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Arndt Morawe?

Der frühere Handballer lebt heute mit seiner Familie in Puerto de la Cruz und ist unter anderem als Wanderführer auf der Insel Teneriffa unterwegs.

Von klein auf war Arndt Morawe sportbegeistert und vor allem die Sportart Handball hat es ihm angetan. Daher entschied sich der in Neustadt am Rüberberge aufgewachsene Arndt auch im Alter von zwölf Jahren für den Handballsport. Nach zwei Jahren Heimatverein Neustadt wechselte er zur TSV Anderten und durchlief dort alle Jugendstationen.

Als Erwachsener wechselte er  zur SG Hameln in die Bundesliga, dort war sein Trainer kein Geringerer als der heutige Nationaltrainer der deutschen Mannschaft, Alfred Gislason und seine Mitspieler Aaron Ziercke, Dragan Srkbic oder Wassili Kudinow.

Wechsel nach Spanien

Nach zwei Jahren für die TSV Burgdorf wechselte  der  Sportfachwirt 2001  zum CB Alicante, um ein Jahr Auslandserfahrung zu sammeln. Von dort aus ging es für den Spanienliebhaber nach Tolimar Tres de Mayo und bis zum Jahr 2012 spielte er bei BM Puerto de la Cruz San Telmo. 

Bis heute lebt der 46-Jährige mit seiner Familie in Puerto de la Cruz. Ganze 19 Jahre sind es mittlerweile aus einem Jahr „Auslandserfahrung sammeln“ geworden. In ihrer zweiten Heimat hat die Familie Morawe gute Freunde gefunden und sagt, dass 95 Prozent ihrer Freunde und Bekannten Einheimische sind – obwohl auf der Insel auch viele Deutsche leben. Doch sie sind dort richtig integriert, denn generell wird in Spanien das Wort „Familie“ groß geschrieben. 

Wir haben „Lolo“ wie ihn die Tinerfeños liebevoll nennen, ein paar Fragen gestellt.

Arndt, Du hast Deine sportliche Karriere 2012 in Spanien beendet. Was oder wo war Deine schönste Zeit bzw. was war Dein schönstes Erlebnis im Handball?

“Sportlich gesehen war das sicherlich der mehrfache Klassenerhalt in der zweiten spanischen Liga mit Tolimar Tres de Mayo, aufgrund der geringen finanziellen Möglichkeiten und den Strapazen bei den Auswärtsspielen. Wir mussten ja immer aufs Festland fliegen und das am gleichen Tag wie das Spiel. Dabei kam es häufig zu Verspätungen, so das wir uns öfter im Bus zur Halle warmgemacht haben. Das war sportlich gesehen natürlich nicht optimal und das konnte man auch sehr gut an unserer Auswärtsbilanz ablesen. Dass wir trotzdem mehrfach hintereinander den Klassenerhalt geschafft haben, war unter diesen Voraussetzungen schon eine große Leistung! 

Persönlich war die Zeit in Hameln natürlich beeindruckend. Fast alle Mitspieler waren Nationalspieler, das Niveau war schon sehr hoch. Einerseits konnte man dort unheimlich viel lernen, andererseits musste ich mir auch eingestehen, das ich für den ganz großen Wurf zu limitiert war. Da gab es ein paar Mitspieler, die konnten noch ganz andere Sachen als ich.”

Wer waren denn in Deutschland Deine für Dich prägendsten Trainer oder Mitspieler?

“Als Trainer waren das sicherlich Sead Hasanefendic und Alfred Gislason. Viel habe ich auch Stefan Wyss zu verdanken, der in Hameln eine Zeit Co-Trainer war. Als Mitspieler waren das in Deutschland vor allen Dingen Ralf Koring und Aaron Ziercke, die mich damals unter ihre Fittiche genommen haben. Ich habe ja vor allen Dingen in der Abwehr gespielt und dort waren sie mir Vorbild und Hilfe zugleich.”

Du hast ja nicht nur in Deutschland mit klingenden Namen zusammen gespielt, sondern Du hast auch in Teneriffa mit dem amerikanischen „Paradiesvogel“ Gary Hines, der jahrelang beim Drittligisten HSC Bad Neustadt spielte und nun ab dieser Saison eine neue Herausforderung sucht, zusammen gespielt. Habt Ihr Euch vorher schon gekannt oder dort erst kennen gelernt?

