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Handball – 3. Liga: Krimi in Gelnhausen – TVG holt Zehn-Tore-Rückstand zum Remis auf – Hanau behält einen Punkt

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Heiß her ging es in der dritten Handball Liga, Staffel Süd-West. Dem TV Gelnhausen gelang eine irre Aufholjagd mit nachfolgendem Unentschieden gegen Düsseldorf und auch die HSG Hanau hat sich einen Punkt verdient erkämpft.

 

 

Krimi beim TV Gelnhausen

In einem denkwürdigen Spiel trennten sich der TV Gelnhausen und Interaktiv.Handball Düsseldorf mit 33:33 (16:21). Dabei holten die Rotweißen in einer spektakulären Aufholjagd einen Zehn-Tore-Rückstand auf und setzten dadurch wohl einen historischen Meilenstein, denn niemand konnte sich hinterher erinnern, dass es eine solche Aufholjagd jemals schon einmal in der Barbarossastadt gegeben hätte.

Das Spiel hatte aus Sicht der Hausherren noch gar nicht richtig angefangen, da war es eigentlich schon vorbei. Nach neun Minuten führten die Gäste bereits mit 7:1, nach 23 Minuten mit 19:9. Nichts, aber auch gar nichts wollte den Rotweißen gelingen. Hinten zu zaghaft, vorne fahrlässig und unkonzentriert. Selbst die Grippewelle der vergangenen Woche konnte nicht als Ausrede dienen. Auch wenn noch nicht alle Spieler im Vollbesitz ihrer Kräfte waren, so konnte Cheftrainer Matthias Geiger immerhin auf 13 Feldspieler zurückgreifen.

„Das hatte schon etwas Blackout-artiges. Wir hatten uns etwas ganz anderes vorgenommen. Dann beginnt das Spiel und wir sind wie paralysiert. Dazu hat bei Düsseldorf alles wie am Schnürchen geklappt. Wir dagegen waren viel zu passiv, haben alles geschehen lassen“, sagte Geiger. „Aber selbst in diese Phase waren die Fans da und haben den Jungs zugejubelt, wenn auch nur eine klitzekleine Kleinigkeit geklappt hat. Das hat uns enorm viel Kraft gegeben.“

Die 450 Zuschauer in der Rudi-Lechleidner-Halle hätten in der Tat allen Grund gehabt, Frust zu schieben. Doch sie entscheiden sich aktiv dagegen und stärkten ihren Jungs lieber den Rücken. Fünf Minuten vor der Pause führten die Gäste weiterhin mit 20:10, als plötzlich ein Ruck durch die Mannschaft ging. Mit vier Toren innerhalb von drei Minuten verkürzte der TVG auf 14:20 und als Keeper Julian Lahme kurz vor der Pause ins leere Tor zum 16:21 Halbzeitstand traf, keimte ganz zart erstmals so etwas wie Hoffnung auf.

TVG stellte Angriffs-System um

Nach der Pause stellte TVG-Coach Geiger das Angriffs-System um und ließ fortan mit zwei Kreisläufern agieren. Eine Maßnahme, die den Gästen gar nicht schmecken wollte. Dazu kehrte eine wild entschlossene TVG-Mannschaft auf das Feld zurück. Welch unerschütterliche Moral muss diese Mannschaft haben, denn was nun folgte, wird keiner der Anwesenden jemals vergessen. Die jungen Wilden aus der Barbarossastadt nahmen ihr Herz in beide Hände, agierten in der Abwehr plötzlich aggressiv und bissig als hätte es niemals eine desolate erste Hälfte gegeben. Die Gäste aus Düsseldorf, gespickt mit einem Kader aus ehemaligen Erst- und Zweitliga-Spielern, die körperlich dem TVG-Team um Längen voraus waren, kamen plötzlich ins Wanken.

