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Handball – 3. Liga: Unentschieden für den TV Kirchzell zum Rückrundenauftakt gegen Haßloch

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

In der dritten Handball-Liga trennte sich zum Auftakt der Rückrunde der TV Kirchzell gegen die TSG Haßloch. Die HSG Rodgau Nieder-Roden erlitt Schiffbruch in Waldbüttelbrunn. Gelnhausen und Hanau gewannen souverän.

 

„Ob wir einen Punkt gewonnen oder verloren haben, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass es ein erkämpfter und vor allem scheißwichtiger Punkt für uns ist“, sagte TVK-Trainer Andi Kunz nach Schlusspfiff. Tatsächlich hatten beide Mannschaften in der umkämpften und teilweise hektischen und fehlerbehafteten Partie beim 25:25 (14:15) die Chance auf den Sieg. Haßloch vielleicht noch mehr als Kirchzell, denn die Gäste führten in Halbzeit eins bereits mit 10:4 (20.) und in Halbzeit zwei stand es 21:16 (41.) für die TSG. Wie sich die Kirchzeller zweimal zurück gekämpft und Moral und Charakter bewiesen haben, war große Klasse.

Die Teams waren bis zur achten Minute beim 3:3 gleichauf. Danach zogen die abgezockten Gäste auf 6:3 und 10:4 davon. Doch die Hausherren wussten um die Wichtigkeit dieses Spiels, kämpften sich vor einem begeisternd mitgehenden Publikum zurück. Der schnelle Antonio Schnellbacher auf Außen verkürzte mit drei Toren auf 12:13 und der unermüdlich ackernde Leon David am Kreis traf zum Ausgleich. Letztlich ging es mit 14:15 in die Kabine. Zuvor gab es noch einen Aufreger, denn die Gäste bekamen nach dem Pausenpfiff noch einen Freiwurf zugesprochen und dieser traf Joshua Osifo mitten im Gesicht. Lars Hannes sah daraufhin „Rot“ und musste die zweiten 30 Minuten zuschauen.

Lino Messerschmidt (links) war einer der Besten im Team der TSG Haßloch

Nach Wiederbeginn hatte der Gast, der in Torhüter Bitz, Rückraumspieler Triebskorn und Kreisläufer Messerschmidt seine Aktivposten hatte, wieder den besseren Start und ehe sich der TVK versah, lag er erneut arg im Hintertreffen. Zu diesem Zeitpunkt brachten die TVK-Trainer Moritz Klenk vom Zweitligisten TV Großwallstadt. Der Linksaußen des TVG wurde ab sofort mit einem Zweitspielrecht ausgestattet und konnte – da das Spiel des TVG in Dormagen abgesagt wurde – gleich seinen neuen Verein unterstützen. Doch bis er in der 40. Minute zum Einsatz kam, setzten die TVK-Trainer auf ihre bewährten Kräfte. Diese waren Spieß, Osifo, Polixenidis, Schnellbacher, David und Gläser, der erneut aushalf.

Moritz Klenk verwandelte zunächst einen Siebenmeter souverän, stand gut in der Deckung und agierte sehr aufmerksam. Es dauerte nicht lange und der TVK kam erneut zum Ausgleich (21:21 – 50.). Nun war es ein Kampf auf Biegen und Brechen und die Schlussminuten an Spannung nicht mehr zu überbieten. Dem 25:24 ließ Max Gläser den Ausgleich folgen. Beide Seiten nahmen noch einmal die Auszeit und besprachen die letzten Sekunden. Haßloch war 25 Sekunden vor Schluss in Ballbesitz, spielte die Zeit clever herunter und der Schuss von Triebskorn wurde vom TVK-Keeper Löffelmann gehalten. Das Spiel war aus und Andi Kunz sagte: „Wir sind gegen abgezockte Gegner zweimal zurückgekommen. Das ist nicht selbstverständlich und kämpferisch unglaublich stark.“ TSG-Coach Reckenthäler haderte ein bisschen damit, dass „wir den TVK immer wieder stark gemacht haben. Wir hatten die Möglichkeit zu gewinnen, sind aber auch mit dem einen Punkt zufrieden.“

 

Peinliche Niederlage beim abgeschlagenen Schlusslicht

Die HSG Rodgau Nieder-Roden blamiert sich mit 30:32-Niederlage zum Auftakt der Rückrunde bei der DJK Waldbüttelbrunn, dem bis dato punktlosen Schlusslicht. Tabellenletzter sind die Unterfranken zwar auch nach diesem Spieltag weiterhin – aber nun haben sie dank eines vollauf verdienten 32:30-Sieg über die Gäste aus Südhessen die ersten beiden Pluspunkte auf ihrem Konto.

Noch tags darauf war HSG-Trainer Jan Redmann restlos bedient, wenn er über die Darbietung seiner zu Aufbauhelfern mutierten Schützlinge sprach: „Das war die peinlichste Leistung, die ich in 25 Jahren als Trainer gesehen habe.“ Was den erfahrenen Coach vor allem auf die Palme brachte, war die Tatsache, dass er das Unheil hatte kommen sehen. „Ich habe die Mannschaft direkt vor dem Spiel noch mal davor gewarnt, den Gegner zu unterschätzen, da er nichts mehr zu verlieren hat und befreit aufspielen kann“.