“Gary kam damals direkt aus Amerika und musste sich an die andere Art Handball erst gewöhnen. Mit seinen unglaublichen körperlichen Voraussetzungen wusste er aber schon damals zu überzeugen. Da er kein spanisch konnte, war ich am Anfang auch Übersetzer, somit hatten wir relativ viel Kontakt. Leider ist das inzwischen weniger geworden. Seine zweite Karriere als Ninja Warrior habe ich aber mitbekommen 😀”

Hast Du heute noch Kontakt zu Spielern in der Bundesliga bzw. verfolgst Du das handballerische Geschehen in Deutschland?

“Natürlich verfolge ich die Bundesliga noch, aber Kontakt zu aktuellen Spielern habe ich nicht mehr. Man wird ja leider auch nicht jünger…”

2001 war Dein Wechsel nach Spanien. Wie kam der Kontakt zustande? 

“Ich habe in Hameln mit Fernando Bolea zusammen gespielt und den habe ich kontaktiert, als ich mich mit meiner Frau 2001 entschlossen habe, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Dieses Jahr ist dann irgendwie immer länger geworden (lacht).”

Lebst Du seit dieser Zeit in Spanien bzw. auf Teneriffa?

“Ich habe 2009 einen Reiseveranstalter für Sport- und Aktivurlaub auf Teneriffa mit Sitz in Hannover eröffnet, wo ich auch einen Wohnsitz habe. Unsere Kinder gehen allerdings in Puerto de la Cruz zur Schule, unsere Tochter fängt jetzt an zu studieren, wo wir auch einen Wohnsitz haben. Ich pendele zwischen diesen beiden Welten hin und her, bin aber auch oft zum Arbeiten auf der Insel.”

Faszination Teneriffa

Was hat Dich an Teneriffa so fasziniert, dass Du schon seit Jahren dort lebst und – so habe ich das Gefühl – nicht mehr von dort weg möchtest?

“Die Vielfalt dieser Insel ist einfach unglaublich. In den Reiseführern wird das oft als Minikontinent beschrieben. Zwei Mittelgebirge und ein Hochgebirge mit dem Teide, dem höchsten Berg Spaniens mit 3718m, und das umgeben vom Atlantik – das ist einfach unglaublich. Dazu sechs verschiedene Vegetationsstufen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, von der Küste über die dichten Lorbeerwälder bis hin zur „Mondlandschaft“ im Teide-Nationalpark. Das ist absolut faszinierend. Und das Klima ist natürlich auch toll. Teneriffa liegt ja schon im subtropischen Bereich.”

Du hast Dir schon während Deiner sportlichen Karriere ein neues Standbein aufgebaut. Du bist Wanderführer auf Teneriffa und Deine Firma nennt sich Isla Activa, Sports and Nature Travel Agency. Was machst Du genau? Wie muss ich mir Deinen Tagesablauf vorstellen?

“Wenn ich Gruppen habe, geht es meistens um neun Uhr mit einem Charterbus in ein Gebiet, wo wir dann unsere Tageswanderung starten. Dabei gibt es ja nach Ausschreibung der Reise Touren von cirka drei Stunden Gehzeit bis hin zu sieben Stunden. Das Wanderwegenetz ist sehr gut ausgebaut und bietet auch für geübte Wanderer viele anspruchsvolle Touren. Nach der Wanderung fährt man mit dem Bus zurück ins Hotel wo man abends meist noch gemeinsam isst, da kommen dann schnell zwölf oder mehr Stunden pro Tag zusammen. 

Die Reisen dauern zwischen sieben und 14 Tagen, in der Hauptsaison kommt am Abreisetag meist sofort die nächste Gruppe. Da meine Frau Franci auch als Wanderführerin arbeitet, wechseln wir uns bei den Gruppen so gut es geht ab, einer arbeitet und der andere übernimmt Haushalt und die Kinder.”

Aber Du führst nicht nur Wandergruppen, sondern Du hast auch Trainingslager für Sportteams organisiert, oder?

