Ihr Lieben,
im Leben geht alles vorbei und obwohl das Jahr 2020 so ein besonderes Jahr war, neigt es sich mit großen Schritten dem Ende zu. Zeit für mich, bei meinen treuen Lesern Danke zu sagen. Danke für Eure Treue, Eure Anregungen, Kommentare und überhaupt – schön, dass es Euch gibt.
Himmel, was war das für ein Jahr. Ich bin einerseits froh, wenn es in ein paar Stunden endgültig vorbei ist. Andererseits bin ich auch sehr skeptisch darüber, was uns das neue Jahr bringen wird. Wird es besser? Geht es so weiter? Wird es schlechter?
Keiner von uns weiß, was auf uns zukommen wird. Aber wir alle haben diese letzten Monate – die einen mehr schlecht als recht, die anderen haben die besondere Zeit gar nicht so “störend oder eingeschränkt” wahrgenommen, überlebt. Und wir sind daran gewachsen. Sind wir wirklich daran gewachsen? Ich glaube schon.
Die Normalität ist verschwunden
Die Normalität war fast von einem auf den anderen Tag verschwunden, das Selbstverständliche in unserem Leben nicht mehr da. Und trotzdem ging es irgendwie weiter und die meisten haben die Situation gemeistert. Allerdings ist das Ende der Fahnenstange und was das Jahr alles mit sich gezogen hat, wie groß die Schäden (nicht nur die finanziellen, auch die seelischen) und Auswirkungen sind, noch nicht absehbar…
Ich für meinen Teil konnte mich über weite Strecken mit den Vorgaben, Maßnahmen, Lockdown, Lockdown light, harter Lockdown arrangieren. Obwohl auch mein Jahr wahrlich nicht schön war. Anfang des Jahres starb meine Mutter und mir wurde bewusst, dass ich nun die nächste Generation sein werde. Keine Tante, kein Onkel – nichts mehr da. Einige Wochen danach war ich, die vom Sport lebt, so gut wie arbeitslos. Kein Handball, kein Tennis, kein Golf, kein Eishockey und und und… Keine Reportagen – kein Gehalt. Dafür viel Zeit, kein “normales Alltagsleben mehr” und ein großes Loch, in das ich erst einmal gefallen bin. So einfach ist das.
Viele werden jetzt denken – was soll das, Sport ist doch nicht das Wichtigste. Das stimmt. Gerade in diesen Zeiten. Aber wenn du damit deinen Lebensunterhalt bestreitest, dann ist es schon wichtig. Trotzdem bin ich dank meiner Familie gut durch die Zeit gekommen.
Gewundert habe ich mich, dass im Sommer – so hatte ich das Gefühl – jeder gemacht hat, was er wollte. Die Seen und Strände in Deutschland waren überfüllt, es wurde in Urlaub gefahren, jeder wollte raus, keiner zuhause bleiben. Und die Regierung hatte, meiner Meinung nach, keinen Plan B für den Herbst und Winter in der Schublade. Dass das Virus sich nicht “fortgeschlichen” hat, war ja wohl jedem von uns klar…
So kam, was kommen musste. Die Inzidenzwerte stiegen, das medizinische Personal, die Pflegekräfte usw. waren noch mehr überlastet als eh schon und der nächste Lockdown musste her. Wie soll das unsere Wirtschaft auf Dauer verkraften, wie sollen die vielen kleinen lokalen Geschäfte, aber auch die großen, diese lange Zeit fast ohne oder im schlimmsten Fall ganz ohne Einnahmen überleben? Fast jedes Gewerbe ist von den Einschränkungen betroffen und – falls wir irgendwann mal wieder eine “Normalität” in unserem Leben haben – wird es viele davon nicht mehr geben. Viele haben zudem noch private Schicksalsschläge erlitten, viele mussten über ihre Grenzen hinaus gehen. Es gab viel Leid in den letzten Monaten. Und dann noch der Eingriff in unsere Freiheit. Kein Shopping, keine Konzerte, keine Restaurantbesuche, keine Friseurbesuche und und und. Die andere Seite ist: wie sollen wir ohne gewisse Einschränkungen das Virus in den Griff bekommen? Wie sollen wir unser Leben wieder zurück bekommen ohne gewisse Maßnahmen, die uns vorgeschrieben werden? Wie kann es sein, dass viele von uns noch immer Corona leugnen oder es zu leicht nehmen? Können wir uns nicht alle in dieser Zeit zurückhalten, damit es in Zukunft wieder besser wird? Ich persönlich habe zwar keine Angst vor dem Virus, aber ich habe mächtigen Respekt davor. Ich gehe auch nicht mit jeder Entscheidung der Regierung konform, aber ich halte mich an die Regeln.
