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In der dritten Handball Liga, Staffel Süd-West, gewann die HSG Hanau das Hessenderby gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II. Der TV Gelnhausen bleibt Sieger gegen Friesenheim-Hochdorf II und die HSG Rodgau Nieder-Roden brachte die Punkte aus Mundenheim mit nach Hause.
Taktischer Schlagabtausch im Hessenderby
Die Revanche im Hessenderby ist geglückt und die HSG Hanau hat am Samstagabend mit einem 29:22 (16:11)-Heimsieg klar über den Ligarivalen HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II triumphiert. Beim Duell in der Hanauer Main-Kinzig-Halle zeigten die Hausherren gerade im zweiten Spielabschnitt eine extrem abgeklärte Leistung und konnten sich dabei einmal mehr im Tor auf Benedikt Müller sowie am Kreis auf David Rivic (8 Tore) verlassen. Mit 26:22 Punkten belegen die Brüder-Grimm-Städter in der Staffel nun den achten Platz.
„Das war heute ein Mannschaftserfolg von vorne bis hinten“, lobte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach Spielende. „Alle haben super gearbeitet. Unsere Abwehr scheint nun so langsam zu fruchten, wir kriegen heute nur 22 Gegentore. Die Jungs haben das Bravourös gemacht und man sieht einfach, dass sich das Team entwickelt.“
Die spannende und unterhaltsame Begegnung war dabei auch ein Duell der taktischen Raffinessen beider Trainer. Hatte Dutenhofen/Münchholzhausen II im Hinspiel noch klar den Ton angegeben, beantwortete Geist die starke 3:2:1-Deckung der Grün-Weißen von Coach Axel Spandau mit einem Sieben-gegen-Sechs-Spielsystem im Angriff. Großer Applaus dabei gleich am Anfang, denn in der vierten Spielminute kehrte HSG-Rückraumspieler Luca Braun nach sechsmonatiger Verletzungspause auf das Spielfeld zurück. Dafür blieb Cedric Schiefer, der unter der Woche krankheitsbedingt nicht mit dem Team hatte trainieren können, auf der Bank.
Obwohl Hanau mit seinen Spiel über die beiden Kreisläufer in den Anfangsminuten immer wieder David Rivic gut eingebunden bekam, schien der taktische Kniff zunächst nicht komplett aufzugehen. „Klar hatten wir uns darauf vorbereitet, aber wir waren in den Anfangsminuten im Sieben-gegen-Sechs nicht so diszipliniert, wie wir es trainiert hatten“, meinte Geist. Die jungen Grimmstädter leisteten sich so den einen oder anderen technischen Fehler und luden die Gäste zu einfachen Toren aus der ersten Welle ein. Bis auf 8:4 (13. Minute) baute Dutenhofen/M. II seinen Vorsprung in der Anfangsviertelstunde aus.
Einer, auf den sich Hanau wirklich verlassen konnte, war Torhüter Benedikt Müller, der ein ums andere Mal gute Chancen der Grün-Weißen wegnahm und zum sicheren Rückhalt wurde. Aus der Abwehr holte sich Hanau nun auch die Sicherheit. „Die Jungs haben aber immer an sich geglaubt und so haben wir dieses Spiel recht schnell drehen können“, so der Hanauer Coach, der in der Folge seine Abwehr umstellte und Dziugas Jusys und Ben Scharriär das Deckungszentrum schließen ließ. Mit seinem ersten Treffer seit dem 5. Spieltag brachte Braun die Grimmstädter mit 10:9 (20.) in Führung. Obwohl Dutenhofen-Coach Axel Spandau die Abwehr seiner Mannschaft nun auf eine 6:0-Deckung umstellte, nahm nicht den Fuß vor Gas, ganz im Gegenteil: Dennis Gerst legte per Doppelpack nach und brachte Hanau so die 15:10-Führung ein (27.). Noch vor der Pause wurde Hein von Braun auf Rechtsaußen mustergültig freigespielt und netzte das 16:10 ein. Mit 16:11 ging es in die Kabinen.
Aggressive und aktive Abwehr der Grimmstädter spielentscheidend
Nach dem Seitenwechsel knüpfte Hanau nahtlos an die starke erste Halbzeit an und verteidigte weiter bärenstark. „Da sieht man welche Breite der Kader hat und welches Potenzial die Jungs mitbringen, wenn alle fit sind“, so Geist, dessen Team selbst ohne Schiefer und Niklas Schierling im Rückraum, ein super Spiel machte. „Mit unserer aggressiven Abwehr haben wir viele Situationen für uns generieren können, das war heute eine echte Mannschaftsleistung“, so Geist. Etliche Male holten sich die Blau-Weißen das Spielgerät in der Abwehr und gingen dann mit viel Druck nach vorne, so auch beim 20:13 (38.) von Spielmacher Jan-Eric Ritter. Auf der Gegenseite strahlte bei den Grün-Weißen nur Topscorer Philipp Opitz im Rückraum größere Gefahr aus, Dutenhofens Mittelmann Lukas Gümbel hatte Hanau hingegen gut im Griff.
Kurz vor der Schlussphase wurde es noch einmal hektisch. In Unterzahl konterten die Gäste durch Gümbel zum 19:22 (49.) und kamen so noch einmal in Schlagweite. In der Abwehr räumte Okpara dann aber Luca Braun unsanft ab und wurde dafür in der ansonsten fair geführten Partie mit zwei Minuten auf die Bank geschickt. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Bergold sicher – 23:19. Nur wenig später ging HSG-Youngster Björn Gernoth, der am Samstagabend viele Spielanteile erhielt, im Zentrum an seinem Gegenspieler vorbei und markierte das 24:19 (51.).