Bis zur 40. Minute konnten die Gäste zwar noch den Fünf-Tore-Vorsprung verteidigen, doch danach kippte das Pendel nach und auf die Seite der nun wie entfesselt aufspielenden Gastgeber. Yannik Mocken und zweimal Leon David brachten den TVG nach 42 Minuten auf 25:27 heran. Zu diesem Zeitpunkt hielt es keinen mehr auf den Sitzen und die Hölle Süd war bereits am Siedepunkt angekommen.

Und als Jannik Geisler in der 45. Minute den 28:29-Anschlusstreffer erzielte, hielt es keinen mehr in seinem Sitz. In den folgenden Minuten hatte der TVG mehrfach die Möglichkeit den Ausgleich zu erzielen, als sich plötzlich wieder Ladehemmung einstellte. Nur gut, dass Torhüter Julian Lahme in dieser Phase zur Höchstform auflief und sein Team im Spiel hielt. Silas Altwein war es letztlich vorbehalten, in der 50. Minute den niemals mehr für möglich gehaltenen Ausgleich zu erzielen.

Fynn Hilb war es dann, der den TVG erstmals in dieser Partie sogar in Führung brachte (31:30 -56.). Die Zuschauer rasteten aus. In einer an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Schlussphase schien das Momentum nun auf Gelnhäuser Seite. 48 Sekunden vor Schluss führten sie mit 33:32, waren in Ballbesitz und die Gäste in Unterzahl. Doch ein Fehlwurf verschaffte ihnen noch einmal die Möglichkeit für einen letzten Angriff. Der TVG verteidigte gut, so dass nach der Schlusssirene nur noch ein letzter Freiwurf blieb. Es passte zu dieser Partie, dass Robert Markotic genau in den Winkel zum 33:33-Endstand traf. „Leider konnten wir uns am Schluss nicht komplett belohnen. Aber zehn Tore aufzuholen, gegen eine so bärenstarke Mannschaft mit international erfahrenen Spielern, die Erst- und Zweitligaerfahrung mitbringen, ist eine überragende Leistung. Wir sind immer stärker geworden und Düsseldorf wusste gar nicht mehr was passiert. Jeder hat gesehen, was unsere Jungs können. Jetzt hoffen wir auf einen vollständigen Kader, damit wir endlich Kontinuität in unser Spiel bringen, denn auf uns warten bis Weihnachten noch schwere Aufgaben“, sagte Geiger anschließend.

 

 

HSG Hanau erkämpft sich aufopferungsvoll ein Unentschieden

Die HSG Hanau hat am Samstagabend einen Punkt in heimischen Gefilden behalten. Beim 33:33 (16:17) gegen den Aufstiegsaspiranten und Tabellenzweiten der Staffel Süd-West machten die Mannen um ihren Kapitän Max Bergold ein Riesenspiel und hatten sogar alle Chancen auf einen Heimsieg. Vor großartiger Kulisse führte das Team in den letzten zehn Minuten mit drei Treffern, musste dann aber kurz vor dem Ende der Partie noch zwei Zeitstrafen hinnehmen. Die Grimmstädter konnten sich am Schluss dennoch verdient feiern lassen, hatten sie sich doch über die komplette Spielzeit mit den Gästen ein würdiges Topspiel geliefert. Mit 15:9 Zählern verbleibt Hanau auf dem fünften Staffelrang.

„Meine ganze Mannschaft hat das heute richtig gut gemacht“, sagte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach dem Abpfiff. „Sicherlich können wir sagen, dass das am Ende ein gerechtes Unentschieden zwischen zwei starken Mannschaften war.“ Nach zuletzt drei Niederlagen gegen Krefeld, die letzte innerhalb der Aufstiegsrunde der Vorsaison, war es der erste Hanauer Punktgewinn gegen das Team vom Niederrhein. Überschattet wurde die Partie, in der mit rund 600 Zuschauern gut besetzen Main-Kinzig-Halle, von der schweren Gesichtsverletzung von Robin Marquardt, der nach einem Zweikampf in der ersten Halbzeit zu Boden ging und auf den direkten Weg in das Krankenhaus gebracht wurde. Der Verdacht auf einen Nasenbeinbruch bestätigte sich noch in der Nacht.