Es ist wie immer im Leben…
Es ist wie immer im Leben. Alles hat zwei Seiten. Die einen befürworten die Strategie unserer Regierung, für andere kommt dies gar nicht in die Tüte. Die eine Maßnahme macht für die einen Sinn, bei der anderen schütteln viele nur den Kopf. Die einen haben finanziell gar keine Einbußen, es betrifft sie gar nicht oder nur minimal, die anderen dafür umso härter. Das Leben ist hart und nicht immer gerecht.
Trotz allem hat – zumindest mir – dieses Jahr mit all den Lockdowns und der “anderen Normalität” doch einige Erkenntnisse gebracht. Zum einen habe ich festgestellt, dass es in meinem Leben nur ganz ganz wenige Menschen gibt, auf die ich mich immer und zu jeder Zeit verlassen kann. Wie sagte doch jüngst noch ein Bekannter von mir: “Manchmal denke ich, ich könnte öfter mal Freunde anrufen. Aber dann denke ich, die könnten das ja auch machen…” Das sagt vieles aus.
Ich habe gemerkt, dass viele gerade im Arbeitsleben im Moment die Ellbogen ausfahren. Erst komm ich, dann lange nichts… So eine meiner Erfahrungen mit der Solidarität und dem Zusammenhalt. Ich habe festgestellt, dass manches im Leben gar nicht so wichtig ist, anderes hingegen habe ich schmerzlich vermisst. Ich habe festgestellt, dass es nicht so einfach ist in dieser Zeit “neue Wege” zu gehen wie viele das in meinem Umfeld sagen.
Ich habe auch keine Fortbildungen, Online-Schulungen usw. besucht, sondern ich brauchte die Zeit nach den anstrengenden Pflegemonaten für meine Mutter erst einmal für mich. Ich musste auch lernen, mit meiner vielen Zeit (die ich ja als Fast-Arbeitslose hatte und noch immer habe) umzugehen – nach Jahren eines auf die Minute durchgetackteten Lebens. Ich habe gelernt, mir nicht mehr so viele Sorgen über die kommende Zeit zu machen, denn die letzten Monaten haben uns gezeigt, dass das, was wir gestern noch umsetzen wollten, morgen schon nicht mehr möglich war. Wie sagt mein Lebensgefährte so gerne? “Das ist doch alles hypothetischer Sch… Lass es doch einfach mal auf dich zukommen.” Recht hat er. Und ich habe gelernt, manche Dinge, die ich eh nicht ändern kann, gelassener zu nehmen und nicht meine Energie daran zu verschwenden. Ach, die Liste ließe sich endlos weiterführen.
Es sind Erfahrungen dabei, die mir persönlich gut getan haben – ob ich sie unbedingt gebraucht hätte, ist eine andere Sache. Das Virus hat uns alle ausgebremst, hat uns gezeigt, dass es auch ohne “weiter, schneller, höher” geht. Daher sollten wir uns wieder mehr über Kleinigkeiten, die für uns so selbstverständlich geworden sind, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen, freuen.
Ich bin dankbar, dass es meiner Familie gut geht, wir gesund sind, ein Dach über den Kopf haben und wir bisher, trotz vieler Hindernisse, so gut durch diese besondere Zeit gekommen sind. Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste: “Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du was Schönes bauen.”
Das Virus wird uns noch eine ganze Weile begleiten und ob wir jemals wieder unser Leben, wie wir es vor dem Virus hatten, zurück bekommen werden, wage ich zu bezweifeln. Aber wir müssen das Beste aus allem machen.
So, jetzt bleibt mir nur noch, Euch einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr zu wünschen. Bleibt alle gesund – das ist unser höchstes Gut – und passt gut auf Euch auf. Lasst den Kopf nicht hängen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und vielleicht werde auch ich in 2021 die eine oder andere Online-Fortbildung nutzen 🙂
Ich hoffe sehr, dass ihr mir auch 2021 die Treue halten werdet. Das wäre schön.
Habt einen schönen Silvesterabend, bleibt gesund, passt auf Euch auf, behaltet die Nerven und haltet Abstand!