„Gerade die jungen Spieler haben das ganze Jahr über einen wirklich guten Job gemacht und wir können sie jetzt einfach reinschmeißen“, verteilte Geist später ein Sonderlob an die Gernoths, Scharriärs und Heins im Kader. „Natürlich unterlaufen ihnen manchmal auch Fehler, aber man kann nur Erfahrungen sammeln, wenn man spielt und nicht auf der Bank sitzt.“ Da war es nur passend, das mit Jannes Hauer in der 59. Minute ein weiterer Youngster zur Siebenmeterlinie schritt und zum 29:21 (59.) verwandelte.
Breidenbach und Pilgrim glänzen bei TVG-Sieg
An diesen Abend werden Noah Pilgrim und Markus Breidenbach wohl noch lange zurückdenken. Der 19-jährige Junioren-Keeper, der normalerweise in der Oberliga zum Einsatz kommt, und der 34-jährige Torwart-Trainer des TV Gelnhausen ersetzten die beiden etatmäßigen Keeper Alexander Bechert und Daniel Drozdz und avancierten zur Show des Abends. Das außergewöhnliche Duo hatte vor 650 begeisterten Zuschauern einen großen Anteil am hart erkämpften 29:26 (13:11)-Sieg gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II.
Der TVG ging mit erheblichen Personalsorgen in die Partie. Neben den Langzeitverletzten Lasse Georgi (Schulterverletzung), Leon David (Bänderriss) und Max Bechert (Meniskusverletzung) fehlten mit Alexander Bechert (muskuläre Probleme) und Daniel Drozdz (U21-Nationalmannschaft) gleich beide etatmäßigen Torhüter. Dadurch rückte der 19-jährige Junioren-Torhüter Pilgrim ins Team, unterstützt vom 34-jährigen Breidenbach. Die abstiegsbedrohten Gäste wollten offensichtlich die Gunst der Stunde nutzen und hatten vier Spieler dabei, die eigentlich zum Kader der Zweitligavertretung Eulen Ludwigshafen gehören.
Das Spiel begann ausgeglichen, beide Teams begegneten sich auf Augenhöhe. Der TVG stand von Beginn an stabil in der Abwehr und Pilgrim zeigte gleich mit mehreren Paraden sein großes Talent. In der elften Minute erzielte Jannik Geisler die erste Zwei-Tore-Führung (5:3). Im Angriff ließ der TVG jedoch einige Chancen ungenutzt, sodass Friesenheim die Gelegenheit nutzte sich zurück zu kämpfen und in der 16. Minute sogar mit 7:6 in Führung ging.
Doch die Mannschaft von Cheftrainer Matthias Geiger bewies Moral und drehte das Spiel wieder, um sich eine erneute Zwei-Tore-Führung zu erarbeiten (9:7). Für den Rest der ersten Hälfte blieb die Partie umkämpft. Kapitän Jonathan Malolepszy traf mit dem Halbzeitpfiff zum 13:11 und sorgte für einen knappen Vorsprung zur Pause.
Mit Tempo aus der Kabine
Der TV Gelnhausen kam mit Tempo aus der Kabine und baute seinen Vorsprung durch schnelle Tore und starke Paraden von Pilgrim aus. Ein besonderes Highlight setzte der junge Torhüter in der 40. Minute, als er beim Stand von 18:14 seinen ersten Siebenmeter in der dritten Liga parierte. In der 41. Minute erzielte Geisler das 20:15, was den Barbarossastädtern eine vermeintlich komfortable Führung bescherte. Doch Friesenheim ließ sich nicht abschütteln und profitierte von einer Schwächephase des TVG, in der mehrere technische Fehler und Ballverluste die Gäste zurück ins Spiel brachten. In der 48. Minute stand es plötzlich nur noch 22:21 und das Spiel drohte zu kippen.
Mit der Einwechslung in der 50. Minute von Torwart-Trainer Markus Breidenbach setzte der TVG noch einmal einen neuen Impuls. Eine goldrichtige Entscheidung, denn Breidenbach avancierte mit mehreren spektakulären Paraden zur Schlüsselfigur in der Schlussphase. Mit seinen Glanzleistungen ermöglichte er dem TVG, sich erneut abzusetzen. In der 57. Minute sorgte er mit einem gehaltenen Siebenmeter beim Stand von 28:23 für die endgültige Entscheidung.
In der 60. Minute erzielte Kapitän Malolepszy seinen 200. Saisontreffer zum 29:25, womit er weiterhin die staffelübergreifende Torschützenliste der dritten Liga anführt. Friesenheim verkürzte in den Schlusssekunden noch zum 29:26-Endstand.
Breidenbach genoss seinen besonderen Einsatz: „Es war elektrisierend hier in der Halle. Vor 14 Jahren habe ich mein letztes Spiel in der ersten Mannschaft gemacht – und heute nochmal für den TVG aufzulaufen, war etwas ganz Besonderes. Es hat einfach mega viel Spaß gemacht.“
Pilgrim ergänzte: „Ich war natürlich sehr aufgeregt vor dem Spiel, aber es hat heute extrem viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre in der Halle war atemberaubend.“