20 (39.) durch Leon David sollte die letzte Führung der Gäste gewesen sein. In der Folge gelangen in der hitzigen und immer hektischer werdenden Partie dem Gastgeber einfache Tore. Der TVK blieb zwar dran, konnte dem Spiel aber keine Wende mehr geben. Immer wenn die Gäste auf einen Treffer dran waren, zogen die Hausherren wieder auf zwei, sogar drei davon (26:23, 28:25). Es ging in den Endspurt und Tom Spieß erzielte vom Punkt den 31:30-Anschluss. Nun kam es zu einer Szene, die für viel Aufregung beim TVK sorgte. In Minute 59.18, beim Stand von 31:30 warfen die Hausherren die grüne Karte und zeitgleich erzielte Timo Issing das Tor zum 32:30. Die Schiedsrichter berieten sich und kamen zu dem Entschluss, dass erst das Tor fiel und dann die grüne Karte. Damit stand es 32:30 für die DJK anstatt des eventuellen Ausgleichs der Gäste. Ob aber das Remis gefallen wäre, bleibt dahingestellt. Klenk sorgte anschließend für das 31:32. In den letzten 30 Sekunden gingen die Gäste zur offenen Deckung über. Aber die DJK machte mit dem 33. Tor den Deckel drauf. „Der Gegner hat heute keinesfalls wie ein Absteiger gespielt und wir haben Dinge nicht umgesetzt, die wir besprochen haben“, so ein enttäuschter Alex Hauptmann.

 

„Baggerseepiraten“ schießen Gummersbach II aus der Halle

Die kurze Verschnaufpause hat der HSG Rodgau Nieder-Roden gutgetan, denn im ersten Spiel nach der einwöchigen Auszeit zeigten die „Baggerseepiraten“ gegen den VfL Gummersbach II eine sehr starke Leistung und schossen den direkten Konkurrenten um den vierten Tabellenplatz mit 35:26 aus der Halle.

Zwar erzielte Gummersbach das erste Tor vor gut 400 Zuschauern, doch das sollte gleichzeitig die letzte Führung der Gäste bleiben. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase setzten sich die Gastgeber binnen vier Minuten auf 7:3 ab, weil vor allem ein HSGler herausragend agierte: Marco Rhein. Der Kapitän und Torwart entschärfte allein in der ersten Hälfte elf – zum Teil völlig freie – Würfe des Gegners und baute damit seine Vorderleute nachhaltig auf.

Die zeigten mal wieder eine ebenso giftige wie kompromisslose Abwehrarbeit und zogen damit der hochgelobten Offensive der Gummersbacher Reserve schon früh den Zahn. Und wie die Rodgauer den Talentschuppen des zwölffachen deutschen Meisters, fünffachen Pokalsiegers und elffachen Europapokalsiegers im Angriff nicht zur Entfaltung kommen ließen, hatten sie auch fast immer eine passende Antwort auf die sehr unangenehme 3:2:1-Deckung der Gäste parat.
Mal setzten sich die starken HSG-Rückraumschützen Henning Schopper, mit elf Treffern erfolgreichster Werfer, und Johannes von der Au (5) durch, mal brachten sie ihre Mitspieler in Position, und weil auch die hochprozentig trafen, setzten sich die „Redmänner“ über 12:7 und 15:8 bis zur Halbzeitsirene auf 20:12 ab. Zum Zungeschnalzen war dabei der Kempa-Trick Schoppers auf Pass von Filip Brühl zum 19:11. „Die zweiten 15 Minuten der ersten Hälfte haben meine Jungs nahezu perfekt gespielt“, war Jan Redmann nach der Partie voll des Lobes über diese Phase.

Doch auch nach dem Seitenwechsel hatte der Rodgauer Coach kaum Grund zur Kritik. Zwar gelangen denn Gästen die ersten beiden Tore, doch danach nahmen wieder die Hausherren das Heft in die Hand. Beim 28:18 (41.) lagen sie erstmals mit zehn Treffern in Front, und diese deutliche Führung gaben die HSG-Cracks auch im weiteren Verlauf der zweiten Hälfte nicht mehr ab – auch wenn gegen Ende des Spiels im Gefühl des sicheren Sieges ein wenig die Konzentration nachließ.
Dennoch war der Rodgauer Übungsleiter sehr zufrieden mit der Darbietung seiner Mannschaft. „Wir haben gegen einen starken Gegner über weite Strecken richtig gut gespielt“, so Redmann, der außer für seine Keeper Marco Rhein auch für den fünfmal erfolgreichen Youngster Nils Haus ein Sonderlob parat hatte: „Er hatte nicht nur keinen Fehlwurf, sondern auch in der Abwehr zwei wichtige Ballgewinne verbucht. Das war super!“ Mindestens genauso wie über die Leistung seiner Spieler freute sich der Trainer indes darüber, „dass wir jetzt den direkten Vergleich mit Gummersbach gewonnen haben“.

 

HSG Hanau gewinnt auch in Dutenhofen

Zwei wichtige Zähler für den Kampf um die Tabellenspitze und vor allem: Zwei Punkte für das Ticket zur Aufstiegsrunde. Mit dem 35:27 (18:15) bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II kann die HSG Hanau nun mit der Teilnahme an den Qualifikationsspielen um den Aufstieg in die zweite Handball-Bundesliga planen. Eine Woche vor dem Gipfeltreffen mit Verfolger TuS Ferndorf erledigte das junge Team von Trainer Hannes Geist seine Aufgabe einmal mehr routiniert. Aus dem starken Kollektiv stach insbesondere Kreisläufer David Rivic mit neun Treffern hervor.

