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Christos und seine Träume

Für Christos Erifopoulos von den TVG-Junioren läuft es richtig gut. In der A-Jugend-Bundesliga ist er nicht mehr wegzudenken. Und die nächste Einladung von seinem Heimatland Griechenland hat er auch schon wieder auf dem Tisch liegen. Diesmal geht es für den 18-Jährigen zum Mittelmeer Cup nach Marokko. Er und die griechische Junioren-Nationalmannschaft messen sich vom 9. Februar an acht Tage mit dem Gastgeber, mit Spanien, Frankreich, Kroatien, Ägypten, Bosnien, Albanien oder Tunesien. Der Rückraumspieler freut sich sehr „über meine erneute Nominierung und ich hoffe, dass ich viele Einsätze bekommen werde. Ich werde mein Bestes geben.“

Bester Torschütze im Team

In seiner Mannschaft bei den TVG-Junioren ist er der beste Torschütze. Aber deshalb abzuheben, daran denkt er nicht im Traum. Im Gegenteil. „ich habe auch ganz tolle Mitspieler, die sehr gut spielen, die mich immer wieder gut in Szene setzen und dadurch habe ich natürlich viel Platz fürs Toreschießen.“ Sein Trainer, André Seitz, kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen: „In Wirklichkeit ist es so, dass Christos ein unglaublich sicherer Siebenmeter-Schütze ist. Er bringt eine gesunde Portion Selbstbewusstsein mit, ist wahnsinnig kreativ. Und er zockt auch schon das eine oder andere Mal und nimmt sich Würfe.“ Das bringt den Coach ab und an zur Verzweiflung. Doch Seitz sagt weiter: „Ich will ihm auf keinen Fall seine Kreativität nehmen. So wie es ist, ist es gut. Christos kann sehr viele verschiedene Varianten spielen, hat einen schnellen Armzug, hat Schlagwürfe drauf. Also ein gutes Repertoire.“

Mit Windeln in der Hose angefangen

Mit dem Handball spielen angefangen hat der 18-Jährige schon als kleiner Pimpf. „Ich glaube, ich
hatte noch Windeln an, da hatte ich schon den Ball in der Hand“, grinst der sympathische Handballer mit griechischen Wurzeln. Geboren wurde Christos in Erlenbach. Derzeit hat er die deutsche und die griechische Staatsbürgerschaft. „Doch spätestens jetzt mit 18 muss ich mich entscheiden,“ sagt er. Seine Großeltern kommen ursprünglich aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Thessaloniki, wohnen aber, wie seine restliche Familie auch, schon seit Jahren in Deutschland. Christos versteht zwar die griechische Sprache sehr gut, doch „griechisch sprechen kann ich leider nicht.“ Seine beiden älteren Brüder Panagiotis und Fotios sind ebenfalls Handball verrückt im positiven Sinne – ebenso wie die Eltern, die ihre Söhne unglaublich unterstützen. Panagiotis spielt mittlerweile beim Zweitligisten SG Bietigheim, Fotios hat die Handballschuhe wegen seines Studiums an den Nagel gehängt.