Gegen die HSG Krefeld Niederrhein warf Hanau von Beginn an alles in die Partie. Braun, Ritter & Co. gingen gegen den Tabellenzweiten auf das Ganze und belohnten sich nach rund zwölf Minuten mit der 9:5 Führung durch ihren Kapitän Max Bergold, der per Siebenmeter Lasse Hasenforther im Krefelder Tor überwand. Die Hausherren standen in den ersten zehn Minuten stabil in der Abwehr und überzeugten mit mutigem Offensivspiel, vor allem über Luca Braun im Rückraum und ihren Kreisläufer David Rivic. Letzterer erhielt durch das Fehlen von Dziugas Jusys wesentlich mehr Einsatzzeit. Das neue Deckungszentrum bildeten Jonas Ahrensmeier und Cedric Schiefer, die ihre Aufgabe gegen den Krefelder Rückraum um Topscorer Christopher Klasmann gut erledigten.

Nach einer Viertelstunde schienen auch die Gäste in der Partie angekommen und kämpften sich auf 9:9 (16. Minute) zurück. Nachdem Krefeld aber einen Tempogegenstoß vergeben hatte, räumten Schiefer und Braun für Paul Hüttmann auf Rechtsaußen ab, der sehenswert das 10:9 für die HSG Hanau erzielte, die letzte Führung vor der Pause. Danach drehte Krefeld etwas mehr auf, verwertete die eigenen Möglichkeiten besser und ging zeitweise mit 17:14 in Front (28.), doch Hanau blieb dran und noch vor der Pause verwertete Adanir per Wurf über das ganze Feld zum 16:17-Halbzeitstand.

Mit harten Bandagen geführte Partie

Auch im zweiten Durchgang blieb die Partie hochemotional und wurde weiter mit harten Bandagen geführt. Krefeld teilte gegen die die Hanauer Angriffsbemühungen in der Defensive stark aus. Trotz aller Widrigkeiten zeigte Hanau in den zweiten 30 Minuten aber weiterhin großes Engagement und war beim 23:23 (38.) von Jan-Eric Ritter weiter auf Augenhöhe mit den Gästen. Das Spiel wogte nun hin und her, ohne dass sich eine der beiden Mannschaften merklich abzusetzen vermochte. Als Ritter den Ball aus zentraler Position in das rechte obere Ecke des gegnerischen Kastens zimmerte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen – 30:28 (49.). Nur wenig später baute Ahrensmeier den Vorsprung auf 31:28 (52.) aus.

Die letzten fünf Minuten wurden dann recht hektisch. Zunächst vergab Bergold im Siebenmeterduell mit Hasenforther die erneute Zwei-Tore-Führung, ehe Krefelds Jörn Persson den 32:32-Ausgleich herstellte. In dieser schwierigen Phase war aber auf Hüttmann Verlass, der zwei Minuten später mit viel Selbstvertrauen zur Linie schritt und das 33:32 per Strafwurf markierte. Eine Zeitstrafe gegen Rivic brachte Hanau allerdings noch einmal in Unterzahl und Krefeld glich – ebenfalls per Strafwurf – wieder aus: 33:33 (60.). Geist nahm 15 Sekunden vor dem Ende noch einmal die Auszeit. Ein Angriff blieb Hanau also noch für den späten Siegtreffer in einer spannenden Partie. Doch dann eine Situation, die wirklich selten im Handballsport auftritt: Das Schiedsrichtergespann entschied auf Zeitstrafe gegen die Hanauer Bank, da die Grimmstädter scheinbar nicht schnell genug auf das Feld zurückkehrten. In doppelter Unterzahl gelang den Südhessen kein Durchbruch mehr. Es blieb beim Unentschieden. „Wir werden jetzt unsere Wunden lecken und ab Montag uns auf die schwierige Auswärtsaufgabe in Düsseldorf vorbereiten“, meinte Geist.

 

Die Bilder haben uns die Vereine Gelnhausen und Hanau zur Verfügung gestellt. Danke hierfür.