„Wir waren von Anfang an die bessere Mannschaft auf dem Feld. Bis zur Halbzeit lassen wir aber sechs freie Möglichkeiten liegen und spielen auch unsere Überzahlsituation nicht konsequent zu Ende“, resümierte Geist nach dem Spiel. „In der Abwehr hingegen hatten wir zwar noch nicht so den Zugriff, kamen dann aber gerade in der zweiten Hälfte immer besser in das Spiel rein.“

In der Sporthalle Dutenhofen sahen rund 400 Zuschauer ein rassiges Duell, welches vor allem von den Angriffsreihen beider Teams lebte. Dabei standen die Vorzeichen nicht optimal für den Spitzenreiter. Kreisläufer Dziugas Jusys musste kurzfristig wegen eines Nasenbeinbruches pausieren. So wurde es die erwartet schwere Aufgabe für die Grimmstädter.

Dutenhofen kann Spitzenreiter 25 Minuten lang ärgern

Den Lattentreffer von Jonas Ahrensmeier erstem Wurf, verwerte Dutenhofens Rechtsaußen Tim Rüdiger per Konter zur 1:0-Führung für die Bundesligareserve der HSG Wetzlar (1. Minute) – es sollte der letzte Vorsprung der Hausherren bleiben. Im direkten Gegenzug nahm der Halblinke besser Maß und erzielte direkt den Ausgleich. Nach einer sicheren Parade von Can Adanir, schnappte sich Hanaus Kapitän Jannik Ruppert das Spielgerät und erzielte per Unterarmwurf die 2:1-Führung. Max Bergold und der stark aufspielende David Rivic trieben den Vorsprung in der Anfangsphase auf 5:2 (8.) hinauf.

Hanaus Defensive, momentan eine der Stärkeren in der Staffel, präsentierte sich in der ersten Halbzeit noch mit einigen Startschwierigkeiten. „Das Spiel war heute insgesamt sehr schnell, sodass automatisch auch mehr Treffer fallen“, meinte Geist in der Nachbetrachtung. „Wir haben in der Abwehr ein paar Sachen nicht gut weggenommen, die wir eigentlich wegnehmen wollten. Ich war aber von Beginn an zufrieden mit unserem Rückzugsverhalten. Da haben wir heute einige Bälle abgefangen.“

Während die Mittelhessen es in den ersten 25 Minuten noch schafften, die HSG Hanau zu ärgern, erkämpften sich Ritter, Bergold & Co. bereits gegen Ende der ersten Halbzeit immer mehr Vorteile.

„Der Start in die zweite Hälfte, hätte man besser eigentlich nicht machen können“, lobte Geist sein Team später. Hanau blieb weiter souverän und verteidigte nun den eigenen Vorsprung konsequent.

 

TV Gelnhausen in Erfolgsspur zurück

Der TV Gelnhausen hat nach der Niederlage bei der TuS Ferndorf schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden und das Hessenderby gegen die HSG Pohlheim mit 27:20 (10:9) für sich entschieden. Mit dem nahezu letzten Aufgebot konnten die Barbarossastädter den dritten Tabellenplatz verteidigen und einen wichtigen Schritt Richtung Qualifikation zur Pokalrunde machen.

Bereits vor dem Spiel war klar, dass Philipp Schenk, Henrik Müller, Michael Hemmer, Silas Altwein, Lasse Georgi und Felix Reinhardt verletzungsbedingt fehlen würden. Doch dann musste auch noch Julian Lahme aufgrund einer Erkältung kürzertreten und stand nur für den Notfall im Kader. Zu allem Überfluss sah Nils Bergau in der 28. Minute die Rote Karte. Und so mussten zehn tapfere Gelnhäuser die Partie letztlich nach Hause bringen.

„Wir waren sehr dünn besetzt, dazu kam noch, dass es ein sehr kampfbetontes Spiel war. Die Jungs haben heute alles auf der Platte gelassen und Charakter gezeigt“, lobte Trainer Matthias Geiger die Einstellung seiner Mannschaft. Jannik Geisler und Fynn Hilb zogen sich in Zweikämpfen leichte Blessuren zu, bissen aber bis zum Schlusspfiff auf die Zähne.

Nach 14 Minuten stand es 5:5. Zwar gelang es dem TVG dank eines Fünf-Tore-Laufs sich bis zur 20. Minute auf 10:5 abzusetzen, doch Pohlheim konterte zurück. Zur Pause stand es 10:9 für die Gastgeber. Mit dem ersten Angriff im zweiten Durchgang schaltete der Gast auf 10:10. Doch dann hatten die Gäste ihr Pulver verschossen. „Wir haben uns vorgenommen mit schnellem Umschaltspiel zu einfachen Toren zu kommen, dass konnten wir in einer starken Phase nach der Pause sehr gut umsetzen“, sagte Geiger.

In der Tat. Erneut legte Gelnhausen einen Fünf-Tore-Lauf hin und führte durch einen Treffer von Paul Hüttmann in der 39. Minute mit 17:12. Und dieses Mal ließen sich die Geiger-Schützlinge nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Gestützt auf eine bärenstarke Leistung von Keeper Alexander Bechert, der nach dem Spiel verdientermaßen von den Fans mit Sonderapplaus bedacht wurde, schraubten Jonathan Malolepszy und Co. den Vorsprung weiter nach oben. Am Ende stand so ein verdienter 27:20-Erfolg gegen einen durchaus starken Gegner.

 

Das Bild hat uns die HSG Rodgau Nieder-Roden zur Verfügung gestellt. Danke hierfür.

 

Den Artikel über Kirchzell habe ich auch für meine Heimatzeitung Main Echo geschrieben.