Doch sein Team ließ dann auf dem Spielfeld fast alles vermissen, was in dieser ausgeglichenen Liga für einen Erfolg selbst über den abgeschlagenen Tabellenletzten vonnöten ist: Konzentration, Einstellung, Kampfkraft, Kompromisslosigkeit in der Abwehr, Effizienz im Abschluss. Zwar zeigte auch der Gegner keine überragende Leistung, aber Waldbüttelbrunn agierte laut Redmann „sehr diszipliniert, hat die Angriffe lange ausgespielt und sie sehr häufig mit einem Torerfolg beendet“. Dennoch lagen die Gäste bis kurz vor der Halbzeit meist in Führung, aber weil ihnen dann noch zwei dumme Fehler unterliefen, hatten die Hausherren zur Pause mit 12:10 die Nase vorn.

Direkt nach dem Seitenwechsel vergaben die „Redmänner“ zwei völlig freie Würfe und waren auch in der nun etwas offeneren Deckung nicht gedankenschnell genug, sodass sich die Gastgeber auf 17:13 absetzen konnten. Und es kam noch schlimmer für die Gäste, die ab der 36. Spielminute auf Henning Schopper verzichten mussten, der einem Gegenspieler bei einem Konter in die Beine gelaufen war und deshalb „völlig berechtigt“ (Redmann) die Rote Karte gesehen hatte: Waldbüttelbrunn baute den Vorsprung auf 20:14 (39.) beziehungsweise 28:23 (55.) aus und schien einem ungefährdeten Sieg entgegenzusteuern. Doch dank einer bei doppelter Überzahl praktizierten Manndeckung erzielten die Rodgauer vier Treffer in nur anderthalb Minuten, und beim 28:27 knapp vier Minuten vor dem Ende hätte die Partei noch einmal kippen können. Doch die Gastgeber machten spätestens mit dem 31:28 (59.) den Sack zu und die vor dem Spiel haushoch favorisierten „Baggerseepiraten“ zur Lachnummer der Liga.

Jan Redmann wollte sich dann – anders als sonst – auch gar nicht vor sein Team stellen: „Es fehlt auf einigen Positionen an Alternativen, manchen Spielern auch einfach an Qualität und der gesamten Mannschaft eine ordnende Hand auf dem Feld, die Ruhe reinbringt.“ Was den Rodgauer Übungsleiter aber am meisten störte, war die mangelnde Konzentration. „Und das ist uns nicht zum ersten Mal gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner passiert.“ Explizit aus seiner Generalabrechnung heraus nahm Redmann nur die beiden A-Jugendlichen Ben Seidel, mit 10 Treffern(!) bester Werfer der HSG, und den zweifachen Torschützen Nick Weiland. „Sie haben das gezeigt, was bei fast allen anderen gefehlt hat, nämlich Leidenschaft, Einsatz und der Wille, sich zu quälen und dorthin zu gehen, wo es auch mal wehtut“, so der eigenen Angaben zufolge „unfassbar enttäuschte“ Trainer.

 

HSG Hanau gegen VfL Gummersbach II eine Klasse besser  

Die HSG Hanau hat gegen den VfL Gummersbach II überzeugt und beim 41:29 (19:14) beide Punkte in der eigenen Halle behalten. Ein Max Bergold in bestechender Form und ein klasse aufgelegter Fabian Tomm im Tor sicherten dem Team von Trainer Hannes Geist den verdienten Heimsieg.

„Ich bin absolut zufrieden! Wir haben heute ein attraktives Handballspiel gesehen“, lobte Geist nach dem Abpfiff und warf auch einen Blick zurück an den Saisonbeginn: So sei damals, beim 25:20-Auswärtssieg im Hinspiel, der Spielstil seines Teams von Seiten des Gegners als langsam, behäbig und unschön kritisiert worden. „Natürlich haben wir diese Kritik für uns angenommen und es freut mich, dass heute der Knoten bei den Jungs geplatzt ist. Mein Team hat das überragend gemacht und ist super in die Rückrunde gestartet.“

Die 460 Zuschauer in der lautstarken Main-Kinzig-Halle merkten schnell, dass sich das junge Hanauer Team um Kapitän Jannik Ruppert viel für das Heimspiel vorgenommen hatte. So spielte die HSG von Beginn an druckvoll nach vorne und geriet nur ein einziges Mal in den 60 Minuten, beim 4:3 von VfL-Rückraumshooter Moritz Köster, in das Hintertreffen. Spätestens nach dem 10:8 (15.) durch eine schnelle zweite Welle über Marc Strohl, nahm Hanau erstmals das Heft deutlich in die Hand und behauptete im restlichen Verlauf der Partie einen ordentlichen Vorsprung.

