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Was macht eigentlich…

Sverre Jakobsson…

Fünf Jahre hat Sverre Jakobsson beim Handballclub TV Großwallstadt gespielt. In dieser Zeit hat er mit seiner sympathischen Art viele Freunde gefunden, die ihm bei seinem Abschied im Jahr 2014 sehr nachtrauerten.

Erst Spieler, jetzt Trainer

In seinem Heimatort Akureyri spielte Sverre zunächst noch beim Club KA Akureyri, ehe er nach einem Jahr seine aktive Karriere beendete und danach die Mannschaft als Trainer übernahm. Doch vom Trainergehalt alleine kann der 39-Jährige seine Familie nicht ernähren. Deshalb arbeitet der ehemalige Kreisläufer noch in einer Wirtschafts- und Steuerfirma als Consultant. Der Isländer kann sich also über mangelnde Arbeit nicht beschweren. „Ich habe wirklich viel zu tun und wenn ich so weitermache, werde ich wohl nicht alt werden“, grinst er. Aber die Arbeit macht ihm auch viel Spaß. Vor allem dem Nachwuchs vieles beizubringen und sie zu gestandenen Spielern zu formen, hat er sich zur Aufgabe gemacht. „Unsere Stadt ist nicht sehr groß, hat so um die 16 000 Einwohner. Daher gibt es auch nicht all zu viele Handballer in Akureyri“, sagt Sverre. Aber alle haben einen Traum. Sie wollen nach Deutschland und Profi werden.

Alle waren im Fußball-Fieber

Doch Handball steht derzeit etwas im Hintergrund. Die Fußballer haben bei der vor ein paar Tagen abgeschlossenen EM einen Hype ausgelöst. Bis ins Viertelfinale haben sie es geschafft, ehe gegen Frankreich Endstation war. Doch ganz Island steht Kopf und Sverre sagt: „Wir alle sind unglaublich stolz auf unsere Fußballer. Was sie erreicht haben, ist einfach toll.“ Kein Wunder, dass zig Tausende Menschen jüngst in der Hauptstadt Reykjavik ihre Helden bei deren Rückkehr feierten.
„Ich kann es kaum fassen, dass wir soweit bei einer EM gekommen sind. Wir haben uns gewünscht, an einem großen Turnier in Deutschland teilzunehmen, wollten das dann einfach genießen und jetzt ist so eine riesige Partie daraus geworden. Nach dem Englandspiel haben wir hier alle Kopf gestanden. So etwas habe ich noch nie erlebt“, schildert Sverre die Stimmung im Land. In Island haben 99 Prozent das Spiel gegen England geschaut. Gegen Frankreich wurde die 100 Prozent-Marke geknackt. „Das wäre ja schon illegal, dieses Spiel zu verpassen“, lacht Sverre.
Er sagt, dass durch diesen Erfolg der Handball nun etwas in den Hintergrund gerückt ist. “Wir merken das schon seit zwei, drei Jahren. Wir Handballer haben zwar schon bei großen Turnieren mitgespielt, aber wir haben nicht den großen Erfolg. Die Fußballer haben schon zweimal gegen Holland gewonnen, haben mehr Erfolg und bekommen natürlich jetzt auch mehr Aufmerksamkeit. Unser Handball-Nationalteam war jahrelang Erster in unserem Land. Jetzt kann es sein, dass uns die Fußballjungs vom ersten Platz wegschieben. Trotzdem sind wir unglaublich happy über die Entwicklung. Guck mal, die Basketballer haben schon in Deutschland Turniere gespielt, die Handball sowieso und jetzt die Fußballer. Es ist unglaublich.“ Gerade einmal cirka 100 Fußballprofis gibt es in Island. Sie alle spielen im Ausland. Und trotzdem brachte die Nationalmannschaft so eine tolle Leistung bei der EM. An was liegt das? Sverre sagt: „Warum wir so gute Leistungen bringen, ist echt schwer zu erklären. Vielleicht ist das eine Mentalitätssache. Wir sind immer gut drauf, versuchen immer 100 Prozent zu geben und kämpfen bis zum Umfallen. Manchmal fehlt uns die Qualität. Aber das machen wir durch Kampf und Zusammenhalt wieder gut.“
Nicht nur der ehemalige Großwallstädter glaubte an das Wunder vom Finale. Der Großteil seiner Landsleute war sich sicher, dass Frankreich geschlagen werden kann. Dass es nun nicht geklappt hat, ist nicht schlimm. „Ganz Island ist unglaublich stolz auf unsere Fußballer und dementsprechend wurde auch gefeiert.“

Bald geht die Vorbereitung los

Er kennt Aron Gunnarsson, Kapitän der Nationalmannschaft schon als kleinen Knirps. „Er kommt auch aus Akureyri wie ich. Ich kann mich erinnern, wie er mit seinem Papa und seinem Bruder Aron, der mittlerweile beim Bergischen HC Handball spielt, als kleiner Pimpf zum Handball gucken in die Halle gekommen ist. Seit der Zeit sind wir immer in Kontakt.”
Die letzten Wochen hat Sverre das Training seiner Mannschaft so gelegt, dass alle immer die Spiele der Isländer schauen konnten. Nun ist der Alltag wieder eingekehrt und Sverre kann sich in aller Ruhe mit seinem Team auf die kommenden Aufgaben vorbereiten. Die Vorbereitung geht nun bald los und richtig ernst wird es ab 8. September. 

Unsere Bilder zeigen Sverre während seiner Zeit beim TV Großwallstadt. Unser Dank geht hierfür an Klaus Roos, der uns die schönen Aufnahmen zur Verfügung gestellt hat.