Abi steht an

Christos besucht derzeit die zwölfte Klasse des HSG, will sein Abitur möglichst gut bestehen. Was er danach machen will, weiß er noch nicht genau. „Auf jeden Fall irgendwas mit Sport und Wirtschaft.“ Doch sein heimlicher Traum ist es, Handballprofi zu werden. Dafür arbeitet er hart. Mit fünf Jahren spielte er beim TV Erlenbach, in der C-Jugend für die JSG Wallstadt und ab dem B-Jugend-Alter ist er bei der Akademie. Dienstags und freitags trainiert er beim Drittligisten SG Bruchköbel, für den er ein Zweitspielrecht hat und Einsätze bekommt. Montags hat er DHB-Stützpunkttraining bei Heiko Karrer, mittwochs, donnerstags und freitags trainiert er beim TVG. Zusätzlich findet man den jungen Mann noch im Kraftraum.
Klingt nach wenig Freizeit und wir fragen ihn, ob neben Schule und Handball denn noch Zeit für andere Aktivitäten bleibt. „Ja, klar. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Freundin. Sie spielt zwar kein Handball, aber sie unterstützt mich total. Ich unternehme viel mit meinen Brüdern, wenn sie denn greifbar sind und mit meinen Eltern.“ Im Hause Erifopoulos steht Handball im Vordergrund. Manchmal wird es der Mama ein bisschen zu viel. „Doch da muss sie durch“, lacht Christos. „Wir sind eben handballverrückt.“
Die Ziele des Rückraumspielers sind, das Abitur so gut es geht zu machen und sportlich zunächst in der dritten Liga Fuß zu fassen. Danach will er soweit kommen, wie es geht. Er will sich weiter entwickeln, hat im nächsten Jahr noch ein A-Jugend-Jahr und daher auch die Zeit, die er braucht. André Seitz: „Bei Christos ist alles möglich. Er ist absolut zuverlässig, trainiert hart und – was sehr wichtig ist – er hat die volle Unterstützung seiner Eltern. Was die alles für ihn machen, ist super. Ein Problem könnte seine Größe werden. Mit 1.80 Meter ist er nicht der größte Spieler. Doch er kann sich auch auf Linksaußen empfehlen. Es gibt auch genug andere Spieler, die das so gemacht haben. Ich traue ihm einiges zu.“

Sport, Mathe und Wirtschaft

Christos, dessen Lieblingsschulfächer neben Sport noch Mathe und Wirtschaft sind, hat mit Karabatic ein Vorbild. „Ich habe mir viel von ihm abgeschaut. Mir gefällt, wie er spielt. Schon immer.“ Sein Lieblingsverein ist die SG Flensburg/Handewitt.
Einmal musste er lange pausieren. Das war für ihn richtig schlimm. „Ich habe mir beim bayerischen Schulentscheid im Finale den Schienbeinkopf gebrochen und musste acht, neun Monate pausieren. Das war heftig.“ Ansonsten steckt er Schulterschmerzen oder Bänderrisse einfach weg. „Handball hat sich stark entwickelt. In der dritten Liga wird schon wesentlich stärker, aggressiver als in der Jugend gespielt. Da geht es echt zur Sache“, weiß er zu berichten. Daher meint auch sein Coach, dass er körperlich noch etwas zulegen muss. Doch seine Schnelligkeit darf darunter nicht leiden.

Er hat sich mit der A-Jugend das Ziel gesetzt, zunächst einmal unter die ersten sechs zu kommen. Wenn das gesichert ist, soll die deutsche Meisterschaft her. „Es ist schön, zu hören und zu sehen, wie meine Jungs sich die Ziele setzen und wie sie alles geben, um die selbst gesteckten Ziele auch zu erreichen. Da wird alles dem Sport untergeordnet. Bei Christos sowieso“, sagt Seitz.
Daher wurde auch der griechische Handballverband auf das Talent aufmerksam. Seine Dynamik und seine Spielübersicht haben sich bis in den Mittelmeerstaat herumgesprochen. Im April wurde er daher erstmals zu einem viertägigen Lehrgang nach Veria (Griechenland) zur Junioren-Nationalmannschaft eingeladen. Beim anschließenden Ländervergleich mit Rumänien, Kroatien, Israel, Österreich und Bosnien-Herzegowina konnte sich Christos mit starken Leistungen auszeichnen. Daher wurde er sofort wieder für den nächsten Lehrgang nominiert. „Doch da hatten wir die wichtigen Spiele gegen Hanau und Wetzlar. Deshalb habe ich abgesagt“, so Christos. Jetzt steht der Mittelmeer Cup an.

Wir wünschen Christos nur das Beste und dass sich sein Traum vom Handballprofi erfüllen wird.
Das Bild hat uns Christos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.