“Ja, anfangs habe ich vor allen Dingen Trainingslager organisiert, hauptsächlich für ambitionierte jugendliche Schwimm-Mannschaften, aber auch der HSV Handball war während der Olympiade in Peking mit den verbleibenden Spielern mal dort, um ein wenig Abwechslung zu haben. Leider konnten aufgrund der Finanzkrise die öffentlichen Sportanlagen nicht mehr so instand gehalten werden, wie das für die Mannschaften nötig gewesen wäre. Somit habe ich mich stärker auf den Aktivsport, und dort hauptsächlich wandern, spezialisiert. Dabei habe ich sowohl selbst Reisen organisiert, bin aber seit 2013 auch viel für Wikinger Reisen als Wanderführer unterwegs. Eigentlich sollte 2019 ein neues Schwimmbad fertig gestellt werden, was auch das Leistungszentrum für die Schwimmer Teneriffas werden soll. Leider ist dort noch nicht viel passiert, aber wenn die Anlage einmal fertig ist, würde ich gern wieder Trainingslager für Schwimmer anbieten.”

Wie hat sich Corona auf Dein Leben und Deinen Beruf ausgewirkt?

“Da meine Frau Franci ebenfalls als Wanderführerin arbeitet, sind wir beide seit Anfang März ohne Einkommen, wobei Franci eine kleine Hilfe vom spanischen Staat bekommen hat. Ich bin als Solo-Selbstständiger mit geringen Betriebskosten leider durch alle Raster gefallen und bekomme gar keine Unterstützung. Wir versuchen aber, positiv in die Zukunft zu blicken und haben verschiedene Projekte in Angriff genommen, um uns in Zukunft mit unseren Angeboten stärker an kleine Wandergruppen und Familien zu wenden.” 

Die da wären…

“Nun ja, wir haben jetzt einen YouTube-Kanal, wo ab Oktober kleine Videos über Wanderungen, Orte und Personen auf den kanarischen Inseln zu sehen sein werden. Aktuell kann man sich dort neben dem Video unseres Projekts ansehen, was ein Wanderführer so im Home-Office macht 🙂 Außerdem haben wir auch einen Online-T-Shirt-Shop eröffnet, wo Shirts mit Motiven der kanarischen Inseln erwerben werden können. Auch da werden in den nächsten Monaten ständig neue Designs hinzukommen. Da hat sich an den technischen Möglichkeiten viel getan, die Shirts werden in Deutschland gedruckt und dann an die Kunden versandt. Somit hat Corona uns auch die Zeit gegeben, mal ganz andere Sachen auszuprobieren, die man schon lange Jahre im Hinterkopf hatte. Finanziell ist dieses Jahr für uns aber eine Katastrophe, wir haben beide fast ein Jahreseinkommen verloren und keiner kann abschätzen, wie das in Zukunft weitergeht.”

Hast Du schon einmal so eine schlimme Zeit miterlebt?

“Nein, das ist bisher in vielerlei Hinsicht die schlimmste Zeiten. Zum einen natürlich finanziell, aber vor allen Dingen auch die zwischenmenschliche Unsicherheit, wie man miteinander umgehen soll und die entstehenden Spannungen zwischen den Gegnern der Einschränkungen durch das Virus und den Befürwortern. Da müssen wir alle gut aufpassen, das nicht weitere gesellschaftliche Gräben entstehen. Davon haben wir ja eigentlich schon genug. 

In Spanien waren die Maßnahmen ja noch härter als in Deutschland, dort gab es eine zweimonatige Ausgangssperre, wo man nur zum Einkaufen oder Arzt- und Apothekenbesuch das Haus verlassen durfte, und das auch nur einzeln. Da ich direkt davor eine Wandergruppe hatte und eigentlich auch gleich die nächste kommen sollte, habe ich diese Zeit mit der Familie auf Teneriffa verbracht. Das war schon eine Herausforderung mit zwei pubertierenden Kindern zwei Monate auf engem Raum…

Zum Glück haben wir eine Terrasse, konnten dort viel Zeit verbringen und haben diese schwere Zeit als Familie gut gemeistert. Im Nachhinein gesehen hat uns das als Familie eher noch näher zusammengebracht. Aber auch das ist ja nicht überall so gewesen. Ich würde mir wünschen, dass durch Corona die Solidarität unter den Menschen wächst und dass alle zusammen die durchaus vielfältigen Herausforderungen für die Zukunft gemeinsam angehen werden. Aber der Egoismus ist leider in vielen Bereichen zu stark verbreitet.” 

