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Handball – 3. Liga: TV Kirchzell holte sich mit leidenschaftlichem Kampf den Sieg

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Unterschiedlicher hätten die beiden Mannschaften – auf der einen Seite der TV Kirchzell, auf der anderen Seite die HSG Bieberau/Modau – in ihrem jeweils ersten Spiel der Klassenverbleibsrunde spielen können. Während Bieberau/Modau ohne Leidenschaft spielte, zerriss sich der TV Kirchzell.

Mit einer miserablen Leistung und mangelnder Einstellung absolvierten die Falken ihr Auftaktspiel gegen den TSV Neuhausen und mussten eine bittere 31:34 (13:17)-Niederlage einstecken. Eine herbe Enttäuschung für die Fans und die Verantwortlichen, die unter der Woche und in der spielfreien Zeit alles versucht haben die Personalsorgen der Falken zu mildern. 

Die motivierten und aggressiven Gäste kauften den harmlosen Falken bereits zu Beginn den Schneid ab und gingen in der dritten Spielminute das erste Mal in Führung, die sie bis zum Ende der Partie nicht mehr abgaben. Im Gegenteil, teilweise führten sie mit fünf Toren und Bieberau/Modau hatte nichts entgegenzusetzen. Die sonst so starke Abwehr ließ sich immer wieder mit einfachen Dingen überwinden und kam überhaupt nicht ins Spiel, was es den beiden Torhütern natürlich ebenso schwer machte. Sie konnten sich beide nicht besonders auszeichnen. Dazu kamen katastrophale Fehler im Angriff, reihenweise technische Fehler und Fehlwürfe, die zu insgesamt sieben Gegenstoß-Toren führten. Auch das Rückzugsverhalten war einfach schlecht und teilweise nicht vorhanden. 

Der Gast hatte somit leichtes Spiel und verwaltete den Vorsprung mutig und gewissenhaft. Nach zehn Minuten stand es 4:7, nach 20 Minuten 9:14 und mit einem 13:17 wurden die Seiten gewechselt. 

Nach dem Wechsel wurde es nicht richtig besser

Wer dachte, die Falken kämen geläutert aus der Kabine, sah sich getäuscht. Das leidenschaftslose Spiel ging weiter, Brandt rannte sich immer wieder in der Deckung fest, die Rückraumschützen konnten nicht in Position gebracht werden, Neuzugang Leonid Mykhailiutenko wurde kaum angespielt, Edvin Omeragikj spielte keine Minute. So lag die Last wieder einmal auf den wenigen Schultern der Spieler, die völlig überfordert wirkten und neben sich standen – so stand es in der Pressemitteilung der HSG zu lesen.

Einzig in der 44. Minute, als Mykhailiutenko auf 21:23 verkürzte, keimte etwas Hoffnung auf, die aber nach wenigen Minuten wieder erstickt wurde. Drei Tore in Folge war die Antwort des Gegners und ruckzuck war der alte Abstand wieder hergestellt (21:26). Am Ende gewannen die Gäste letztlich völlig verdient mit 31:34. 

 

Unglaubliche kämpferische Leistung des TVK

Die TGS Pforzheim beim Abklatschen

Ganz anders agierte der TV Kirchzell gegen den ersten Gegner TGS Pforzheim. Mit einem hartumkämpften 25:24 (10:13)-Sieg startete der TV Kirchzell in die Klassenverbleibsrunde in der dritten Liga. Dabei machten sie sich das Leben teilweise selbst schwer. Überragende Akteure waren Torhüter Tobias Jörg und Tim Häufglöckner, der alleine 13 von insgesamt 25 Toren erzielte. Generell aber war es eine unglaubliche Mannschaftsleistung und was der TVK in der Deckung leistete, war vom Allerfeinsten. Dabei musste das Trainer-Duo Hauptmann/Kunz auf Antonio Schnellbacher verzichten. Für ihn sprang kurzfristig Lukas Häufglöckner ein, der seine Handball-Schuhe bereits „eingemottet“ hatte. Auch die Gäste kamen ersatzgeschwächt, hatten sich aber auf die Fahne geschrieben, von den sechs Spielen, die sie absolvieren müssen, fünf zu gewinnen. Gegen den TVK sollte gleichmal der erste Sieg her. Doch das klappte nicht wie angedacht.

