Rudern: Torben Johannesen übernimmt Schlagmann-Position bei EM
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Nach den beiden Weltcups in Posen und Luzern muss der Deutschland-Achter auch bei den Europameisterschaften in München, die vom 11. bis zum 14. August stattfinden, eine Umbesetzung vornehmen. Mit Mattes Schönherr fällt der bisherige Schlagmann verletzungsbedingt aus. Der 22-Jährige laboriert an einer schmerzhaften Rippenentzündung und muss diese auskurieren. „Es ist besser, jetzt rausnehmen als es zu verschleppen, auch wenn es natürlich schwerfällt, nicht bei der Heim-EM dabei zu sein. Wir haben ja noch die WM in Racice als Saisonhöhepunkt, auf den ich mich jetzt fokussiere“, sagte Mattes Schönherr.
Torben Johannesen, der seit 2017 im Deutschland-Achter sitzt und im vergangenen Jahr Olympia-Silber mit dem Flaggschiff in Tokio gewann, übernimmt die Position des Schlagmanns. Tom Tewes, der eigentlich im Zweier ohne Steuermann in München antreten sollte, rückt auf Position 6 ins Großboot. „Es zieht sich durch die Saison. Immer wieder müssen wir aufgrund von Ausfällen die Mannschaft neuformieren und müssen neue Lösungen finden“, sagte Bundestrainer Uwe Bender.
Fünf Achter haben gemeldet
Für die Titelkämpfe in München, die im Rahmen der European Championships auf der Regattastrecke in Oberschleißheim ausgetragen werden, haben fünf Achter gemeldet: Großbritannien, die Niederlande, Rumänien, Italien und der Deutschland-Achter.
„Nach dem bisherigen Saisonverlauf sind die Briten klarer Favorit. Beim Weltcup in Luzern lagen sie fünfeinhalb Sekunden vor uns. Das ist – so realistisch muss man sein – in dieser kurzen Zeit eigentlich nicht aufzuholen“, meinte Bender. Und Torben Johannesen ergänzte: „Dieses Jahr sind wir in einer neuen Rolle. Wir waren die letzten Jahre das Maß der Dinge. Jetzt müssen wir versuchen, den Abstand so gut wie möglich zu verkleinern, auch wenn es durch den Ausfall von Mattes nicht einfacher wird.“
Deutschland-Achter fährt jetzt das Modell X88
Der Deutschland-Achter hat eine lange Tradition, das gilt auch für das Boot an sich. Die reine Rumpfform wurde im Jahr 1995 für die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta (USA) entwickelt. Nun wurde eine neue Bootsform entwickelt. Die Bootswerft Empacher wirft das Modell X88 ins Rennen. Nach einer längeren Testphase mit Einsätzen bei der Internationalen Regatta in Essen und beim Weltcup in Luzern hat das neue Modell die Sportler und Trainer überzeugt. Ein neu gefertigtes Boot – in der gewohnten grünen Farbe lackiert – wurde am vergangenen Dienstag abgeholt, direkt aufgebaut und auch schon gleich eingeweiht.
Der Achter von Empacher wurde in den vergangenen Jahren sukzessive weiterentwickelt, allerdings ausschließlich in seinen Bauteilen, wie zuletzt beim neuen Ausleger-System, dem X Riemen Backwing. „Es gab einige Entwicklungsschübe, wo Dinge in das Boot hinein entwickelt wurden, das Unterwasserschiff hatte bis jetzt jedoch das gleiche Design wie das, was wir 1995 gezeichnet haben“, sagt Frank Günder, Konstrukteur bei Empacher und selbst lange Rennruderer: „Das ist schon etwas Besonderes, einen Achter machen wir nicht alle Tage.“
Veränderte Form
Die Veränderungen sind nicht auf den ersten Blick zu sehen. Von der Länge her ist das neue Modell von 17,63 Meter auf 17,40 Meter geschrumpft, die maximale Breite und Tiefe im Wasser sind durch eine veränderte Form geringer als zuvor. Der Effekt ist, dass das Boot stabiler im Wasser liegt und ein anderes Beschleunigungsgefühl entwickelt. „Es gibt weniger Auf und Ab in Heck und Bug, dafür ist die Seitenstabilität etwas empfindlicher. Anfangs hatten wir Probleme mit dem neuen Riss, es ist ein anderes Laufverhalten, aber jetzt haben wir es im Griff. Wir sind zufrieden mit dem neuen Modell“, verrät Bundestrainer Uwe Bender: „Wir hoffen, dass der Achter in seiner neuen Form noch schneller ist.“
Neuer Achter ist bereit
Für den Transfer des neuen Achters war Bootsmeister Markus Schmitz zuständig. Er machte den Weg direkt von der U23-Weltmeisterschaft im italienischen Varese über München nach Eberbach in Baden-Württemberg, wo die Empacher Bootswerft sitzt. Dort nahm er zusammen mit Steuermann Jonas Wiesen die Einstellungen an jedem einzelnen Sitz vor und beklebte das grüne Boot mit dem Logo von Hauptsponsor Wilo. „Es ist alles problemlos verlaufen, der Achter ist bereit. Wollen wir hoffen, dass er uns noch schneller macht“, so Schmitz.
Die Bilder hat uns Carsten Oberhagemann zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!