Du hast ja sogar eine Aktion ins Leben gerufen: Rettet den Sport- und Aktivurlaub auf der Insel des ewigen Frühlings…

Apropos Solidarität 😀 Wir haben über die Plattform Startnext ein crowdfunding Projekt gestartet, um diese Zeit zu überstehen und uns neu zu orientieren. Neben unserer Arbeit für andere Veranstalter wollen wir in Zukunft gezielt Angebote für kleine, gemeinsam reisende Gruppen wie Familien oder Freunde anbieten. Dabei soll der Fokus darauf liegen, dass die Gäste das Programm und die Leistungen aktiv mitgestalten können, indem man vorher genau nach den Vorstellungen und Wünschen fragt und so ein individuelles Angebot für den Traumurlaub bekommt. Einige diese Reisen und auch einzelne Wandertouren werden über dieses Projekt angeboten, aber auch T-Shirts oder unsere Lieblingstouren als E-Book. 

Es gibt aber auch viele Leute, die uns einfach eine kleine Spende zukommen lassen. Es ist wirklich toll, wie viele Menschen uns aktuell bei dieser Aktion unterstützen. Dabei liegt der Fokus für die Reisen eher auf den Jahren 2021 bis 2023, denn aktuell gibt es bei vielen potenziellen Gästen Bedenken.”

Vor was haben die Gäste Bedenken? Was denkst Du?

“Ich denke, sie haben vor allen Dingen was den Flug angeht, Bedenken. Das Wandern selbst ist ja eher prädestiniert für die aktuellen Sicherheitsvorgaben. Draußen in der Natur lässt sich der Abstand gut einhalten und es gibt wenig Kontakt zu anderen und keine Menschenansammlungen.” 

Derzeit bist Du in Deutschland, besuchst Deine Familie und Freunde. Nutzt Du die Zeit auch beruflich und wie lange wirst Du bleiben?

“Im Sommer sind wir jedes Jahr für mindestens einen Monat in Hannover, um unsere Familien und Freunde zu besuchen. Wahrscheinlich bleiben wir bis Anfang September. Die Schulferien in Spanien dauern zehn Wochen und auch für uns gibt es weniger zu tun. Der Tourismus im Sommer lockt mehr die Badeurlauber an, die Hauptsaison für Wanderer ist eher von Oktober bis Mai. Natürlich nutze ich die Zeit auch, um berufliche Kontakte zu knüpfen und die Kanaren als Destination zu präsentieren. Aktuell ist das aber nur eingeschränkt möglich. Es weiß halt keiner, wo die Reise in Zukunft hingehen wird.”

Eine letzte Frage: die Einheimischen nennen Dich „Lolo“. Wie kam dieser Name zustande bzw. was bedeutet er?

“Mein Name Arndt hat für Spanier den Nachteil, dass er vier aufeinanderfolgende Konsonanten beinhaltet. Das gibt es im spanischen eigentlich nicht. In meiner ersten Station in Alicante haben meine Mitspieler meinen Namen gelesen und mir daraufhin dann einen typisch spanischen Namen gegeben, weil sie sich an Arndt nicht rangetraut haben. Da ich damals noch kein spanisch gesprochen habe, konnte ich mich nicht wehren 🙂 

Zu meinem Glück habe ich bei meiner Ankunft auf Teneriffa dann gleich gesagt, dass ich Lolo heiße 🙂 und jetzt warte ich eigentlich nur noch, dass der Name auch in meinem Pass eingetragen wird 🙂

Viele Freunde aus Deutschland, meine Familie und manchmal auch meine Eltern sagen inzwischen auch Lolo zu mir. Eigentlich ist das die Kurzform von Manolo, dem spanischen Manuel. Das ist ein bisschen so, als würde man einen Spanier mit für uns schwer auszusprechendem Namen wie Jorge in Deutschland Hansi nennen…”

 

Wir wünschen Arndt und seiner Familie alles Gute für die Zukunft, bedanken uns für das tolle Interview und haben für Euch, liebe Leser ein paar Links. Hier könnt Ihr sehen, wie „Lolo“ arbeitet, seine Projekte und wie schön die Insel ist.

 
 
 
 
 
Die Bilder hat uns Arndt ebenfalls zur Verfügung gestellt. Vielen lieben Dank hierfür. Na, erkennt Ihr ihn als Handballer (Nummer 13) noch?
 
Und demnächst könnt Ihr Arndt auch in meinem Podcast hören. Da wird er uns noch ausführlicher von sich, seiner Zeit als Handballer, seinen Anfängen in Spanien und und und… erzählen. Freut Euch drauf. Ich werde Euch rechtzeitig benachrichtigen.
 
 
 
Bleibt gesund und passt auf Euch auf!