Während im Angriff alles zu funktionieren schien, blieb die ansonsten zweikampfstarke Defensive der Hausherren etwas unter ihren Möglichkeiten. „Unsere Deckung war vielleicht nicht überragend mit 29 Gegentoren, aber ich glaube, was wir nach vorne gemacht haben, war einwandfrei“, meinte Geist später. „Aus jeglichen Ballgewinnen sind wir direkt in das Konterspiel gegangen und haben schnelle Tore gemacht. Im Sechs-gegen-sechs haben wir ebenfalls viele gute Lösungen gefunden.“ So auch beim 16:11 durch den wurfgewaltigen Luca Braun (24.), der in zweiten Welle durch die Abwehr des VfL Gummersbach II brach. Den 19:14-Halbzeitstand stellte Jan-Eric Ritter per Stemmwurf her.

Noch vor der Pause hatte es auf der Torhüterposition der HSG einen Wechsel gegeben. Der bis dahin glücklose Can Adanir machte Platz für seinen Teamkollegen Fabian Tomm, der in der Folge zur Hochform auflief und mit zahlreichen Paraden den VfL zur Verzweiflung brachte. Auch im zweiten Durchgang setzte sich das Bild fort. Wenn die Bundesliga-Reserve des VfL einmal Gefahr ausstrahlte, dann im Spiel über die beiden Außen. Die HSG machte aber wesentlich mehr aus den eigenen Möglichkeiten, so auch in 36. Minute, als Cedric Schiefer am Neunmeter zum Wurf ansetzte und das 23:16 erzielte. Nur wenig später erarbeitete der Rückraumakteur den Ball in der Abwehr und schickte Luca Braun auf die Reise, der zum 25:17 (38.) erfolgreich war.

Gummersbach zeigte in dieser Spielphase Nerven und leistete sich erneut einige Ballverluste, die Hanau prompt bestrafte. Bergold warf mit einem weiteren Siebenmetertreffen den ersten 10-Tore-Vorsprung beim 30:20 (45.) heraus. Ein Rückstand, von dem sich die Gäste nicht mehr erholten. Bergold, Ritter & Co. blieben mit dem Fuß auf dem Gas und konnten sich weiterhin auf Tomm im Tor verlassen, der in der 53. Minute auch einen Gesichtstreffer von Köster wegsteckte.

Nach der berechtigen Zeitstrafe gegen den VfL-Akteur baute Hanau den Vorsprung weiter aus: Robin Marquardt bediente seinen Kreisläufer David Rivic am Sechsmeter, der das 39:26 herauswarf, bevor Julian Fulda mit dem 40:28 (59.) den Klassenunterschied perfekt machte. Der eingewechselte Philipp Busse sorgte für den 41:29-Endstand.

 

 

TV Gelnhausen wie im Rausch

Der TVG beim Jubeln

Der TV Gelnhausen surft weiter auf einer Welle des Erfolgs und gewannen das Derby bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II mit 30:22 (15:10). Dabei begann die Partie mit einem Schockmoment. Leon Boczkowski verletzte sich nach nicht einmal einer Minute ohne Einwirkung des Gegners schwer und konnte nicht mehr weiterspielen. Er wird den Gastgebern sicherlich eine Weile fehlen. “Wir wünschen Leon alles Gute”, sagte Geiger nach dem Spiel. Beide Mannschaften kamen danach glücklicherweise gut ins Spiel und lieferten sich bis zur 17. Minute ein Duell auf Augenhöhe. Maduwuike Okpara traf für das Heimteam zum 6:7.

Doch anschießend brachte sich Dutenhofen/Münchholzhausen durch zahlreiche Zeitstrafen immer wieder selbst aus dem Rhythmus. Während die Schiedsrichter gegen den TV Gelnhausen insgesamt vier Zweiminuten-Strafen verhängten, traf es die Gastgeber gleich neun Mal. In der hektischen Schlussviertelstunde der ersten Hälfte behielten die TVG-Youngster stets kühlen Kopf und konnten sich so bis zur Pause bereits auf 15:10 absetzen.  

Im zweiten Durchgang bot sich ein ähnliches Bild. Mit einem Fünf-Tore-Lauf zwischen der 35. und 39. Minute baute der TV Gelnhausen den Vorsprung frühzeitig auf acht Tor aus (21:13). Davon sollte sich Dutenhofen/Münchholzhausen nicht mehr erholen. Das lag aber auch daran, dass sich das Geiger-Team an diesem Abend keine einzige Schwächephase erlaubte. Nach 48 Minuten führte der TVG beim Stande von 25:15 erstmals mit zehn Toren. Am Ende hieß es 30:22 für die Barbarossastädter. Angesichts dieser Leistung und der tollen Auftritte in den Wochen zuvor kann man nicht oft genug erwähnen, dass diese Mannschaft einen Altersdurchschnitt von nicht einmal 22 Jahren vorzuweisen hat und mit ihrer Entwicklung im semiprofessionellen Bereich gerade erst angefangen hat. Anstelle des erwarteten Abstiegskampfes liegt der TVG nach 14 Spieltagen lediglich drei Zähler hinter einem Relegationsplatz zur Aufstiegsrunde in die 2. Bundesliga.