Die Kirchzeller waren bis in die Haarspitzen motiviert, agierten von Beginn an sehr bissig in der Abwehr und Keeper Tobias Jörg war von Anfang an hellwach. Dies waren auch die Kirchzeller Fans. Sie trommelten sich vom Anpfiff weg die Seele aus dem Leib und teilweise verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Es war unglaublich.
 
Der TVK erwischte den besseren Start, spielte sehr gut auf und führte in der 13. Minute mit 6:3. Dieser Vorsprung hatte beim 8:5 (16.) noch immer Bestand. Bis dahin hatte Tobias Jörg bereits einen Strafwurf von Herrmann gehalten und Tim Häufglöckner verwandelte schon seinen vierten Siebenmeter eiskalt. Die Gäste nahmen die Auszeit und in der Folge war es bei den Hausherren wie abgeschnitten. Technische Fehler, Schritte, Ballverluste reihten sich aneinander. Keiner wollte mehr so recht aufs Tor gehen. Irgendwie passte es nicht mehr. Die Quintessenz war, dass vor allem die schnellen TGS-Außen Kikillus und Salzsseeler immer wieder zum Zug kamen und aus der 8:5-Führung des TVK wurde ratzfatz ein 9:10-Rückstand (25.). Es war wie abgeschnitten. Letztlich ging es mit einem 10:13-Rückstand für die Hausherren in die Pause. 
 
Nach dem Wechsel waren gleich die Gäste an Drücker
 
Nach dem Wechsel hatte der Gast Anwurf und nutzte diesen nach wenigen Sekunden gleich zum 14:10 aus seiner Sicht. Diesen Vorsprung hielt die TGS bis zum 16:12 (37.). Jetzt ging ein Ruck durchs TVK-Team und die Deckung hatte „Beton angerührt“. Mit einer überragenden kämpferischen Leidenschaft und der Unterstützung der Fans erzielte Nico Polixenidis das 17:17 und Jan Blank mit dem 18:17 (46.) die erste Führung seit der 25. Minute. TGS-Trainer Müller zog die Reißleine. Doch es nutzte nichts mehr. So sehr sich seine Mannschaft ins Zeug legte, der TVK ließ keine Führung des Gegners mehr zu.
 

Trotzdem wuchs die Spannung von Minute an. Beim 21:20 waren die Gäste in doppelter Unterzahl. Zwar erhöhte Maximilian Gläser zum 22:20, doch der TGS gelang der Anschluss. Beim 23:22 nahm der TVK die Auszeit und besprach die letzten fünf Spielminuten. Danach vertändelte der TVK gleich zweimal den Ball. Der überragende Tim Häufglöckner übernahm Verantwortung und erzielte das 24:23 und 25:23 und die TGS nahm die letzte Auszeit. Die Gäste gaben nicht nach und der gute Außen Kikillus traf zum Anschluss. Die Gastgeber vergaben ihren letzten Angriff und Marco Kikillus versuchte von Außen den TVK-Torhüter zu überlisten. Doch Tobias Jörg hielt nicht nur mit einer Glanzparade den Wurf, sondern auch den Sieg für seine Mannschaft fest.

Das Trainergespräch im Anschluss an das Spiel

 
Der Jubel in der Miltenberger Halle schäumte über und die Freude war riesengroß. „Was unsere Mannschaft heute in der Abwehr geleistet hat, wie geil dieses Team gedeckt hat, habe ich noch nie gesehen“, war TVK-Trainer Alex Hauptmann überglücklich. Allerdings monierte er auch die neun technischen Fehler allein in Halbzeit eins. TGS-Coach Müller stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Wir liefern einen unfassbaren Kampf über 55 Minuten ab, mussten dann ein paar unglückliche Entscheidungen der Schiris schlucken. Das war nicht gerechtfertigt und das stört mich ein bisschen. Wir haben unserer Personalsituation getrotzt, fahren mit einer unverdienten Niederlage nach Hause, haben uns diese aber selbst zuzuschreiben.“
 
Den Bericht habe ich auch für meine Heimatzeitung Main-Echo geschrieben.